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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kredits für eine englische Zeitung. Hast du die entsprechenden Maßnahmen getroffen, Boris?»
    «Ich denke, es ist in Ordnung.»
    «Gut. Falls nötig, wird Moskau dementieren.»
    Es trat eine Pause ein, dann brach die klare Stimme des Deutschen das Schweigen: «Ich bin von Mr Brown beauftragt, euch die Berichte über die verschiedenen Gewerkschaften vorzulegen. Der von den Bergleuten ist zufrieden stellend. Wir müssen nur die Eisenbahner zurückhalten. Es könnte zu Schwierigkeiten mit der Gruppe der Lokomotivführer kommen.»
    Wieder folgte eine längere Stille. Dann hörte Tommy, wie ein paar Finger auf den Tisch trommelten.
    «Und das Datum, mein Freund?», fragte Nummer eins.
    «Der Neunundzwanzigste.»
    Der Russe schien zu überlegen. «Das ist schon bald.»
    «Ich weiß. Es wurde jedoch von den Führern der Arbeiterbewegung so festgesetzt und wir können es uns nicht leisten, uns da allzu viel einzumischen. Sie müssen immer das Gefühl haben, es sei ihr Unternehmen.»
    Der Russe lachte leise auf. «Ja», sagte er, «sie dürfen keinesfalls wittern, dass wir sie für unsere Zwecke ausnutzen. Ohne solche anständigen, ehrbaren Leute ist keine Revolution zu machen. Der Instinkt der Masse ist nicht leicht zu täuschen.»
    Dann sagte der Deutsche wieder: «Clymes muss verschwinden. Er ist zu weit blickend. Nummer vierzehn wird dafür sorgen.»
    Ein raues Murmeln war die Antwort.
    «Geht in Ordnung.» Nach einem Augenblick des Nachdenkens: «Was wird, wenn sie mich schnappen?»
    «Wir werden dir den besten Rechtsanwalt stellen», antwortete der Deutsche. «Auf jeden Fall wirst du Handschuhe mit dem Fingerabdruck eines berüchtigten Einbrechers tragen. Du hast also wenig zu befürchten.»
    «Fürchte ja auch nichts. Ist alles nur für die Sache. In den Straßen wird Blut fließen, sagt man.» In seinen Worten klang eine grausame Genugtuung. «Manchmal träume ich davon. Und Diamanten und Perlen werden in die Gosse rollen. Jeder kann sie aufheben!»
    Tommy hörte, wie ein Stuhl gerückt wurde. Dann sprach Nummer eins: «Es ist also alles vorbereitet. Der Erfolg ist uns wohl so gut wie sicher?»
    «Ich glaube wohl.» Aber der Deutsche sprach dieses Mal nicht mit der gewohnten Sicherheit.
    Die Stimme von Nummer eins hatte plötzlich einen gefährlichen Unterton: «Was ist schief gegangen?»
    «Nichts; aber…»
    «Was heißt: aber?»
    «Die Leute von der Arbeiterbewegung… Ohne sie können wir nichts unternehmen. Wenn sie am Neunundzwanzigsten keinen Generalstreik ausrufen…»
    «Warum sollten sie nicht?»
    «Wie du schon sagtest – es sind Biedermänner. Trotz allem, was wir getan haben, bin ich nicht sicher, ob sie…»
    «Kommen wir zum Wesentlichen, mein Freund. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass es ein gewisses Dokument gäbe, das uns den Erfolg sichert.»
    «Das stimmt auch. Wenn man den Führern dieses Dokument vorhielte, würden sie es in ganz England verbreiten und sich ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, für die Revolution erklären. Es würde der Regierung unweigerlich das Genick brechen.»
    «Was willst du also noch?»
    «Das Dokument», erwiderte der Deutsche.
    «Ach! Ist es denn nicht in eurem Besitz? Aber ihr wisst doch, wo es sich befindet?»
    «Nein.»
    «Weiß jemand, wo es ist?»
    «Ein Mensch – vielleicht. Und da sind wir nicht sicher.»
    «Und wer ist dieser Mensch?»
    «Ein Mädchen.»
    Tommy hielt den Atem an.
    «Ein Mädchen?» Die Stimme des Russen erhob sich nun voller Verachtung. «Und ihr habt sie nicht zum Sprechen gebracht?»
    «Dieser Fall liegt anders», erklärte der Deutsche mürrisch.
    «Wieso?»
    Aber Tommy hörte nichts mehr. Ein betäubender Schlag traf seinen Kopf und alles um ihn her versank in Dunkelheit.

9
     
    A ls Tommy den beiden Männern folgte, brauchte Tuppence ihre ganze Selbstbeherrschung, um ihn nicht zu begleiten. Die beiden Männer waren zweifellos aus der Wohnung im zweiten Stock gekommen und der Name «Rita» hatte die Jungen Abenteurer auf die Spur gesetzt, die vermutlich zu Jane Finn führte. Freilich war es ein sehr dünner Faden, an dem die ganze Sache hing.
    Nun erhob sich die Frage, was als Nächstes zu tun sei. Tuppence ertrug es nicht, lange untätig zu bleiben, und so kehrte sie zunächst einmal in die Eingangshalle des Hauses zurück, in dem Rita Vandemeyer wohnte.
    Inzwischen war dort ein kleiner Fahrstuhlführer aufgetaucht, fast noch ein Kind. Er putzte die Messingverzierungen blank und pfiff den letzten Schlager.
    «Na, William»,

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