Ein gefährlicher Gentleman
sich hingezogen fühlte. Bisher war er aber ziemlich sicher, dass sie sich seiner wahren Gefühle für sie nicht bewusst war.
Sie durfte sich auf keinen Fall in einen verkommenen Schwachkopf wie Peter Thomas verlieben.
»Als ich sie das letzte Mal sah, waren sie da drüben.« Diskret zeigte er ihr die Richtung. »Meine Sorge wuchs, als ich sah, wie er versuchte, sie zu einem kleinen Ausflug auf die Terrasse zu überreden.«
Der Hinweis alarmierte Suzette, und sie eilte in einem bauschigen Rascheln aus lavendelfarbener Seide davon. Er folgte ihr etwas langsamer und beobachtete aus sicherem Abstand, wie seine Tante ihren Arm unter Elizabeths schob und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das vermutlich um einiges höflicher war, als Thomas es verdiente. Dann zog sie ihre Tochter weg.
Miles tanzte nicht mehr an diesem Abend. Er behielt Elizabeth im Auge und versuchte zugleich, möglichst unbeteiligt zu wirken. Die meiste Zeit hielt er sich am Rand der Menge auf und beobachtete Elizabeth, die andere Männer anlächelte und mit ihnen flirtete. Als seine Tante ihn bat, nach der Kutsche zu schicken, schmerzte sein Kiefer, weil er einen Großteil des Abends die Zähne zusammengebissen hatte. Beinahe hätte er einen unglücklichen Lakai umgelaufen, der ihm in der Eingangshalle versehentlich in den Weg trat. Er murmelte eine Entschuldigung, die eher wie ein Fluch klang.
Daher war es im Grunde keine Überraschung für ihn, dass sie anfingen zu streiten, sobald sie in der Kutsche saßen.
Elizabeth hatte eine bestimmte Art, Miles einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, von dem er sicher war, dass er nur für ihn reserviert war. Ein Blick, der finster und zugleich funkelnd war. »Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Lord Peter nicht deine hoheitliche Zustimmung gefunden«, bemerkte sie anklagend und ließ sich auf der Sitzbank ihm gegenüber nieder. Sie trug über einem pfirsichfarbenen Unterrock ein tief ausgeschnittenes Kleid aus elfenbeinfarbener Spitze. Das schimmernde Haar war kunstvoll frisiert, nur einige dunkle Locken fielen über ihre nackten Schultern. Kein Wunder, dass sie an diesem Abend von ihren Tanzpartnern förmlich belagert worden war.
»Das habe ich so nicht gesagt«, protestierte seine Tante. Vorwurfsvoll blickte sie ihre Tochter an. Die Kutsche ruckte an und entfernte sich von der herzoglichen Residenz in Mayfair. »Ich habe nur gesagt, dass Miles es angemessen fände, wenn du dich nicht den ganzen Abend von Lord Peter Thomas in Beschlag nehmen lässt.«
»Seit wann bestimmt denn Miles, was angemessen ist und was nicht?« Elizabeth warf ihm noch einen funkelnden Blick zu. »Neulich habe ich nämlich gehört, wie man seinen Namen in Verbindung mit ein paar fragwürdigen Frauenzimmern nannte. Wie zum Beispiel mit einer sehr jungen Countess, die mit einem sehr alten Earl verheiratet ist und die sich gerne mit jungen, ungebundenen Männern vergnügt.«
Seine Tante schnappte entsetzt nach Luft. »Elizabeth!«
Sogleich nahm Elizabeths Gesicht eine tiefe Röte an. Ihr Blick blieb aber ungerührt. »Das habe ich nun mal gehört, und wenn er an meinem Verhalten Anstoß nimmt, sollten wir vielleicht erst einmal seines einer genauen Musterung unterziehen.«
Die Anklage kam der Wahrheit zumindest so nahe, dass eine wütende Röte auch sein Gesicht überzog. Er war eher der Gejagte gewesen und nicht der Jäger. Was er nicht wusste, war, dass diese Gerüchte sich schon so weit verbreitet hatten, dass sie sogar schon an ihr unschuldiges Ohr gedrungen waren. Trotzdem hatte er die Countess nicht mit ins Bett genommen. Nicht, weil die Lady es nicht wollte. Seine Liebe zu Elizabeth war für die ungezwungenen Affären eher hinderlich. Das Einzige, dessen er sich schuldig gemacht hatte, war ein harmloser Flirt. »Es geht hier nicht um meinen Ruf«, bemerkte er steif. »Und das ist auch kein Wettbewerb in törichtem Verhalten.«
»Ich habe mit einem Mann vor den Augen Hunderter Anwesender getanzt. Also steht ja wohl auch mein Ruf nicht zur Debatte.«
»Frag doch Luke nach seiner Meinung. Ich finde, Peter Thomas ist nicht geeignet, um deine Hand anhalten zu dürfen.« Sollte doch ihr Bruder die diplomatischen Worte finden, die ihm fehlten. Wenn Miles eines wusste, dann, dass Luke mit ihm in diesem Fall einer Meinung war.
»Einen vernünftigen Grund, warum du meiner Mutter vorgeschlagen hast, mich von ihm wegzuzerren, während alle Welt zuschaute, könntest du mir zumindest nennen.«
Damit hatte sie recht. Aber er hatte
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