Ein gefährlicher Gentleman
ebenso recht, weshalb er jetzt in einer Zwickmühle steckte. »Ich weiß Dinge über ihn, die dir nicht bekannt sind.«
In ihren Augen blitzte wieder die vertraute Herausforderung auf. »Dann erzähl’s mir doch.«
Er hatte seine Worte unglücklich gewählt. Schließlich wusste er, wie sehr sie es hasste, wenn er mehr wusste als sie. Aber er weigerte sich, die Gerüchte in ihrer Gegenwart laut auszusprechen. »Nein.«
»Dann vergib mir, wenn ich deinen Einwänden kein Gehör schenke. Obwohl es mir eigentlich auch egal ist, was du denkst.«
»Elizabeth«, ermahnte Suzette sie. Ihr entsetzter Blick war während des Schlagabtauschs zwischen den beiden hin und her gegangen. »Es geht Miles doch um nichts Anderes als dein Wohlergehen, wenn er seine Einwände erhebt. Ich finde, in diesem Punkt bist du ziemlich undankbar.«
Hoffentlich bemerkte niemand, wie er innerlich zusammenzuckte. Er hatte einen sehr egoistischen Grund, warum er jeden Mann ablehnte, der um Elizabeths Gunst warb. Aber er versuchte tatsächlich auch, sie zu beschützen, ermahnte er sich. Zweifellos war Thomas ein unangenehmer Kerl.
»Frag Luke, was er über Peter Thomas weiß«, sagte er knapp. »Ich weigere mich, darüber länger zu reden.«
Er weigerte sich.
Diese männliche Arroganz war doch manchmal zum Schreien. Elizabeth starrte Miles an. Sie fragte sich insgeheim, ob sie sich wohl besser fühlte, wenn sie ihm die Krawatte um den Hals wickelte und ihn damit strangulierte.
Vermutlich.
Die Wahrheit war aber, dass sie selbst zu dem Schluss gekommen war, Lord Peter sei nichts für sie. Er war für ihren Geschmack etwas zu betont freundlich. Ja, sie war jung, und vielleicht beschränkten sich ihre Erfahrungen mit der Gesellschaft auf die wenigen Monate seit ihrem Debüt. Aber sie besaß einen perfekt funktionierenden Verstand und konnte zwischen echtem Interesse und kalkuliertem Flirt unterscheiden. Der einzige Grund, weshalb sie dreimal mit ihm getanzt hatte, war, dass er ein ausgezeichneter Tänzer war. Mehr nicht.
Sie brauchte jedenfalls nicht Miles’ Einmischung. »Na schön. Aber ich möchte noch das eine sagen …«
Der Mann, der ihr gegenübersaß, die langen Beine ausgestreckt und die dicht bewimperten Augen halb geschlossen hielt, gab ein leises, theatralisches Stöhnen von sich. »Ich wusste, du gibst keine Ruhe, El«, unterbrach er sie. »Himmel, müssen wir das wirklich weiter ausführen? Wir sind wieder mal nicht einer Meinung. Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe. Also lass das Thema doch einfach ruhen.«
»Ich bin kein hohlköpfiges Püppchen, Miles«, fauchte sie und ignorierte seinen Vorschlag. »Ich bin durchaus in der Lage, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und dazu gehört auch, mit wem ich tanzen will und wie oft.«
»Du denkst das vielleicht. Aber heute Abend hast du nicht viel von deiner Intelligenz gezeigt.« Seine Stimme war sanft, was sie nur noch mehr erzürnte. »Sag mir: Hat er versucht, dich zu überreden, mit ihm nach draußen zu gehen?«
Das hatte er tatsächlich versucht. Sogar zweimal, und er hatte betont, wie gut ihnen die frische Luft täte. Wie schön der sternenübersäte Himmel war. Weil sie zögerte, murmelte Miles: »Aha. Hab ich’s mir doch gedacht.«
»Ich habe abgelehnt.« Elizabeth unterdrückte den undamenhaften Impuls, ihm das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. »Jetzt tu nicht so, als ob es nötig wäre, dass du deine Nase in meine Angelegenheiten steckst. Du hast lediglich eine peinliche Situation heraufbeschworen, weil meine Mutter mich unbedingt von ihm wegzerren musste.«
»Das würde ich kaum als Peinlichkeit bezeichnen.« Eine seiner Augenbrauen hob sich, und sein Mundwinkel zuckte.
»Du kannst dir sicher sein, das nächste Mal, wenn du mit einer Frau tanzt, die ich nicht mag, lasse ich es dich wissen.«
»Du bist ziemlich defensiv, kann das sein?«
»Und du bist schrecklich anmaßend«, schoss sie zurück.
»Lieber Himmel!«, mischte sich nun ihre Mutter ein. Sie war sichtlich verzweifelt. »Das reicht jetzt. Miles ist ein erwachsener Mann. Er darf tanzen, mit wem er will, ohne sich deine Kommentare anhören zu müssen, Elizabeth. Ich für meinen Teil bin froh, dass er so besorgt um dich ist.«
Er mischt sich ein . Das passte in diesem Zusammenhang wohl besser, aber Elizabeth hielt diesen sarkastischen Kommentar um ihrer Mutter willen zurück. Für den Rest der Heimfahrt saß sie schweigend da und lauschte dem Rattern der Räder auf dem
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