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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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egal, ob du da bist oder nicht. Ich weiß, das tut weh, Süße, aber es war ihr immer egal.«
    »Das kann ich nicht. Sie würde es nicht dulden. Und ich habe es Dad versprochen.«
    »Und wenn du daran zerbrichst? Meinst du, dein Dad hat das gewollt? Würdigt sie dich überhaupt nur eines Blickes ?«
    Er hatte recht, das wusste sie. In Zeiten wie diesen wünschte sie, sie wären nicht schon so lange zusammen, er sähe nicht so viel. Aber er war am Abend der Aufführung dabei gewesen – und an anderen, ähnlichen Abenden. Er kannte sie und wusste, wie viel Schmerz sich in ihr angesammelt hatte. »Es geht nicht mal um sie. Das weißt du doch. Es geht um mich. Um die, die ich bin. Ich kann es … sie  … nicht loslassen.«
    »Dein Vater hat sich deswegen Sorgen gemacht, weißt du noch? Er hatte Angst, unsere Familie würde ohne ihn zusammenbrechen, und er hatte recht. Wir brechen auseinander. Du brichst zusammen und lässt dir von niemandem helfen.«
    »Doktor Burns hat gesagt, in einer Weile würde es Mom wieder bessergehen. Ich verspreche, dann stelle ich jemanden ein, der ihr Haus in Ordnung hält und sich um die Rechnungen kümmert, okay?«
    »Versprochen?«
    Sie küsste ihn leicht auf die Lippen. Es war überstanden. Einstweilen. »Zum Frühstück bin ich wieder da, einverstanden? Dann mach ich uns Omelettes mit Obst. Nur für uns beide.«
    Sie löste sich von ihm und eilte ins Bad. Als sie die Tür schloss, hörte sie, dass er etwas sagte. Sie verstand Sorgen und drückte die Tür fest zu.
    Ohne Licht zu machen, zog sie ihre Joggingsachen an und verließ das Schlafzimmer. Unten stellte sie die Kaffeemaschine an, rief die Hunde und trat hinaus in den kalten dunklen Februarmorgen.
    Sie trieb sich härter an als je zuvor, um ihren Kopf freizubekommen. Körperlicher Schmerz war viel besser zu ertragen als seelischer. Die Hunde liefen kläffend und spielend neben ihr her und verschwanden hin und wieder im tiefen Schnee am Straßenrand, kamen aber immer wieder. Als sie den Golfplatz erreicht hatte und umkehrte, tauchte die Morgenröte das Tal in goldenes Licht. Seit fast zwei Wochen hatte es nicht mehr geschneit, und die oberste Schicht war vereist und glitzerte in der fahlen Sonne.
    Sie schwenkte nach Belije Notschi und fütterte die Hunde auf der Veranda ihrer Mutter. Dies war nur eine der vielen Veränderungen in Merediths Stundenplan. Jetzt machte sie immer mindestens zwei Dinge auf einmal. Sie schlüpfte aus ihren Joggingschuhen und ging in die Küche, um den Samowar anzustellen, bevor sie die Treppe hinaufstieg. Als sie die Tür zum Schlafzimmer ihrer Mutter öffnete, war sie immer noch rot im Gesicht und atmete schwer.
    Das Bett war leer.
    »Verdammt!«
    Meredith ging hinaus in den Wintergarten und setzte sich neben ihre Mutter. Sie trug das Spitzennachthemd, das ihr Dad letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, und hatte eine blaue Mohairdecke um die Schultern gelegt. Ihre Unterlippe blutete, weil sie sich heftig darauf gebissen hatte. Sie trug Strümpfe, die schmutzig und feucht waren.
    Meredith wagte es, die Hand auszustrecken und auf die eiskalte Hand ihrer Mutter zu legen, doch fand sie nicht die rechten Worte zu dieser vertraulichen Berührung. »Komm jetzt, Mom, du musst was essen.«
    »Ich hab gestern gegessen.«
    »Ich weiß. Komm.« Sie umfasste die Hand ihrer Mutter und half ihr auf. Vom langen Sitzen auf der schmiedeeisernen Bank konnte sich ihr Körper nur langsam aufrichten und knackte bei jeder neuen Bewegung.
    Kaum stand sie aufrecht, entzog sie Meredith ihre Hand und schritt über den Plattenweg zum Haus.
    Meredith ließ sie vorgehen.
    Schließlich folgte sie ihr in die Küche, wo sie Jeff anrief und ihm mitteilte, dass sie nicht zum Frühstück nach Hause kommen würde. »Mom war wieder im Garten«, erklärte sie. »Ich denke, ich arbeite heute besser von hier aus.«
    »Ganz was Neues.«
    »Ach, komm, Jeff. Sei fair –«
    Er legte auf.
    Da das Freizeichen schmerzhaft in ihren Ohren dröhnte, rief sie Jillian an. Sie verfielen sofort in ihr vertrautes Geplauder und sprachen über die Uni, Los Angeles und das Wetter. Meredith hörte ihrer ältesten Tochter zu und staunte. Immer öfter in letzter Zeit kam es vor, dass diese selbstbewusste junge Frau über Chemie, Biologie und Medizin sprach. Und sie fragte sich, wie sie so schnell hatte erwachsen werden und ausziehen können. Erst gestern war Jillian noch ein kleines Pummelchen mit Zahnlücken gewesen, das den ganzen Nachmittag auf eine

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