Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
verwirrt durch die ständig wechselnden Kombinationen, wer zu einer Gruppe gehört und wer nicht und wer mit wem befreundet ist. Auch der Druck der Gruppe kann verwirren, wenn es darum geht, was als »cool« gilt im Hinblick auf Kleidung und Accessoires.
Freundschaften mit anderen Mädchen funktionieren nur selten
Das Mädchen mit Asperger-Syndrom wird beträchtliche Schwierigkeiten damit haben, diese neuen Dimensionen der Freundschaft zu begreifen und diesem Mädchenwird Logik, Wahrheit und Bequemlichkeit wichtiger sein als der Druck der Gruppe. Die Wahl der Kleidung richtet sich eher danach, was bequem ist, als danach, was gerade in Mode oder beliebt ist und meist sucht sich das Mädchen dann männliche Kleidung, da diese am bequemsten und praktischsten erscheint. Das Haar wird entweder besonders lang getragen, damit das Mädchen sich dahinter, wie hinter einem Vorhang, verstecken kann, oder aber besonders kurz aus Gründen der Bequemlichkeit, ohne dass das Mädchen den Wunsch hat, besonders feminin zu wirken.
Häufig schließt sie sich eher Jungen an
Während die Aktivitäten der anderen Mädchen verwirrend und unlogisch erscheinen, können die Aktivitäten der Jungen interessant wirken, weil sie eher auf körperlicher Aktivität als auf Gefühlen beruhen. Das Mädchen ist dann vielleicht an einer Gruppe von Jungen interessiert, von der es dann »aufgenommen« wird. Sie ist dann ein besonders männlich wirkendes Mädchen, das männliche Freunde hat, die tolerieren, dass da jemand »die Seiten gewechselt« hat; und auch hier ist es so, dass, wenn das Mädchen nicht weiß, was es in einer sozialen Situation tun soll, es von den Jungen eher Unterstützung erfahren und nicht ausgelacht werden wird – »Sie ist ein Mädchen, also versteht sie das nicht. Das ist aber schon okay.«
Das Kind mit Asperger-Syndrom braucht eine ausgeglichene Mischung aus Freunden des gleichen und des anderen Geschlechts und es bedarf vielleicht einer gewissen sozialen Arbeit, um sicherzustellen, dass das Kind von beiden Geschlechtern akzeptiert wird. Lehrer werden auf die Integration in bzw. den Ausschluss aus Gruppen achten müssen und sie werden Kinder desselben Geschlechts aktiv dazu ermuntern müssen, das Kind mit Asperger-Syndrom zu akzeptieren und zu integrieren.
Ein Mentor oder Kumpel
In der Phase 3 der Freundschaft besteht ein starker Wunsch nach einem echten Gefährten statt nach bloßem funktionalen Spiel. Kinder mit Asperger-Syndrom können sich einsam und traurig fühlen, wenn sich ihre Versuche, solche Freundschaften zu knüpfen, als Fehlschläge erweisen. 28 Sie benötigen Maßnahmen und Hilfestellungen bei Freundschaften, doch kann dies inzwischen erreicht werden, indem mit unterstützenden Gleichaltrigen oder Erwachsenen gesprochen wird. Einige normale Kinder, die sich von Natur aus zu Kindern mit Asperger-Syndrom hingezogen fühlen, können als Kumpel oder Mentoren erkannt und gefördert werden. Der Rat eines solchen Kameraden kann dem Kind wertvoller erscheinen als der der eigenen Eltern oder der Lehrer, besonders dann, wenn dieser über gute soziale Fähigkeiten verfügt und beliebt ist. Ein Mentor an der Schule oder ein Geschwisterkind kann Rat und Hilfe zum Beispiel im Hinblick darauf geben, was bei den Klassenkameraden im Bereich der Mode oder der Gesprächsthemen gerade besonders angesagt ist, damit das Kind weniger auffällt und damit andere sich weniger über es lustig machen, weil es »uncool« ist.
Aus der Sicht der Klassenkameraden hat das Kind mit Asperger-Syndrom wenig zu bieten, was den Bereich Freundschaft angeht. Es trägt keine modische Kleidung und hat kein Interesse an beliebten Fernsehserien oder an Werbung. Umgekehrt haben auch die anderen Kinder dem Kind mit Asperger-Syndrom wenig zu bieten – ihnen fehlt es insbesondere an Fachwissen. Peta, ein Mädchen mit Asperger-Syndrom und einem enzyklopädischen Wissen rund ums Wetter, findet andere Mädchen ihres Alters langweilig, weil sie nur über Zeitschriften und Make-up reden. Sie möchte viel lieber über Meteorologie reden, was wiederum den anderen Kindern als langweilig erscheint.
Die Integration in Gruppen ist oft schwierig
Das Kind mit Asperger-Syndrom kann sich meist nicht so einfach mit den neuen sozialen Gruppen identifizieren, die sich in diesem Alter entwickeln.
Das Kind wird häufig von Gruppen gemieden, die auf sportliche Fähigkeiten Wert legen, weil es ungeschickt ist.
Es wird von Lerngruppen gemieden, weil es einen anderen Lernstil
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