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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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schlimmsten Befürchtungen. Konnte es etwas Gefährlicheres geben als zwei Frauen, die über einen Mann redeten, ohne dass er zugegen war?
    Er bezweifelte es.
    Die ganze Angelegenheit wurde zunehmend kompliziert.
    Aber sie war nicht annähernd so gefährlich wie das Durcheinander rund um das Tagebuch. Luke folgte Hubert den Korridor entlang zu einem Salon, wo Madeline auf einem mit dunkelblauem Samt gepolsterten Stuhl saß. Ein leises Lächeln umspielte ihren Mund. »Guten Tag, Mylord. Ich bin ziemlich überrascht, Euch zu sehen. Dies scheint ein Tag voller Überraschungen zu sein.«
    Er konnte sich nicht vorstellen, was sie und Regina besprochen hatten. »Warum seid Ihr überrascht, mich zu sehen?«
    Hubert zog sich zurück und schloss taktvoll die Türen, ohne darum gebeten zu werden.
    Ja, die Diener wissen Bescheid. Vermutlich weiß es inzwischen ganz London.
    » Weil du mich noch nie am Nachmittag besucht hast.«
    Das stimmte. Gewöhnlich sah er sich gezwungen, im Schutz der Nacht durch die Hintertür ins Haus zu schleichen. »Ich muss mit dir reden«, sagte er und versuchte, die Verärgerung zu ignorieren, die ihn erfasst hatte. Eine völlig irrationale Verärgerung, weil er nicht wie jeder andere Besucher vor ihrer Tür auftauchen konnte.
    Nun, wenn er wollte, könnte er das sehr wohl.
    Aber wollte er es wirklich?
    Er fürchtete sich vor der Antwort. Dass er tatsächlich den Wunsch verspüren könnte, am helllichten Tag bei ihr vorzusprechen, ihr Blumen zu schicken und ihr eine herrliche Halskette zu kaufen, die zu den Ohrringen passte. Dass er in ihren Armen aufwachen wollte …
    »Worüber?« Madeline trug ein schlichtes, blaues Kleid, das gut zu dem Raum passte. Ihr Blick war aufmerksam auf ihn gerichtet, und sie wirkte entspannt. Dennoch wusste er, dass sie es nicht war.
    »Wie bitte?«, fragte er. Ihr Anblick fesselte ihn, weshalb er sie bloß anstarren konnte. War das Liebe? Als es ihm das erste Mal widerfahren war, hatte es sich anders angefühlt. Brennend und versengend, gespeist vom Drama des Kriegs und der damit einhergehenden Gefahr, der Sehnsucht … Natürlich, damals war er jünger und idealistischer gewesen. Maria mit ihrem feurigen Temperament und ihrer dunklen, dramatischen Schönheit war ein extremer Kontrast zu seiner kühlen, englischen Art gewesen. Dies hier war anders. Als gleite man auf dem Wasser eines ruhigen Flusses dahin, der einen warm und zufrieden umschloss, während die Sonne über seinem Kopf schien und in den Bäumen am Ufer der Wind leise die Blätter rascheln ließ …
    Dieses neue Gefühl hielt die Vergangenheit in Schach. Nichts könnte die Erinnerung je auslöschen. Aber zum ersten Mal hatte er das Gefühl, er könne sie beiseiteschieben. Und mit der Erinnerung schwanden auch der Schmerz, die Schuldgefühle und das Entsetzen.
    »Du hast gesagt, du müsstest mit mir reden.«
    Sie unterbrach seine Träumerei. Das war ihm ganz recht, denn er wollte sich nicht auf dem Pfad schmerzhafter Erinnerungen verlieren. »Erzähl mir, was du über Alice Stewart weißt«, befahl er unvermittelt. Es klang drängender als beabsichtigt.
    »Alice?« Madeline starrte ihn aus großen Augen an. Sie war fassungslos. »Was willst du denn wissen?«
    »Alles.«
    »Warum?« Sie blinzelte.
    »Ich erkläre es dir später. Zuerst musst du mir sagen, was du über sie weißt.«
    Madeline dachte über seine Frage nach. Ihre Stirn war gerunzelt. »Sie weilte jahrelang außer Landes und ist erst vor Kurzem heimgekehrt. Wir sind nicht besonders gut miteinander bekannt, obwohl sie mit Colin verwandt ist. Ich bezweifle, dass ich dir irgendetwas Interessantes über sie erzählen kann.«
    »Könnte sie über das Tagebuch Bescheid gewusst haben?«
    Madeline lehnte sich zurück. Ihre zarten Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. »Colins Tagebuch? Ich … ich weiß es nicht. Sie hat mich nach ihrer Rückkehr nach England natürlich besucht, und da haben wir auch über Colin geredet. Vielleicht habe ich sein Tagebuch erwähnt. Sie wusste von seiner Leidenschaft, all seine Gedanken aufzuschreiben. Das wusste jeder in seiner Familie. Warum?«
    »Wo war sie, als sie nicht in England weilte?«
    »Ich bin nicht sicher. Soll das eine Befragung sein?«
    »Könnte sie in Frankreich gewesen sein?«
    »Natürlich nicht. Wir waren mit Frankreich im Krieg.«
    Er ignorierte ihr empörtes Dementi. Langsam kristallisierte sich ein Bild dessen heraus, was passiert sein könnte. Falls Roget tatsächlich in die Sache verwickelt

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