Ein gefährlicher Gentleman
offenbart.« Sie nahm etwas Ei. »Ich wusste bis zu diesem Moment nicht, dass er dich treffen will.«
»Nun ja, ich nehme an, er wird die Angelegenheit mit mir regeln wollen.« Luke betupfte seinen Mund mit der Serviette. »Macht es dir was aus, dich etwas deutlicher auszudrücken? Was soll ich tun, wenn er eine Verbindung zwischen euch vorschlägt?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich finde, er ist ganz nett.«
»Und was heißt das?«
»Nein«, gab sie zu. Sie gab einen ordentlichen Schuss Sahne – zu viel, aber das kümmerte sie nicht – in ihren Kaffee.
»Nein, du wünschst nicht, ihn zu heiraten?«
»Nein, ich möchte niemanden heiraten, den ich bloß nett finde.« Sie starrte finster in die Wirbel aus Schwarz und Weiß in der Kaffeetasse. »Ich kann es bestimmt besser treffen.«
»Oder schlimmer«, wandte Luke ein.
»Ich habe aber kein Interesse, mich auf einen Mann einzulassen, der in mir nur freundschaftliche Gefühle weckt.«
»Dann werde ich ihm sagen, du seist noch nicht bereit, eine Entscheidung zu treffen.«
Verbittert blickte Elizabeth ihren Bruder an. »Ich habe doch gerade gesagt, ich bin nicht interessiert.«
»Und ich habe dich verstanden. Aber mach jetzt keinen Fehler. Männer sind, wenn es um ihre Gefühle geht, ebenso empfindlich wie Frauen.« Sein Lächeln war ironisch. »Ich werde ihn hinhalten. Er wird es irgendwann verstehen, und niemandem wird wehgetan.«
Sie trommelte mit den Fingern auf das zarte, irische Tischtuch und verzog leicht den Mund. Die strahlende Sonne zeichnete lange, helle Rechtecke auf den dichten Teppich und das Muster aus Indigoblau und Elfenbein. »Das soll besser sein als die Wahrheit?«
Luke nickte. In seinen Augen lag plötzlich eine merkwürdige Erschöpfung. »Zu diesem Zeitpunkt, ja. Du hast mit ihm nicht geflirtet. Ich nehme an, du hast nichts getan, damit in ihm der Eindruck entstehen könnte, zwischen euch bestünden engere Bande. Richtig?«
Wenigstens das konnte sie ehrlich zugeben. »Nein.«
»Dann ist es besser, wenn er nicht weiß, dass du keinen Gefallen an seiner Aufmerksamkeit findest. Ich mag ihn recht gerne, weshalb ich sein Angebot eher diplomatisch ablehnen möchte.«
»Hmpf.« Gedankenverloren beobachtete sie ihren Bruder. »Hast du diese Fürsorge für dein eigenes Geschlecht reserviert? Ich frage nur, weil ich gerüchteweise gehört habe, du hättest in ganz England zahlreiche Herzen gebrochen.«
»Gerüchte sind ein höchst fehlbares Medium für Informationen.«
»Tatsächlich?« Sie erinnerte sich noch deutlich daran, wie Lady Brewer sich am Vorabend plötzlich entschuldigt hatte und die Dinnerparty verließ. Später hatte Elizabeth erfahren, sie habe angeblich eine hitzige Diskussion mit Luke geführt, ehe sie in ihre Kutsche stieg. Elizabeth mochte die Viscountess gerne. Ihr liebenswürdiger Charme und der Mangel an Überheblichkeit gefielen ihr. Die Frage war aber: Wie sehr mochte Luke sie?
» Ja.« Er klang abwehrend, aber sie sah ihn leise lächeln. »Haben wir jetzt genug über meine möglichen Schwächen geredet? Fawcetts gescheiterte Werbung um dich hatten wir schon. Also bleibt noch die Frage, wo steckt Miles?«
Als ob sie Tagebuch führte, wo ihr Cousin sich herumtrieb. »Er hat irgendeine Verabredung mit den Anwälten«, murmelte sie und knabberte lustlos am Toast.
»Vielleicht wäre es das Beste, wenn ihr zwei nicht mehr gemeinsam unterwegs seid.« Ihr Bruder sagte das ganz beiläufig und spießte ein Stück Würstchen auf.
Wie bitte?
»Wovon redest du, um alles in der Welt?« Elizabeth wollte nicht so schroff klingen, aber wenn sie ehrlich war, erwischte sie dieser Vorschlag auf dem falschen Fuß.
»Ich habe gesagt, ihr sollt nicht allein unterwegs sein. Letztens hat er dich zur Hutmacherin begleitet, wenn ich das richtig verstanden habe.«
Natürlich hatte er sie begleitet. Schließlich befand sich sein liebster Tabakladen in derselben Straße. »Wir haben ein paar Erledigungen gemacht. Wie albern, zwei Kutschen zu nehmen, wenn wir in dieselbe Richtung wollen.«
»Ja nun, auch wenn ich da deiner Meinung bin, könnte die Gesellschaft das völlig anders bewerten.«
»Wir haben schließlich auch früher gemeinsam Blutegel gefangen. Würde die Gesellschaft darüber auch hinter vorgehaltener Hand tuscheln, wenn sie erführe, dass wir derlei getrieben haben? Das eine ist ungefähr so romantisch wie das andere. Ich habe mir einen Hut ausgesucht, und er hat eine neue Pfeife gekauft.«
Luke blieb von ihrem
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