Ein gefährlicher Gentleman
hatten, war er ihr danach aus dem Weg gegangen.
Dieses Mal war sie entschlossen, dass es anders weitergehen würde.
Kapitel 10
Er hatte wirklich gehofft, er könne es vermeiden, Lord Fitch in nächster Zeit über den Weg zu laufen. Aber Luke war klar, dass es unmöglich war, den Mann auf ewig zu meiden. Sie gehörten demselben Klub an und besuchten beide viele gesellschaftliche Ereignisse.
»Altea.«
Diese betont freundliche Begrüßung ließ ihn von der Zeitung aufblicken. Er nickte Fitch kühl zu und hoffte, mit dieser Reaktion seine Abneigung deutlich genug zum Ausdruck zu bringen. »Guten Tag, Mylord.«
Du lüsterner Scheißkerl.
Es war irgendwie befriedigend, den gewaltigen Bluterguss zu sehen, den der Earl davongetragen hatte. Die purpurne Verfärbung zog sich von seiner Schläfe bis zum Kinn und sprach für Madelines Kraft, mit der sie den Schürhaken gegen ihn geschwungen hatte.
Das leise Summen der Stimmen und der Geruch nach Tabak und Brandy erfüllten die Luft. Gewöhnlich war es offensichtlich, wenn ein Mann einen Moment allein verbringen und die Zeitung lesen wollte. Aber Fitch war noch nie für subtile Botschaften empfänglich gewesen. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich ohne Einladung zu ihm. Er gab sich Mühe, freundlich zu gucken.
»Sieht so aus, als schulde ich Ihnen Dank. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
»Ich habe schon einen.« Luke zeigte auf das Whiskyglas, das vor ihm stand. »Und wenn Ihr über neulich Abend reden wollt, seid versichert, ich habe keine Heldentat begangen.«
Zumal er Seine Lordschaft am liebsten in das stinkende Wasser der Themse geworfen hätte, damit er darin ertrank.
Aber zu seinem Unglück hatte Luke Skrupel, obwohl er den Krieg überlebt hatte. Er hatte im fairen Kampf Männer getötet. Aber er hatte nie einen Mann ermordet.
Fitch hob seine Hand, um einen Kellner herbeizurufen. Er bestellte einen Brandy. Er war fast zwei Jahrzehnte älter als Luke und ging auf die Fünfzig zu. Um die Leibesmitte wurde er langsam fett. Seine Gesichtszüge waren ganz hübsch, aber die roten Äderchen um seine Nase zeichneten ein Bild der Verwüstung und Ausschweifung. Das Haar wurde von ersten grauen Strähnen durchzogen. Die tief liegenden Augen waren verschleiert, und in diesem Moment lag etwas Lauerndes darin. »Wenn Ihr die Wahrheit hören wollt, habe ich keine Ahnung, wie ich in diese Gasse geraten bin. Könnt Ihr mir sagen, was genau sich zugetragen hat, als Ihr mich dort fandet?«
Luke zuckte mit den Schultern. Er legte die Zeitung beiseite, das geboten ihm seine guten Umgangsformen. »Ich kam zufällig vorbei und sah Euch dort liegen.«
»Ich wurde nicht ausgeraubt.«
»Vielleicht hat mein Auftauchen Euren Angreifer verscheucht.« Rückblickend hätte er Seine Lordschaft wohl tatsächlich lieber um seine Geldbörse erleichtern und das Geld einem Waisenhaus spenden sollen. Sein Fehler. Andererseits hatte er zu dem Zeitpunkt ja noch nicht gewusst, dass Fitch sich an den Vorfall nicht mehr erinnern konnte.
»Habt Ihr jemanden gesehen?«
»Eigentlich nicht.«
»Der Oberkellner hier hat mir gesagt, er könne sich weder an meine Ankunft noch an mein Verschwinden an jenem Abend erinnern.« Seine Lordschaft lehnte sich zurück. Sein verschlafenes Gesicht wirkte lauernd. »Ihr seid sicher, dass ich in der Gasse fast einen Block entfernt lag?«
Er wich der direkten Frage geschickt aus. »Vielleicht wart Ihr ja auf dem Weg hierher. Wenn das der Fall war, könnte man sich hier kaum an Euch erinnern.«
»Zu Fuß? Das ist unwahrscheinlich. Es ist zu weit, und mein Kutscher hat mich an dem Abend nirgendwo hingebracht.«
Das Letzte, was Luke wollte, war ein Fitch, der sich schließlich doch noch erinnerte, was tatsächlich passiert war. Aber die Vorstellung, er könne ihm unterstellen zu lügen – obwohl er ja in der Tat die Wahrheit verschwieg, aber er hatte gute Gründe dafür! – war ziemlich irritierend. »Mylord, wollt Ihr mir jetzt danken, weil ich Euch nach Hause gebracht und den Arzt gerufen habe? Oder wollt Ihr meine Version der Ereignisse jener Nacht allen Ernstes anzweifeln?«
Fitchs verschleierte Augen verengten sich. »Ich vermisse etwas, und ich frage mich, ob es mit diesem grausamen und grundlosen Angriff auf meine Person zusammenhängt.«
Grundlos? Luke stellte sich vor, wie sein Gegenüber Madeline in die Ecke drängte. Er beherrschte sich nur mühsam, sonst hätte er seine Wut offen gezeigt. »Ich dachte, Ihr wärt nicht ausgeraubt
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