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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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bedeutsam wird. Was allerdings als klinisch bedeutsam angesehen wird, liegt in der subjektiven Entscheidung des Psychologen oder Psychiaters.
Posttraumatische Belastungsstörung
    Eine posttraumatische Belastungsstörung (Post Traumtic Stress Disorder, PTSD) kann die Folge des Durchlebens eines traumatischen Ereignisses oder einer Serie solcher Ereignisse sein. Die klinischen Symptome einer PTSD beinhalten Versuche, diesen Vorfall oder Erinnerungen an diesen Vorfall zu vermeiden sowie Anzeichen von Angst, Depression, Wut und sogar Halluzinationen, die mit dem auslösenden Ereignis (bzw. den Ereignissen) verbunden sind. Oft denkt man bei PTSD an Kriegserlebnisse oder sexuelle, körperliche und emotionale Missbrauchserfahrungen. Ich weiß, dass auch schweres und wiederholtes Bullying bei Kindern mit Asperger-Syndrom Symptome der PTSD auslösen kann (Kapitel 4) und bei ängstlichen Kindern mit Asperger-Syndrom besteht oft eine Angst vor körperlicher Verletzung durch Bullying. 31
Das Ereignis wird in Gedanken immer wieder erlebt
    Die Person kann immer wiederkehrende Erinnerungen des traumatischen Ereignisses haben, die sie nur schwer »wegdrücken« kann. Ein Jugendlicher mit Asperger-Syndrom beschrieb mir, dass er sich innerlich wie in einem Streit mit diesen ständigen Gedanken (das Opfer überaus bösartigen Bullyings zu sein) befinde. Er erklärte, diese innere Stimme lasse ihn »nicht so leicht zur Ruhe kommen. Immer mache ich mir Gedanken, was passiert ist und wie böse sich diese Person mir gegenüber verhalten hat.« Das ursprüngliche Ereignis war offensichtlich traumatisch, doch die ständig wiederkehrenden Gedanken darüber sorgen dafür, dass die Person auch die damit verbundenen Gefühle der Angst und des Leidens immer wieder durchlebt.
Behandlung mit Medikamenten und Psychotherapie
    Hier erfolgt die Behandlung durch Medikamente und Psychotherapie. Ich verwende Comic-Gespräche (mit Strichmännchen und Sprech-, Gedanken- und Gefühlsblasen), um der traumatischen Erfahrung des Kindes auf den Grund zu gehen und um Erklärungen dafür anbieten zu können, warum es zu dem Ereignis gekommen ist, wie die Person das Ereignis wahrnimmt und was die Gedanken und Motive aller daran Beteiligten, einschließlich der Person mit Asperger-Syndrom, dabei waren. DasElement der kognitiven Restrukturierung, das in der KVT verwendet wird, wird dann benutzt, um die Gedanken und Reaktionen zu verändern und um eine Lösung zu erzielen (siehe Seite 202).
Schulverweigerung
    Normale Kinder verweigern den Schulbesuch aus ganz verschiedenen Gründen; beispielsweise aus Angst, weil sie bestimmte Fächer vermeiden wollen oder weil sie lieber mit Freunden außerhalb der Schule zusammen sein wollen. Bei Kindern mit Asperger-Syndrom ist Schulverweigerung in der Regel auf Angst zurückzuführen. Bei jüngeren Kindern kann das oft die Angst vor der Trennung von der Mutter sein. Sie brauchen die Anwesenheit der Eltern, die ihnen Sicherheit und Hilfestellung geben. Das Klassenzimmer stellt für sie eine sehr herausfordernde Umgebung dar, die für ein beträchtliches Maß an Angst sorgt. In der Folge sind körperliche Angstsymptome möglich, etwa Schwindelgefühl, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Erkrankungen.
    Später kann dann der Zwiespalt zwischen dem Leben und den Umständen zu Hause und denen in der S chu le zu Schu lver weigerung führen. Auslöser können mangelnder schulischer oder sozialer Erfolg, die Angst, geärgert zu werden oder sensorische Überforderung sein.
Bei Therapien wird man erst bestimmen müssen, welche Aspekte der Schule diese Ängste hervorrufen, sodass man dann daran gehen kann, in der Schule und im Bereich der sozialen Integration für die entsprechenden Veränderungen zu sorgen.
Selektiver Mutismus
    Mädchen sind häu figer von selek tivem Mutismus betroffen als Jungen. Die Ursache für die Vermeidung von Sprache ist meist Angst. Wenn jemand Angst hat, gibt es für ihn verschiedene Reaktionsmöglichkeiten, die im Englischen griffig als »Fight-Flight-Freeze«, also »Kämpfen – Fliehen – Erstarren« bezeichnet werden. Die Angst kann dazu führen, dass die Person aufgeregt und ruhelos reagiert (Fight/Kämpfen) oder sie versucht, der Situation zu entkommen (Flight/Fliehen) und es erfolgt eine Form des »Erstarrens« in dem Sinne, dass die Person unfähig wird, an einem Geschehen teilzunehmen oder zu reden (Freeze/ Einfrieren). Kinder mit Asperger-Syndrom, die in frühen Jahren selektiven Mutismus entwickeln, können

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