Ein gefährlicher Gegner
Finn suchen. Nun, sie werden also ihre eigene Jane Finn auf die Beine stellen – sagen wir mal in einem Pensionat in Paris.» Tuppence verschlug es den Atem. Mr Carter lächelte. «Niemand ahnt ja auch nur, wie sie aussieht, da kann also nichts passieren. Ihr wird irgendeine Geschichte eingetrichtert, die sie uns zu servieren hat, ihre eigentliche Aufgabe aber besteht darin, so viel Informationen wie nur möglich aus uns herauszuholen. Sehen Sie jetzt, worum es geht?»
«Dann glauben Sie also…» – Tuppence hielt inne, um sich diese Möglichkeit ganz klar zu vergegenwärtigen –, «dass sie mich als Jane Finn nach Paris schicken wollten?»
Mr Carter lächelte noch müder als sonst. «Ich glaube an ein Zusammentreffen verschiedener Zufälle», sagte er.
5
« E s scheint wirklich», sagte Tuppence, nachdem sie sich wieder gesammelt hatte, «als sollte alles so sein.»
Carter nickte. «Ich weiß, was Sie meinen. Ich bin ziemlich abergläubisch. Das Schicksal scheint Sie ausgewählt zu haben, in dieser Sache eine Rolle zu spielen.»
Tommy lachte. «Wahrhaftig! Ich wundere mich nicht, dass es Whittington die Sprache verschlug, als Tuppence ausgerechnet mit diesem Namen herausplatzte. Aber ich glaube, Sir, wir haben Ihre Zeit schon erheblich in Anspruch genommen. Könnten Sie uns noch irgendwelche Hinweise geben, bevor wir aufbrechen?»
«Ich glaube nicht. Alle meine Fachleute, die natürlich immer auf ausgetretenen Pfaden vorgehen, haben versagt. Sie hingegen gehen mit Fantasie und Unvoreingenommenheit an die Sache heran. Seien Sie also nicht entmutigt, wenn wir nicht gleich hundertprozentig Erfolg haben. Aber es könnte sein, dass dadurch wenigstens der Ablauf der Ereignisse beschleunigt wird.»
Tuppence furchte verständnislos die Stirn.
«Als Sie Whittington aufsuchten, hatten die Leute noch Zeit. Ich hatte Informationen darüber, dass sie einen großen Schlag zu Beginn des neuen Jahres beabsichtigten. Aber die Regierung plant Gegenmaßnahmen. Die anderen werden davon bald Wind bekommen, wenn sie es nicht schon wissen, und es ist möglich, dass dadurch alles auf eine Entscheidung hintreibt. Ich selber hoffe es. Je weniger Zeit sie haben, ihre Pläne ausreifen zu lassen, desto besser. Ich will Ihnen damit sagen, dass auch Sie nicht allzu viel Zeit haben. Auf keinen Fall ist es eine leichte Aufgabe. So, das wäre wohl alles.»
Tuppence erhob sich. «Nun sollten wir auch noch das Geschäftliche erledigen: Womit können wir denn rechnen, Mr Carter?»
Mr Carters Lippen zuckten ein wenig, aber er antwortete kurz und bündig: «Aufwendungen in angemessenem Umfang, ins Einzelne gehende Informationen auf jedem Gebiet und keine offizielle Anerkennung. Das heißt, wenn Sie also einmal mit der Polizei in Konflikt kommen, kann ich Ihnen offiziell nicht helfen. Sie sind sich dann selber überlassen.»
Tuppence nickte trotzig. «Ja – aber wie steht es nun mit Geld?»
«Richtig, Miss Tuppence. Sie meinen, wie viel?»
«Nicht unbedingt. Wir haben jetzt genug, um erst einmal weiterzumachen. Wenn wir mehr brauchen…»
«Wartet es hier auf Sie.»
«Ja – ich möchte zwar den Staat nicht beleidigen, aber Sie wissen doch selber, wie es geht, wenn man etwas aus ihm herausholen will.»
Mr Carter lachte. «Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Tuppence. Sie schicken mir persönlich eine Anforderung hierher und Sie erhalten das Geld in bar durch die Post zugestellt. Und als Gehalt – dreihundert Pfund im Jahr? Für Mr Beresford selbstverständlich der gleiche Betrag.»
«Herrlich. Sie sind zu nett. Ich liebe nun einmal Geld. Über unsere Ausgaben werde ich genau Buch führen.»
«Dessen bin ich sicher. Also, leben Sie wohl und Ihnen beiden viel Glück.»
Er gab ihnen die Hand und einen Augenblick später gingen sie die Treppe vor dem Haus Carshalton Terrace 27 wieder hinunter.
«Tommy! Erzähl mir sofort: Wer ist Mr Carter?» Tommy murmelte ihr einen Namen ins Ohr. «Ach der!», stieß Tuppence beeindruckt hervor. «Ich mag ihn ganz gern. Er sieht so müde und gelangweilt aus. Oh, Tommy!» Sie hüpfte vor Freude. «Das Abenteuer hat tatsächlich begonnen. Im Übrigen – wie spät ist es eigentlich?»
Beiden kam gleichzeitig derselbe Gedanke. Tommy sprach ihn aus: «Julius P. Hersheimer!»
«Wir haben Mr Carter nicht erzählt, dass er sich bei uns gemeldet hat.»
«Es ist ja auch nichts zu erzählen – nicht, bevor wir ihn gesehen haben.»
Mr Julius P. Hersheimer war sehr viel jünger, als Tommy oder
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