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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bemerkte sie aufmunternd – diese Art der Menschenbehandlung hatte sie im Lazarett zur Genüge gelernt –, «bringst du alles auf Hochglanz?»
    Der Junge grinste. «Albert, Miss», verbesserte er.
    «Also gut, Albert», sagte Tuppence. Sie sah sich ein wenig auffällig in der Halle um. Sie ließ sich dabei Zeit, damit Albert es auch bemerkte. «Ich möchte dich gern mal etwas fragen, Albert.»
    Albert hörte mit dem Putzen auf.
    «Weißt du, was das ist?» Mit einer dramatischen Bewegung klappte sie den Aufschlag ihres Mantels auf und ließ ein kleines Abzeichen sehen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Albert es kannte – für Tuppence wäre es auf jeden Fall eine Katastrophe gewesen, denn dieses Abzeichen war das einer örtlichen Ausbildungseinheit, die ihr Vater zu Anfang des Krieges ins Leben gerufen hatte. Dass sie dies Abzeichen anstecken hatte, war lediglich dem Umstand zu verdanken, dass sie sich vor ein paar Tagen damit eine Blume angesteckt hatte. Tuppence hatte scharfe Augen und so hatte sie die Ecke eines billigen Kriminalromans aus Alberts Tasche herausragen sehen. Als sich seine Augen weiteten, wusste sie, dass sie die richtige Taktik eingeschlagen hatte.
    «Amerikanischer Geheimdienst», flüsterte sie.
    Albert fiel ohne weiteres darauf herein. «Mein Gott!», murmelte er.
    Tuppence nickte. «Weißt du, hinter wem ich her bin?», fragte sie.
    Atemlos fragte Albert, seine Augen noch immer weit aufgerissen: «Jemand von hier?»
    Tuppence nickte. «Nummer zwanzig. Nennt sich Vandemeyer. Vandemeyer. Dass ich nicht lache.»
    Alberts Hand tastete in seine Tasche, als suchte er dort beim Kriminalroman Unterstützung. «Eine Verbrecherin?»
    «In den Staaten heißt sie: Die tolle Rita.»
    «Die tolle Rita», wiederholte Albert begeistert. «Das ist ja wie im Film.»
    Das war es auch. Tuppence war selber sehr filmbegeistert.
    «Annie hat schon immer gesagt, dass sie eine üble Nummer ist», fuhr der Junge fort.
    «Wer ist denn Annie?»
    «Das Zimmermädchen. Es geht heute. Oft genug hat Annie zu mir gesagt: ‹Pass nur auf, Albert, und denk daran: Mich würde es nicht wundern, wenn die Polizei sie eines Tages holt.› Aber sie sieht doch fantastisch aus, was?»
    «Fabelhaft. Hat sie übrigens die Smaragde getragen?»
    «Smaragde? Das sind doch solche grünen Steine?»
    Tuppence nickte. «Deswegen sind wir ja hinter ihr her. Hast du mal was von dem alten Rysdale gehört?»
    Albert schüttelte den Kopf.
    «Von Peter B. Rysdale, dem Ölkönig?»
    «Kommt mir irgendwie bekannt vor.»
    «Die Steine haben ihm gehört. Er hatte die schönste Smaragdsammlung der Welt. Eine Million Dollar wert.»
    «Ich werd verrückt!», rief Albert ganz erregt. «Ist ja immer mehr wie im Film.»
    Tuppence lächelte, froh über ihren Erfolg. «Wir haben noch nicht alle Beweise. Aber wir sind hinter ihr her. Und», sie blinzelte ihm zu, «ich glaube, dieses Mal entwischt sie uns nicht mehr mit den Steinen.»
    Wieder stieß Albert einen unterdrückten Ruf der Begeisterung aus.
    «Aber hör zu, mein Sohn, nicht ein Wort darüber», warnte Tuppence. «Wahrscheinlich hätte ich dir nichts davon sagen sollen, aber drüben in Amerika wissen wir gleich, wenn wir es mit einem intelligenten Jungen zu tun haben.»
    «Keine Angst», erwiderte Albert, sehr von seiner Bedeutung eingenommen. «Kann ich irgendwas für Sie tun? Ihr ein bisschen nachspionieren oder so?»
    Tuppence tat, als dächte sie nach. «Im Augenblick nicht, aber ich werde an dich denken. Sag mal, was ist nun mit dem Mädchen? Es geht?»
    «Annie? Die haben sich ordentlich in den Haaren gelegen. Wie Annie sagt, sind Hausangestellte heutzutage Leute, die eine ganz andere Rolle spielen als früher und entsprechend behandelt werden müssen. Und da Annie überall darüber redet, wird die da oben nicht so leicht eine andere finden.»
    «Meinst du?», fragte Tuppence nachdenklich. Ein neuer Gedanke kam ihr in den Kopf. Sie schlug Albert auf die Schulter. «Hör mal zu, Albert! Wie wäre es, wenn du erwähntest, du hättest eine junge Kusine, die für die Stellung in Frage kommen könnte. Hast du mich verstanden?»
    «Vollkommen. Überlassen Sie das nur mir! Das werden wir gleich haben.»
    «Du könntest noch sagen, dass die Betreffende gleich anfangen könnte. Du gibst mir Bescheid, ja? Ich kann morgen um elf Uhr hier sein.»
    «Wohin soll ich es Ihnen mitteilen?»
    «Ich wohne im Ritz, und heiße Cowley.»
    Albert starrte sie neidisch an. «Das muss eine feine Arbeit sein beim

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