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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Menschen, die Madeline im Augenblick sehen wollte, gehörte Ida gewiss zu den Letzten. Sie vermutete, der Besuch hänge mit den Gerüchten zusammen, die um Luke und sie aufgekommen waren, doch sie war jetzt nicht bereit, darüber zu diskutieren. Das beunruhigende Geschenk hatte sie mehr erschüttert, als sie zugeben wollte. Aber sie musste Haltung bewahren, wenn sie jetzt für ihr Verhalten gerügt wurde, obwohl ihre Haltung im Moment nur an einem seidenen Faden hing.
    Als ihre Tante das Monokel hob und Madeline eingehend musterte, empfand sie dies als ziemlich unangenehm. Madeline schlug so höflich wie möglich vor, sie sollten sich einfach setzen.
    In den ersten Minuten des Gesprächs versuchte ihre Mutter wenigstens noch, über Belanglosigkeiten zu plaudern. Bis Ida frei heraus bemerkte: »Sei schon still, Jane. Du plapperst. Wir sind hier, um herauszufinden, warum du diesen liederlichen Weg eingeschlagen hast, liebe Madeline. Bist du verrückt geworden?«
    Im Salon wurde es plötzlich sehr still. Wenn die Strümpfe nicht gewesen wären, hätte sie vielleicht die Antwort geben können, die sie in Erwartung dieses Besuchs schon einstudiert hatte. Aber so wünschte sie sich nur Luke herbei, obwohl seine Anwesenheit vermutlich noch mehr Aufruhr erzeugen würde.
    Zugleich wies sie diese Sehnsucht augenblicklich von sich. Sie brauchte keinen Mann, der für sie sorgte, ermahnte sie sich. Bis es zu Lord Fitchs unerwünschten und beunruhigenden Avancen gekommen war, war sie sehr gut allein zurechtgekommen. »Welchen liederlichen Weg?«, fragte sie und faltete die Hände im Schoß.
    »Deine Verbindung mit Altea ist nicht unbemerkt geblieben.« Ida betonte die Worte so, dass man genau spürte, wie sehr sie Madeline dafür verachtete. Der gestärkte Spitzenkragen ihres grauen Kleids passte gut zu ihrer steifen Stimme. »Die Leute reden darüber.«
    »Ich bin eine Witwe.« Sie gab sich große Mühe, nicht zu klingen, als verteidige sie sich. »Es gibt keinen Grund, wieso man Anstoß daran nehmen sollte, wenn der Viscount mich hin und wieder zu einem gesellschaftlichen Ereignis begleitet.«
    »Liebling, ich weiß, du bist sonst nicht so naiv. Er ist natürlich auch ein sehr vornehmer Mann.« Ihre Mutter lächelte, doch ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Sein Ruf ist jedoch alles andere als tadellos. Welche Pläne hast du mit ihm?«
    »Ich wusste nicht, dass wir Pläne haben müssen.« Madeline erwiderte das Lächeln und hoffte insgeheim, ihre Miene wirkte überzeugend.
    Kannst du mir versprechen, nicht zu sterben …
    Sie hatte ihn noch nicht gefragt, wie er diese komische Bemerkung meinte. Sie waren ein Liebespaar, aber es war ihr bisher nicht gelungen, seine bemerkenswert hohe Mauer aus Zurückhaltung zu durchbrechen. Soweit sie das beurteilen konnte, war es ihr nicht einmal gelungen, eine Leiter gegen diese Mauer zu lehnen. »Es ist nicht in Lord Alteas Sinn, irgendwelche Pläne zu schmieden, zumal das auch gar nicht erforderlich ist. Wir sind … Bekannte. Es gibt keinen Grund, sich um mich zu sorgen, Mutter.«
    Tante Ida gab einen verächtlichen Laut von sich, den man durchaus als Schnauben bezeichnen konnte, obwohl sie leugnen würde, zu einem so würdelosen Geräusch in der Lage zu sein. »Das ist nicht, was ich gehört habe.«
    »Natürlich reden die Leute.« Madelines Mutter seufzte. Sogar ihre eigene Schwester redete. Sie verfolgte mit dem Besuch einen besonderen Zweck, sonst wäre sie nicht mitgekommen. »Er ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die in den höchsten Kreisen verkehrt. Der Sohn des Duke of Berkeley zählt ebenso zu seinen besten Freunden wie Lord Longhaven.«
    »Ich weiß, wer seine Freunde sind.« Madeline lehnte sich auf dem Sofa zurück. Sie gab sich große Mühe, keine Überreaktion zu zeigen oder ihrer Mutter und Tante Ida Paroli zu bieten. »Ich bekomme langsam den Eindruck, bei diesem Gespräch geht es vor allem um den schlechten Ruf der drei. Darf ich euch vielleicht daran erinnern, dass Lord Alexander trotz seines alles andere als makellosen Rufs erst vor Kurzem eine vorteilhafte Ehe geschlossen hat?«
    »Das ist schön für die Tochter des Earls of Hathaway. Aber glaubst du allen Ernstes, du kannst Altea in die Knie zwingen?«, fragte Ida unverblümt. »Er ist nicht gerade dafür bekannt, sich auf längere Beziehungen einzulassen. Ganz im Gegenteil.«
    Es kostete Madeline viel Selbstbeherrschung, den beiden nicht zu erklären, dass sie inzwischen sechsundzwanzig war und ihr Leben und das,

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