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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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ähnlich, aber die Augen hatte er von ihr, sie hatten dieselbe Form und exakt dieselbe Farbe. »Guckt mal.«
    Er öffnete die Hand wie Blütenblätter in der Morgensonne. Ein kleiner, blassgelber Schmetterling mit schwarzen Flecken saß auf seiner Handfläche. Er verharrte noch einen Moment, dann flatterte er davon.
    Madeline beugte sich vor. Zärtlich strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht. »Wie klug von dir, ihn zu fangen, ohne ihm wehzutun. So ein schöner Schmetterling.«
    »Das hast du toll gemacht«, ergänzte Marta. Sie lächelte.
    Er strahlte und flitzte davon. Bestimmt, um den nächsten zu fangen.
    Da auch Marta mit zwei gesunden Söhnen gesegnet war, war ihr der Überschwang eines Jungen nicht unbekannt. »Ach, muss es schön sein, von einem Insekt fasziniert zu werden. Ich fürchte, diese Unschuld kommt uns allzu schnell abhanden.«
    »Da hast du recht.« Madeline beobachtete ihren Sohn, der durch die Blumenbeete flitzte. »Eigentlich ist er noch zu jung, um sich darum schon Sorgen zu machen.«
    »Du solltest dir diese Sorgen nicht allein machen müssen. Er braucht einen Vater.«
    Diese letzten vier Worte brachte sie leise vor. Dennoch waren sie Madeline nicht willkommen. Sie runzelte die Stirn und schob eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. »Ich habe dir schon gesagt, ich verspüre nicht den Wunsch, mich noch mal zu verheiraten. Ich vermisse Colin schrecklich. Wenn er nicht so unerwartet gestorben wäre, wären wir heute noch glücklich verheiratet, das weiß ich. Aber um ehrlich zu sein, will ich nicht allein zum Wohl meines Sohns heiraten, auch wenn ich ihn liebe. Ehe ich einmal geblinzelt habe, ist er schon in Eton, später in Cambridge, und dann ist er bald mündig. Er wird sein eigenes Leben führen, und ich wäre derweil noch immer an einen Mann gebunden. Nein, vielen Dank. Ich habe mir die Witwenschaft nicht herbeigesehnt, aber da mir das Schicksal diese Rolle zugedacht hat, werde ich die Segnungen dieser Position nutzen und meine Freiheit genießen.«
    »Ich bezweifle, dass es meinem Bruder gefallen würde, wenn du für den Rest deines Lebens als Nonne lebst.«
    Da ihr Verhalten in der vergangenen Nacht kaum keusch war – ganz im Gegenteil! – gab Madeline sich Mühe, möglichst unbeteiligt zu wirken. Sie konnte aber spüren, wie eine ungewohnte Hitze in ihr Gesicht stieg. Marta wollte sie ein zweites Mal verheiraten, sie dachte bestimmt nicht daran, dass Madeline eine zwanglose Affäre mit dem verrufenen Viscount Altea beginnen sollte. »Dafür bräuchte es den richtigen Mann und eine Menge Überzeugungsarbeit, dass ich meine Meinung ändere.«
    »Und in der Zwischenzeit versauerst du allein. Du bist einfach zu jung und zu schön, um dich nach Colin zu verzehren.«
    Du bist zu schön …
    Diese Worte hatte auch Luke benutzt. Bei ihm hatte etwas Feindseliges, beinahe Verärgertes mitgeschwungen.
    »Ich verzehre mich nicht nach ihm.« Madeline wählte ihre Worte mit Bedacht. Das hier war jetzt wichtig. »Ich will mich einfach nicht auf etwas einlassen, das mir weniger bedeutet. Im Gegenteil, ich will mehr. Wir waren gerade mal zwei Jahre verheiratet, als er starb. Unsere Beziehung knospte gerade und war noch nicht vollständig erblüht. Ich war glücklich, weshalb ich mich natürlich frage, wie es mit ihm gewesen wäre, wenn unsere Liebe erst in voller Blüte gestanden hätte.«
    Marta wirkte nachdenklich. Aber dann lächelte sie und fasste nach Madelines Hand. »Poetische Worte, meine Liebe, aber du musst langsam einsehen, dass die Realität völlig anders ist als unsere idealisierte Sicht der Dinge.«
    Oh, das tat sie durchaus. Ihre Wirklichkeit war ein Liebhaber mit silbrigen Augen, der seine Geheimnisse hütete und ihre Leidenschaft befeuerte wie ein Zauberer.
    In den Jahren seit Colins Tod war Luke der einzige Mann gewesen, mit dem sie sich eine Zukunft hätte vorstellen können.
    Aber dieser Traum war vergebens. Er war nicht daran interessiert, ihr eine Zukunft zu bieten.
    Sie drückte Martas Hand. »Bitte mach dir keine Sorgen um mich.«
    »Das kann ich nicht versprechen. Aber ich würde sagen, solange du weiterhin so strahlst wie heute Morgen, werde ich dir keine Vorhaltungen machen.« Ihre Schwägerin musterte sie wohlwollend.
    Ob es so blieb? Schwer zu sagen. Sie war allein aufgewacht. Das einzige Zeichen von Lukes Gegenwart war die zerwühlte andere Seite des Betts gewesen, wo er geschlafen hatte. Das letzte Mal, als sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht

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