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Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Ein Garten mit Elbblick (German Edition)

Titel: Ein Garten mit Elbblick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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an die Etikette wegen des doppelten Trauerfalls im Leben ihrer Cousine unerlässlich war. Niemand im Restaurant, der sich nicht nach ihr umgewandt hatte. Darum musste Emma sich nie bemühen, wenn sie einen Raum betrat, war sie immer auf einer Bühne.
    «Emma – was tust du hier? Bist du etwa allein?» Friedrich Grootmann sah sich suchend um, da war niemand, der zu seiner jüngsten Tochter gehören konnte. Oder besser umgekehrt.
    «Ach, Papa, immer sorgst du dich. Dabei besprecht ihr hier Geheimnisse, ich habe keine. Leider. Im Übrigen hatte ich äußerst sittsame Begleitung, meinen zukünftigen Schwager persönlich. Als ich euch durch dieses winzige Fenster sah, fand ich es angebracht, Carsten heimzuschicken. Wer könnte mich und meinen guten Ruf besser beschützen als ihr? Wollt ihr mir nicht endlich einen Stuhl zurechtrücken und euch wieder setzen? Ich habe schrecklichen Hunger.»
    «Emma, du bist unmöglich», zischte Felix, alle Tische waren besetzt, alle Gäste hatten ihre Ankunft gesehen und gehört, und Ernst sagte: «Wir haben etwas zu besprechen, wenn Carsten Levering sich tatsächlich von dir hat wegschicken lassen, sorgen wir für eine Droschke.»
    «Ganz reizend.» Emma strahlte ihren ältesten Bruder an, schickte ein paar ebenso strahlend lächelnde Blicke durch den fast nur von Herren in dunklen Anzügen besetzten Raum und glitt mit einem eleganten Schwung ihrer schlanken Hüften auf den vierten Stuhl am Tisch. «Später nehme ich gern die Droschke, Ernst. Wie lieb von dir, daran zu denken, dass ich die Pferdebahn und die Elektrische nicht mag.»
    «Nein, Felix.» Friedrich Grootmann legte seine Hand auf den Arm seines zu einer Antwort anhebenden Sohnes und setzte sich wieder. Seinen Söhnen blieb nichts, als es ihm gleichzutun. «Warum sollte Emma nicht hören, was wir hier zu besprechen haben», sagte er mit unauffällig gedämpfter Stimme, «und warum soll ich nicht mit meinen Söhnen und meiner Tochter lunchen? Tatsächlich, liebe Emma, müssen wir dich aber enttäuschen, hier wird kein Geheimnis verhandelt. Das ist ein gut besuchtes Restaurant, Geheimnisse verhandeln wir hinter schalldicht gepolsterten Türen.»
    «Vater, bitte!» Ernst sah seinen Bruder hilfesuchend an, leider interessierte Felix sich gerade sehr für das unberührte Ragout auf seinem Teller.
    «Wir sprechen über Henriettas Erbe, Emma», fuhr ihr Vater unbeirrt fort. «Es mag misslich sein, das hier auch mit dir zu besprechen, aber immer noch besser», seine leise Stimme wurde sehr kühl, «als dir weiter bei deinen Allüren zuzusehen. Nun sei still und hör zu. Die Tatsachen sind unerfreulich, keine Schande, nur bedauerlich. So etwas kommt vor, und es kann nicht schaden, wenn auch dein kapriziöser Kopf bei der Gelegenheit lernt, wie Reichtum und Wohlleben jederzeit schwinden können. Zu Hause wirst du davon vorerst schweigen, bis ich dir anderes zu verstehen gebe. Solltest du dich daran nicht halten, wirst du es bereuen, mein liebes Kind. Es wäre mir ein Vergnügen, dir dein Nadelgeld rigoros zu kürzen. Lächeln, Emma, immer weiter lächeln, du wirst noch beobachtet. Dafür hast du selbst gesorgt. Lass den nächsten Gang servieren, Felix, der Kellner tanzt schon Ballett vor Unruhe, und dann berichte weiter. Kurz und knapp, wie du es angekündigt hast. Nein, Emma, es ist wirklich genug. Halt jetzt den Mund. Sieh mir nach, wenn ich dich zurechtweise wie ein Kind, es ist keine Zeit für Feinheiten. Wir müssen zurück ins Kontor und Felix in die Kanzlei.»
    Emmas Lächeln war gefroren, Felix und Ernst blickten auf ihre Teller, der eine verhalten feixend, der andere unbewegt. Eine solche Kanzelrede hatten alle drei seit Jahren nicht mehr gehört. Sie stand in irritierendem Gegensatz zu der freundlichen Gelassenheit, die ihr Vater bisher gezeigt hatte.
    Friedrich Grootmann winkte selbst nach dem Kellner, und in einer Minute kamen drei Unterkellner mit dampfenden Tellern und Schüsseln, gerade noch rechtzeitig, bevor die zarten Rehsteaks zu Schuhsohlen mutiert waren.
    Felix hob abwehrend beide Hände. «Meinen Teller übernimmt die junge Dame. Nein», sagte er entschieden, bevor der Kellner mit den in solchen Fällen üblichen Alternativen zu locken begann, «es ist gut so. Beim Dessert bin ich wieder dabei, dann, bitte, vier Portionen.» Plötzlich grinste er breit. «Emma, du bist wirklich eine Plage, Valentin ist nicht zu beneiden, aber irgendwie, ich weiß nicht, irgendwie bist du eine bemerkenswerte Plage. Solltest du jetzt

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