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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nüchtern und geschäftsmäßig. Die Mädchen sind am schlimmsten.»
    «Nun kühlen Sie sich mal etwas ab, mein Freund. Sie sollten sich nicht so heiß reden.»
    Tommy fand Zeit genug sich abzukühlen, bevor sie nach Holyhead gelangten, und er hatte wieder sein altes, lustiges Gesicht, als sie an ihrem Bestimmungsort ausstiegen.
    Nachdem sie sich eine Karte besorgt hatten, waren sie sich bald über die Richtung im Klaren und konnten nun ein Taxi besteigen und zur Trearddur Bay fahren. Sie sagten dem Chauffeur, er solle langsam fahren, um nicht den kleinen Weg zu verfehlen. Bald nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, entdeckten sie ihn; Tommy ließ den Wagen halten und fragte leichthin, ob der Pfad zum Meer hinabführe. Der Fahrer bejahte und so bezahlte er ihn und gab ihm ein reichliches Trinkgeld.
    Einen Augenblick später brummte der Wagen langsam wieder nach Holyhead zurück.
    «Hoffentlich ist es der richtige?», meinte Tommy zweifelnd. «Es gibt hier sicher zahllose solche Pfade.»
    «Ich glaube schon, dass er’s ist. Hier wächst auch viel Ginster. Erinnern Sie sich, was Jane sagte?»
    Tommy betrachtete das dichte Gebüsch mit seinen goldgelben Blüten, das den Pfad auf beiden Seiten einengte, und war nun auch überzeugt. Hintereinander stiegen sie zum Strand hinab, Hersheimer voran. Zweimal wandte Tommy unruhig den Kopf zurück. Hersheimer blickte sich nach ihm um.
    «Was ist?»
    «Ich weiß nicht… Ich habe so ein komisches Gefühl. Ich bilde mir ein, dass uns jemand folgt.»
    «Unmöglich. Dann müssten wir ihn doch sehen.»
    Tommy musste das zugeben. Trotzdem vergrößerte sich seine Unruhe. Er konnte nicht anders, er glaubte nun einmal an die Überlegenheit ihres Gegners.
    «Mir wäre es nur lieb, wenn sich der Kerl zeigte», erklärte Hersheimer. «Mein kleiner Willi sehnt sich geradezu nach Taten.»
    «Tragen Sie den immer bei sich?»
    «Man weiß nie, was einem zustößt.»
    Tommy schwieg. Immerhin schien ihm der kleine Willi die Gefährdung durch Mr Brown ein wenig abzuschwächen.
    Der Pfad lief nun quer zur Steilküste und parallel zum Strand. Plötzlich blieb Hersheimer stehen, so dass Tommy gegen ihn rannte. «Sehen Sie mal!»
    Tommy blickte über seine Schulter. Halb auf dem Pfad lag ein großer Felsblock, der zweifellos einem sitzenden Hund ähnelte. «Na ja. Ist doch genau das, was wir erwarteten.»
    Hersheimer schüttelte den Kopf. «Natürlich haben wir es erwartet – aber trotzdem verblüfft es einen doch.»
    Tommy, dessen Ruhe ein bisschen erzwungen war, wurde ungeduldig. «Weiter. Wo ist denn nun das Loch?»
    Sie musterten die Felswand eingehend und Tommy meinte: «Nach all den Jahren wird der Ginsterzweig nicht mehr da sein.»
    «Da haben Sie wohl Recht.»
    Plötzlich deutete Tommy auf einen Punkt: «Was ist das für ein Spalt?»
    «Das ist er – bestimmt.»
    Tommy betrachtete die Felswand und wurde plötzlich sehr aufgeregt. «Das ist unmöglich!», rief er. «Fünf Jahre! Man stelle sich das vor! Jungen, die nach Vogelnestern suchen, Ausflügler, Tausende von Menschen, die hier vorbeikommen… Es kann gar nicht da sein! Es widerspricht jeder vernünftigen Überlegung.»
    «Jetzt sind Sie endlich ein bisschen durcheinander», erklärte Hersheimer. «So, und nun sehen wir mal!» Er drang mit seiner Hand in den Spalt ein und verzog dabei ein wenig das Gesicht. «Ist schon verdammt eng. Janes Hand muss ein paar Nummern kleiner sein als meine. Ich fühle gar nichts – nein, was ist denn das? Mein Gott!» Und strahlend hielt er ein kleines ausgeblichenes Päckchen in die Höhe. «Da haben wir’s ja! In Öltuch. Halten Sie mal, bis ich mein Taschenmesser gefunden habe.»
    Das Unglaubliche war Tatsache geworden: Tommy hielt das kostbare Päckchen in den Händen.
    «Ist doch seltsam», murmelte er leise, «man sollte meinen, die Nähte wären bereits verrottet. Aber sie sehen aus wie neu.»
    Vorsichtig schnitten sie die Naht auf und rissen die Ölseide auseinander. Drinnen lag ein kleiner, zusammengefalteter Bogen Papier. Der Bogen war leer. Verblüfft sahen sie einander an.
    «Was bedeutet denn nun das wieder?», stieß Hersheimer hervor. «Wollte Danvers nur eine falsche Spur legen?»
    Tommy schüttelte den Kopf. Diese Erklärung gefiel ihm nicht. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. «Ich hab’s! Geheimschrift! Unsichtbar!»
    «Meinen Sie?»
    «Es lohnt jedenfalls einen Versuch. Probiern wir’s mal mit Erhitzung – das ist ja wohl die übliche Methode. Suchen wir ein

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