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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tuppence sich vorgestellt hatten. Sie schätzten ihn auf fünfunddreißig Jahre. Er war mittelgroß und breitschultrig, mit kräftigem Kinn. Sein Gesicht wirkte kampflustig, aber nicht unsympathisch. Der Amerikaner war unverkennbar, obwohl er nur mit einem ganz leichten amerikanischen Akzent sprach.
    «Sie haben meine Nachricht erhalten? Gut. Setzen Sie sich und erzählen Sie mir alles, was Sie von meiner Kusine wissen.»
    «Ihre Kusine?»
    «Jawohl. Jane Finn. Mein Vater und ihre Mutter waren Geschwister», erklärte Hersheimer.
    «Ach!», rief Tuppence. «Dann wissen Sie, wo sie ist?»
    «Nein!» Mr Hersheimer schlug mit der Faust auf den Tisch. «Hol mich der Teufel, wenn ich’s weiß! Wissen Sie es denn nicht?»
    «Wir haben eine Anzeige losgelassen, um Informationen einzuholen und nicht, um sie zu geben!»
    «Ich kann lesen. Aber ich dachte, Sie interessierten sich vielleicht für ihre Vergangenheit und wüssten, wo sie sich heute befindet.»
    «Wir hätten ja gar nichts dagegen, etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren», sagte Tuppence vorsichtig.
    Mr Hersheimer schien jedoch plötzlich Verdacht zu schöpfen. «Wir sind hier nicht in Sizilien! Hier gibt es kein Lösegeld – und keine Drohung, ihr etwa die Ohren abzuschneiden, falls ich mich weigere zu zahlen. Hier sind wir auf den Britischen Inseln, und Sie hören jetzt besser mit diesem Unsinn auf, oder ich pfeife dem Polizisten dort unten ein kleines Lied.»
    Tommy mischte sich sogleich ein und erklärte: «Wir haben Ihre Kusine ja nicht entführt. Im Gegenteil, wir versuchen, sie zu finden. Man hat uns den Auftrag dazu erteilt.»
    Hersheimer lehnte sich in seinem Sessel zurück. «Will ich genauer wissen», antwortete er kurz.
    Tommy folgte seiner Aufforderung und schilderte ihm mit vorsichtigen Worten das Verschwinden von Jane Finn. Er deutete auch die Möglichkeit an, dass sie, ohne es zu wollen, in «irgendwelche politische Dinge» verwickelt sein könnte. Von sich selber und Tuppence sprach er als «Privatdetektive», die den Auftrag hätten, sie zu finden. Er fügte hinzu, sie wären froh über jede Einzelheit, die Mr Hersheimer ihnen nennen könnte.
    Hersheimer nickte zustimmend. «Das ist nicht mehr als recht und billig. Ich war vorhin ein bisschen hitzig. Aber London geht mir auf die Nerven. Also schießen Sie los mit Ihren Fragen.»
    «Wann haben Sie Ihre Kusine – das letzte Mal gesehen?», begann Tuppence.
    «Habe sie niemals gesehen», antwortete Hersheimer.
    «Bitte?», fragte Tommy überrascht.
    «Ja. Wie ich vorhin schon sagte, waren mein Vater und ihre Mutter Geschwister, sie kamen nicht immer gut miteinander aus. Als meine Tante sich entschloss, Arnos Finn zu heiraten, einen armen Lehrer drüben im Westen, war mein Vater wütend. Er sagte ihr, wenn er ein Vermögen machen sollte – und das war keineswegs ausgeschlossen –, würde sie niemals auch nur einen Cent davon zu sehen bekommen. Das Ende war, dass Tante Jane nach Westen zog und wir niemals mehr von ihr hörten.
    Mein Alter machte inzwischen tatsächlich ein Vermögen. Er stürzte sich ins Ölgeschäft, warf sich auf Stahl, spielte ein wenig mit Eisenbahnen. Nun ist er gestorben – letzten Herbst –, und ich habe seine Dollar. Mein Gewissen regte sich. Es ließ mich nicht mehr in Ruhe und am Ende beauftragte ich jemanden, festzustellen, was aus meiner Tante geworden war. Ergebnis: sie sei tot, ebenso Arnos Finn. Aber sie hätten eine Tochter hinterlassen – Jane –, die auf ihrem Weg nach Paris in die Katastrophe der Lusitania hineingeraten sei. Sie sei gerettet worden – aber von da an habe man nichts mehr über sie erfahren können. Ich dachte, die wären ganz einfach zu lahm, und wollte nun selber mal rüberkommen und etwas Dampf dahinter machen. Zunächst telefonierte ich mit Scotland Yard und der Admiralität. Die Admiralität hat mich abgewimmelt, aber bei Scotland Yard war man recht zuvorkommend. Man sicherte mir zu, Nachforschungen anzustellen. Heute Früh hat man jemanden geschickt, der ihre Fotografie geholt hat. Morgen reise ich nach Paris und will mal sehen, was dort die Präfektur auf die Beine stellen kann.» Mr Hersheimers Energie schien grenzenlos. «Aber sagen Sie mal», schloss er nun, «Sie sind doch nicht etwa aus irgendwelchen unangenehmen Gründen hinter ihr her? Missachtung eines Gerichts oder so was? Sollte dies der Fall sein und es in diesem Land so etwas wie Bestechung geben, bin ich bereit, sie freizukaufen.»
    Tuppence beruhigte ihn in dieser

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