Ein gefährlicher Gegner
irgendwo in unserer Mitte. Und niemand weiß, wer es ist…»
Der Russe blickte auf seine Uhr.
«Ja», sagte Whittington, «wir müssen gehen.»
Draußen rief Whittington ein Taxi und bat zum Bahnhof Waterloo gefahren zu werden.
An Taxis fehlte es hier nicht und bevor Whittington abgefahren war, hatte Tommy das nächste. Die Fahrt selber verlief ohne jede Aufregung. Tommys Taxi blieb gleich hinter Whittingtons an der Abfahrtsrampe stehen. Tommy stand auch am Schalter hinter Whittington. Er löste eine Fahrkarte erster Klasse nach Bournemouth; Tommy tat das Gleiche. Als er wieder in der Nähe der anderen stehen blieb, äußerte Boris, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte: «Sie sind früh dran. Sie haben noch fast eine halbe Stunde Zeit.»
Boris’ Worte hatten bei Tommy eine neue Folge von Gedanken ausgelöst. Offensichtlich unternahm Whittington die Reise allein, während der andere in London blieb. Tommy hatte also die Wahl, welchem von beiden er folgen wollte. Schließlich konnte er nicht beide zugleich verfolgen – es sei denn… Ebenso wie Boris blickte er nun zur Uhr hinauf und dann auf die Tafel mit den Abfahrtszeiten der Züge. Der Zug nach Bournemouth sollte um drei Uhr dreißig abfahren. Jetzt war es zehn Minuten nach drei. Whittington und Boris gingen vor dem Bücherstand auf und ab. Er warf ihnen einen zweifelnden Blick zu und eilte dann in die nächste Telefonzelle. Er versuchte gar nicht erst, mit Tuppence in Verbindung zu treten; höchstwahrscheinlich befand sie sich noch in der Nähe der South Audley Mansions. Aber er hatte ja noch einen anderen Verbündeten. Er rief das Ritz an und ließ sich mit Hersheimer verbinden. Ein Klicken und Summen. Ach, wenn nur der junge Amerikaner in seinem Zimmer wäre! Noch ein Klicken und dann, mit dem unmissverständlichen Akzent, das Wörtchen: «Hallo!»
«Hersheimer, sind Sie’s? Hier spricht Beresford. Ich bin am Bahnhof Waterloo. Ich bin Whittington und einem anderen Mann hierher gefolgt. Keine Zeit zur Erklärung. Whittington soll um drei Uhr dreißig nach Bournemouth abreisen. Können Sie bis dahin hier sein?»
Hersheimer bejahte. «Aber sicher. Ich beeile mich.»
Mit einem Seufzer der Erleichterung legte Tommy den Hörer zurück.
Whittington und Boris waren noch immer dort, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Wenn Boris bis zur Abfahrt seines Freundes wartete, war alles in Ordnung. Dann durchsuchte Tommy seine Taschen. Trotz der Blankovollmacht für Spesen hatte er es sich noch immer nicht zur Gewohnheit gemacht, eine größere Geldsumme bei sich zu haben. Nachdem er die Fahrkarte erster Klasse nach Bournemouth bezahlt hatte, waren ihm nur nach ein paar Shillinge übrig geblieben. Es war zu hoffen, dass Hersheimer ein wenig besser ausgerüstet war.
Nun begannen die Minuten immer schneller zu verstreichen. Angenommen, Hersheimer käme nicht mehr rechtzeitig… Tommy packte die Verzweiflung. Da legte sich eine Hand auf seine Schulter.
«Da bin ich, mein Sohn. Dieser britische Verkehr spottet jeder Beschreibung. Zeigen Sie mir schnell die Kerle.»
«Der da ist Whittington – der jetzt einsteigt, der große dunkle. Der andere, mit dem er spricht, ist der Ausländer.»
«Verstanden. Und welcher von beiden ist nun mein Wild?»
«Haben Sie Geld bei sich?» Hersheimer schüttelte den Kopf, und Tommy machte ein mutloses Gesicht.
«Ich habe nicht mehr als drei- oder vierhundert Dollar bei mir», erklärte der Amerikaner.
Tommy stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. «Mein Gott, ihr Millionäre! Da ist Ihre Fahrkarte. Whittington ist Ihr Mann.»
Der Zug fuhr gerade ab, als Hersheimer hineinsprang. «Bis bald, Tommy!» Dann glitt der Zug aus der Halle.
Von Waterloo nahm Boris die U-Bahn bis Piccadilly Circus. Dann ging er die Shaftesbury Avenue entlang und bog schließlich in ein Gewirr kleiner Gassen in Soho ein. Tommy folgte ihm vorsichtig.
Sie gelangten auf einen kleinen, unansehnlichen Platz. Boris blickte um sich und Tommy zog sich in einen Hauseingang zurück. Im Schutz des Eingangs sah er ihn die Stufen zu einem besonders übel aussehenden Haus hinaufsteigen und hörte ihn in einem bestimmten Rhythmus gegen die Tür schlagen. Sie wurde sogleich geöffnet, Boris sagte etwas und trat ein. Hinter ihm schloss sich wieder die Tür.
In diesem kritischen Augenblick verlor Tommy den Kopf. Er hätte geduldig dort stehen bleiben und warten müssen, bis der Mann wieder herauskam. Aber nicht Tommy. Ohne auch nur einen Augenblick zu
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