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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wahrscheinlich dem seelischen Schock zuzuschreiben, den sie erlitt, als sie plötzlich ihr Gedächtnis wiedergewann.»
    «Ja, hat sie denn ihr Gedächtnis wieder?»
    Sir James trommelte ungeduldig auf den Tisch. «Zweifellos, Mr Hersheimer, da sie ja fähig war, ihren wirklichen Namen anzugeben.»
    «Und Sie waren zufällig dort?», rief Tommy. «Das alles kommt mir wie ein Märchen vor.»
    Aber Sir James war viel zu vorsichtig, um sich darüber auszulassen. «Ein Zusammentreffen von Zufällen berührt einen stets sonderbar.»
    Nichtsdestoweniger war Tommy nun sicher, dass Sir James’ Anwesenheit in Manchester kein Zufall war. Er hatte keineswegs den Fall aufgegeben, wie Hersheimer angenommen hatte, sondern mit Hilfe seiner Verbindungen das vermisste Mädchen aufgespürt. Das Einzige, was Tommy merkwürdig vorkam, war, dass er alles so geheim hielt. Aber er sagte sich, dass dies eine Eigenart vieler Juristen sei.
    «Nach dem Essen», verkündete Hersheimer, «gehe ich gleich Jane aufsuchen.»
    «Das dürfte unmöglich sein, fürchte ich», antwortete Sir James. «Es ist kaum anzunehmen, dass man im Haus eines Arztes Besucher zu dieser Zeit einlässt. Ich würde vorschlagen, morgen Früh gegen zehn Uhr hinzugehen.»
    Hersheimer errötete. Sir James hatte etwas an sich, was ihn stets zum Widerspruch reizte. Die beiden waren in vieler Hinsicht Gegensätze. «Trotzdem werde ich heute Abend noch hingehen und sehen, ob es mir nicht gelingt, Ihre blödsinnigen Bestimmungen zu durchbrechen.»
    «Völlig nutzlos, Mr Hersheimer.»
    Die Worte kamen wie aus einer Pistole geschossen und Tommy blickte überrascht auf. Hersheimer war nervös und erregt. Die Hand, mit der er sein Glas hob, zitterte ein wenig, aber seine Augen begegneten Sir James voller Trotz. Einen Augenblick lang schien die latente Feindseligkeit zwischen den beiden offen ausbrechen zu wollen, aber schließlich senkte Hersheimer doch den Blick und gab nach. «Also gut. Einstweilen spielen ja wohl Sie hier den Chef.»
    «Danke. Sagen wir also, gegen zehn Uhr.» Völlig beherrscht wandte er sich dann Tommy zu. «Ich muss schon sagen, Mr Beresford, dass es für mich eine große Überraschung war, Sie hier zu sehen. Ihre Freunde waren in großer Sorge, weil man seit einigen Tagen nichts mehr von Ihnen gehört hatte und Miss Tuppence glaubte Sie wären in Schwierigkeiten geraten.»
    «Das war ich auch, Sir!» Tommy grinste in der Erinnerung an seine Erlebnisse.
    Durch Fragen von Sir James ermuntert, gab er einen kurzen Bericht über seine Abenteuer. Der Anwalt betrachtete ihn mit erneutem Interesse und als Tommy geendet hatte, sagte er ernst: «Sie haben großen Scharfsinn bewiesen und Ihre Rolle glänzend gespielt.»
    Tommy errötete. «Ohne das Mädchen wäre ich nicht weggekommen, Sir.»
    «Gewiss.» Sir James lächelte ein wenig. «Sie hatten das Glück, dass sie, wie soll ich sagen, eine Schwäche für Sie hatte.» Tommy wollte schon widersprechen, aber Sir James fuhr fort. «Es ist doch wohl kein Zweifel daran, dass sie zur Bande gehört?»
    «Das fürchte ich auch, Sir.»
    Sir James nickte bedächtig. «Was hatte sie gesagt? Man solle sie wieder zu Marguerite schaffen?»
    «Ja, Sir. Ich glaube, sie meinte Mrs Vandemeyer.»
    «Die hat immer nur mit Rita Vandemeyer unterschrieben. Alle ihre Freunde nannten sie Rita. Aber ich nehme an, dass das Mädchen sie aus besonderem Grund bei ihrem eigentlichen Namen nannte. Und in dem Augenblick, in dem sie nach ihr rief, war Mrs Vandemeyer entweder schon tot oder lag bereits im Sterben. Seltsam! Ein paar Punkte erscheinen mir noch immer recht dunkel – zum Beispiel der plötzliche Wechsel ihrer Haltung Ihnen gegenüber. Übrigens – das Haus ist doch wohl durchsucht worden?»
    «Ja, Sir, aber sie waren schon alle weg.»
    «Natürlich», sagte Sir James trocken.
    «Und nicht eine Spur, nicht ein Anhaltspunkt.»
    «Meinen Sie…» Der Anwalt trommelte nachdenklich auf den Tisch.
    Bei seinem Tonfall blickte Tommy auf. Hatte er etwas entdeckt, wofür sie blind gewesen waren? Impulsiv rief er: «Wären Sie nur da gewesen, Sir, und mit uns durchs Haus gegangen!»
    «Ja, wäre ich nur da gewesen!» Eine Weile saß er schweigend da. «Und was haben Sie seitdem unternommen?»
    Einen Augenblick lang sah Tommy ihn verwundert an. Dann dämmerte ihm, dass der Anwalt von seinen Sorgen um Tuppence nichts wissen konnte.
    «Tuppence ist verschwunden», sagte Hersheimer.
    «Wann?»
    «Vor einer Woche.»
    «Wie?»
    Sir James schoss seine

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