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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hindurchzublicken. Tommy konnte kaum glauben, dass der Mann ihn nicht entdeckt hatte. Er erinnerte an eine Giftschlange.
    Einen Augenblick später erwies sich sein Eindruck als richtig. Der Neue klopfte ebenso wie alle anderen, aber es wurde ihm ein ganz anderer Empfang zuteil. Der bärtige Mann erhob sich, und alle anderen folgten ihm. «Es ist uns eine große Ehre», sagte er. «Ich fürchtete schon, es sei unmöglich.»
    «Es hat Schwierigkeiten gegeben. Noch einmal wird es nicht möglich sein, fürchte ich. Aber die Versammlung ist unbedingt notwendig; ich muss meine weiteren Pläne darlegen. Ich kann ohne Mr Brown nichts unternehmen. Ist er hier?»
    «Es ist ihm nicht möglich, persönlich anwesend zu sein.»
    Langsam glitt ein Lächeln über das Gesicht des anderen. «Ich verstehe schon. Ich habe von seinen Methoden gehört. Er arbeitet im Dunkeln und traut niemandem. Dennoch ist es möglich, dass er sich auch in diesem Augenblick unter uns befindet…»
    Der Russe strich sich über die Wangen. «Lassen wir das und fangen wir an!»
    Der Deutsche schien sich zusammenzureißen. Er deutete auf seinen Platz am oberen Ende des Tisches. Der Russe winkte ab, aber der andere bestand darauf.
    «Es ist der einzige Platz, der in Frage kommt», sagte er, «für – Nummer eins. Würde Nummer vierzehn bitte die Tür schließen!»
    Einen Augenblick später sah Tommy wieder nur kahle Holzwände vor sich und die Stimmen auf der anderen Seite waren erneut zu einem unverständlichen Gemurmel abgesunken. Tommy wurde unruhig. Die soeben mit angehörte Unterhaltung hatte seine Neugier geweckt. Er musste auf Biegen oder Brechen mehr in Erfahrung bringen.
    Aus dem unteren Teil des Hauses war nichts mehr zu hören und es war nicht wahrscheinlich, dass der Hausmeister nach oben kommen würde. Nachdem Tommy ein Weilchen angestrengt gelauscht hatte, steckte er den Kopf hinaus. Der Flur lag verödet da. Tommy schlich zur Tür, kniete nieder und legte sein Ohr vorsichtig an eine Ritze. Zu seinem großen Ärger konnte er kaum besser hören. Er blickte um sich. Ein wenig weiter befand sich zur Linken noch eine Tür. Leise schlich er hin. Einen Augenblick lauschte er und drehte dann den Knauf. Die Tür gab nach und er schlüpfte hinein.
    Der Raum war als Schlafzimmer eingerichtet. Wie alles in diesem Haus befanden sich auch diese Möbel in einem trostlosen Zustand.
    Tommy interessierte sich jedoch nur für das, was er zu finden gehofft hatte: eine Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern. Er betrachtete sie genau: Ein Riegel war vorgeschoben; er war sehr rostig. Tommy gelang es schließlich, ihn ohne allzu viel Geräusch zurückzuziehen. Die Tür öffnete sich – einen Spalt weit, aber ausreichend für Tommy, um mit anzuhören, was drinnen vorging. Auf der anderen Seite der Tür hing ein Plüschvorhang, so dass er nichts sehen konnte. Doch er erkannte die Stimmen wieder.
    Nun sprach der Ire. Sein Akzent war unverkennbar. «Schön und gut, aber wir brauchen mehr Geld. Ohne Geld kein Erfolg.»
    Eine andere Stimme, die Tommy Boris zuschrieb, erwiderte: «Kannst du uns garantieren, dass es Erfolge geben wird?»
    «Von heute ab in einem Monat garantiere ich euch in Irland eine Terrorwelle, die das britische Reich in seinen Grundfesten erschüttern wird.»
    Es folgte eine Pause und dann die leise, etwas zischende Stimme von Nummer eins. «Gut. Du sollst das Geld bekommen. Boris, du sorgst dafür.»
    Boris hatte eine Frage: «Über die Irisch-Amerikaner und Mr Potter, wie gewöhnlich?»
    «Ich glaube, es wird sich machen lassen», erklärte eine neue Stimme mit amerikanischem Akzent, «ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Verhältnisse immer schwieriger werden. Wir können nicht mehr mit der gleichen Sympathie rechnen wie früher. Es verbreitet sich immer mehr die Ansicht, dass die Iren ihre Angelegenheiten ohne Einmischung Amerikas regeln sollten.»
    Tommy hatte das Gefühl, dass Boris mit den Schultern zuckte, als er antwortete: «Ist denn das von irgendwelcher Bedeutung? Das Geld kommt doch nur dem Namen nach aus den Staaten.»
    «Die Hauptschwierigkeit besteht nach wie vor darin, die Munition an Land zu schaffen», erklärte der Ire. «Das Geld kommt ja – dank unserem Kollegen hier – ziemlich ungehindert herein.»
    Eine andere Stimme sagte nun: «Bedenkt doch, was die Leute in Belfast empfinden würden, wenn sie euch hören könnten!»
    «Das wäre also geregelt», fiel die leise Stimme wieder ein. «Nun noch die Angelegenheit des

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