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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von Seaxmund’s Ham.«
    Offensichtlich hatte der Fremde kein Gespür für die darin verborgene Warnung, zumindest beachtete er sie nicht.
    »Mir auch recht. Wann wirst du mit deiner Verteidigung soweit sein? Lange können wir die Eröffnung des Verfahrens nicht hinauszögern und den Obersten Brehon und den Hochkönig warten lassen.«
    Fidelma hob ein wenig die Augenbrauen; die Frage überraschte sie, und sie warf Eadulf einen Blick zu. Der grinste, der übertriebene Diensteifer des Mannes amüsierte ihn.
    »Und du bist?« fragte sie mit honigsüßer Stimme, doch eisiger Miene.
    Der Mann blinzelte, als wunderte er sich, daß man ihm überhaupt so eine Frage stellte. »Ich bin Ninnid, natürlich.«
    Fidelma verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln. »Natürlich.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, fuhr der Mensch in vertraulichem Ton fort.
    »Das war nicht …«
    Ninnid ließ sie nicht ausreden. »Wir sind uns nie begegnet, kein Wunder, daß du mich nicht erkannt hast.«
    Belustigt wandte sich Eadulf ab und täuschte einen Hustenanfall vor. Dann drehte er sich wieder um und tat, als kramte er angestrengt in seinem Gedächtnis.
    »Ninnid? Ninnid? Ich muß den Namen schon mal gehört haben.«
    Fidelma suchte ebenfalls Fassung zu bewahren, spielte aber mit. »Es gab einen Ninnid Lámhderg, der war einer der Jünger des heiligen Finnian von Clonard.«
    »Dieser junge Mann hier kann unmöglich Finnian gekannt haben, der Heilige muß mindestens hundert Jahre tot sein, wenn nicht mehr«, erwiderte Eadulf in vollem Ernst.
    Ninnid besaß nicht die geringste Spur Humor und wurde ärgerlich. »Ich bin Ninnid, der Brehon von Laigin«, erklärte er von oben herab.
    »Oha!« Eadulf lächelte väterlich. »So jung und schon ein Brehon, und dazu noch der von Laigin!«
    Der junge Mann schien verunsichert, merkte aber nicht, daß man ihn wegen seiner Arroganz hochnahm. Fidelma begriff, daß er keinen Spaß verstand und es witzlos war, mit ihm weiter so umzugehen.
    »Also was möchtest du, Ninnid?«
    »Ich bin mit meiner Anklageschrift gegen Muirchertach fertig«, antwortete ihr der junge Brehon. »Wann bist du für seine Verteidigung bereit?«
    »Ich werde dazu bereit sein, sobald ich die Begleitumstände der Tat ausreichend erforscht habe.«
    »Das kannst du dir sparen. Ich habe es schon getan. Es liegt jetzt an Muirchertach, ein Geständnis abzulegen. Die Tatumstände sind klar, und es gibt Augenzeugen. Du mußt dem Gericht nur die Gründe für eine Strafmilderung auseinandersetzen.«
    Fidelma schluckte heftig. »Willst du mir als einer bei denGerichten vereidigten Anwältin erklären, was ich zu tun habe?«
    Ninnid schien ihre Empörung nicht wahrzunehmen. »Ich bin sicher, du nimmst gern Rat von jemandem an, der in diesen Dingen Erfahrung hat«, entgegnete er unbekümmert.
    »So? Tatsächlich?« Fidelma gab sich alle Mühe, ihr Temperament zu zügeln. »Mit Verlaub. Es gibt keinen Zeugen, der mit eigenen Augen gesehen hat, wie Muirchertach den Abt erdolcht hat.«
    Ninnid fuchtelte merkwürdig mit der Hand, so als wollte er ihrem Einwand den Garaus machen. »Dem Gesetz nach sind Indizienbeweise zulässig. Wenn der Tatverdächtige sich in einer Weise benimmt, die ihn schuldig erscheinen läßt, kann das als Beweis gelten. Muirchertach wurde gesehen, als er aus Abt Ultáns Gemach floh …«
    »Wieso ›floh‹?« warf Fidelma ein.
    »Genau das haben die Augenzeugen beobachtet, und wir haben einen weiteren Zeugen, der aussagen wird, daß Muirchertach schon seit Jahren mit Abt Ultán im Streit lag, weil …«
    Fidelma hob die Hand. »Die Umstände sind uns bekannt.«
    Ninnid lächelte herablassend. »Dann bewundere ich dich, daß du bereit bist, in dem Fall die Verteidigung zu übernehmen. Natürlich werde ich Muirchertachs Darlegungen wohlwollend abwägen, falls er sich darauf beruft, er sei provoziert worden. Doch ich muß dir sagen, das wird schwierig, denn ich habe die Begleitumstände des Verbrechens zu bedenken. Es ist ganz klar, Abt Ultán wurde gewalttätig angegriffen, als er dabei war, zu Bett zu gehen.«
    »Es gibt keinerlei Grund anzunehmen, daß Muirchertach sich auf etwas anderes als seine völlige Unschuld berufen wird«, antwortete Fidelma entschieden.
    Ninnid lachte in sich hinein. »Wenn du in solchen Dingen mehr Erfahrung gesammelt hast, wirst du verstehen, daß es mitunter besser ist, man erzielt eine Übereinkunft über die Schwere einer Schuld. Jedenfalls würde ich Muirchertach dergleichen

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