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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ätzenden Tonfall bemerkenswert unbeeindruckt. »Ich gehe mal davon aus, als anständige junge Dame hast du inzwischen die Zeiten hinter dir gelassen, in denen du Blutegel fängst. Miles ist ein erwachsener Mann, und er ist nicht wirklich unser Cousin. Ich hoffe, du bist dir dieser Tatsache bewusst.«
    Das stimmte natürlich. Aber warum zum Teufel war das wichtig? Elizabeth legte ihr Messer aus Versehen direkt auf die Tischdecke, ohne auf die Marmelade zu achten, die daran haftete. Sie starrte ihren Bruder an. »Ich habe darüber ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Wieso ist das wichtig?«
    »Vertrau mir. Es ist wichtig.«
    Wirklich? Sie und Miles waren nicht verwandt. Sie hatten sich zwar während ihrer gemeinsamen Kindheit ausgiebig gefoppt und zahlreiche Jugendsünden miteinander begangen, die ihnen viele Schwierigkeiten eingebracht hatten, sie hatten sich endlos gestritten, sich bei jeder Schwierigkeit aber auch zur Seite gestanden … Nun, aber sie waren nicht blutsverwandt. Zwischen ihnen bestand eine viel innigere Verbindung. Sie hatte mütterlicherseits Cousins ersten Grades, die sie noch nie getroffen hatte.
    Was für eine merkwürdige Offenbarung. Sie sagte ganz vorsichtig: »Du willst damit bestimmt nicht andeuten, ich müsse eine Anstandsdame dabeihaben, wenn ich meine Zeit mit Miles verbringe.«
    »Zum Wohl deines Rufs würde ich dieses Vorgehen bevorzugen.«
    »Aber …« Sie verstummte, weil sie nicht wusste, wie sie auf diese … ja, diese lächerliche, neue Einschränkung reagieren sollte.
    »Du wurdest außerdem dabei beobachtet, wie du letztens mit ihm im Park spazieren gegangen bist.«
    »Natürlich.« Aus irgendeinem Grund wurden ihre Wangen heiß. Warum sollte sie erröten? Das hier war vermutlich die dümmste Unterhaltung, die sie in ihrem ganzen Leben geführt hatte. »Ich war mit Amelia zusammen, und er kam zufällig hinzu. Was sollte ich denn tun? Vorgeben, ihn nicht zu kennen? Ich glaube, früher habt ihr uns zusammen in einen Badezuber gesteckt.«
    »Ja. Damals warst du zwei.« Luke sah sie ausdruckslos an. Ihr Bruder beherrschte einen ganz besonderen, ausdruckslosen Blick. »Du bist jetzt aber keine zwei mehr.«
    »Das ist doch absurd.«
    »Nein, das ist die Gesellschaft Londons, Elizabeth. Hier herrschen andere Regeln. Du kannst mich beim Wort nehmen. Ich vertraue Miles, das weiß du. Ich mag ihn ebenso gerne wie du. Aber ich möchte dich darauf hinweisen, dass die Menschen, mit denen du dich in der Öffentlichkeit zeigst, voll und ganz schicklich sein müssen.«
    »Dann nimm mich bei meinem Wort«, knurrte sie. »Es gibt durchaus Zeiten, da mag ich ihn nicht so gerne.«
    Luke hob eine Augenbraue. »Kann schon sein, aber trotz eurer ständigen Streitereien wart ihr als Kinder unzertrennlich. Ich weiß, es kommt dir ganz natürlich vor, diese Angewohnheit auch jetzt beizubehalten, da du sie dein Leben lang gewohnt bist. Aber du solltest lieber vorsichtig sein. Man weiß nicht, wie andere das sehen.«
    Unzertrennlich. Hm. Ja, sie vermutete, das stimmte irgendwie. Aber sie lagen schließlich altersmäßig nicht so weit auseinander. Miles und sie hatten immer mutige und wilde Spiele gespielt: Sie waren Piraten gewesen, die ein geheimnisvolles Schiff übernahmen, das in Wahrheit nur ein gestrandetes Floß auf dem See des Anwesens war; sie waren Straßenräuber, die unschuldige Reisende ausnahmen … In ihrem Fall war das der Wildhüter, der immer so tat, als sei er zu Tode erschreckt, wenn sie aus den Büschen hervorsprangen. Er hatte ihnen regelmäßig seine nicht existierende Geldbörse angeboten, wenn sie ihn am Leben ließen …
    Sie vermisste den alten Liam Sullivan. Nach dem Überfall hatte er ihnen immer Bannocks angeboten. Sie hatten die Haferküchlein gierig verschlungen, meist mit Honig, der die Finger klebrig machte. Sie vermisste das Leben auf dem Lande grundsätzlich. Aber vermutlich hatte Luke recht. Ihr Leben hatte sich verändert. Schon bald würde sie eine Ehefrau sein und schließlich, wie Amelia, eine Mutter.
    Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, erwachsen zu werden.
    Naja, es war ja nicht so, als würde sie Miles vermissen . Außerdem sah sie ihn weiterhin jeden Tag. Sie lebten schließlich unter einem Dach zusammen.
    Sie biss vom Toast ab. Die Marmelade schmeckte irgendwie zu süß. Fast schon widerlich. »Na gut.«
    »Na gut?« Luke verbarg seine Belustigung sehr subtil, nur das leichte Heben eines Mundwinkels verriet ihn. Dennoch entging es ihr nicht. »So

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