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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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entschied sich, lieber ausweichend zu antworten, statt die Wahrheit zu sagen. »Madeline steht nicht mehr in der ersten Blüte ihres Lebens wie eine Debütantin in der ersten Saison. Sie ist verwitwet und hat einen Sohn. Du weißt genau, unsere Beziehung ist absolut akzeptabel. Wieso fragst du also?«
    »Wo bitteschön hast du herausgehört, ich würde eure Affäre nicht billigen? Ich habe mich nur gefragt, ob es einen bestimmten Grund gibt, wieso du mich gebeten hast, dich zum Juwelier zu begleiten, um ein Geschenk für die fragliche Lady auszuwählen. Du hast mich noch nie um meine Meinung gefragt, deshalb habe ich vermutet, du misst diesem Einkauf eine besondere Bedeutung zu.«
    Das stimmte natürlich, wie er sich widerstrebend eingestehen musste. »Einen bestimmten Grund? Ich wollte einfach sichergehen, dass ich etwas auswähle, das ihr gefällt, wenn ich schon so viel Geld ausgebe.«
    »Ach so.« Sie lachte. »Ich darf aber noch einwenden, dass es merkwürdig ist, wenn ein Mann, der in einem Spiel zwanzigtausend Pfund setzt, sich um die Kosten für ein Geschenk Sorgen macht, oder?«
    Er zuckte innerlich zusammen und fürchtete, sie könne dies an seinem ironischen Lächeln ablesen. »Wie lange dauert es wohl, bis man nicht mehr darüber redet?«
    Sie tätschelte seinen Arm und ging eine Weile schweigend neben ihm her. Der sanfte Nieselregen, der sich wie Kristalltropfen in ihr schimmerndes Haar setzte, schien sie nicht zu kümmern. »Keine Sorge. Das dauert nur ein oder zwei Jahrzehnte, vermute ich.« In ihrem Blick lag etwas Nachdenkliches. »Würdest du mir erzählen, warum du das gemacht hast?«
    »Die Wette annehmen? Müssen wir dieses Thema denn wirklich noch mal aufwärmen.«
    »Man fragt sich das allenthalben, Luke. Du hast deine Laster, keine Frage. Aber so unverantwortlich zu handeln, gehört gewöhnlich nicht dazu.«
    »Bin ich denn gezwungen, mich zu erklären?«
    »Ach, da ist er wieder, dieser Gutsherrenton. Ich habe mich schon gefragt, wann du den wieder anschlägst. Ja, du bist gezwungen zu antworten. Weil ich deine Schwester bin und dich mit aller gebietenden Sorge frage.«
    Fußgänger strömten an ihnen vorbei und eilten durch den spätnachmittäglichen Regen. Luke geleitete seine ältere Schwester um eine Pfütze herum und versuchte zu entscheiden, ob er verärgert sein sollte oder ihr Interesse lustig fand. Regina neigte dazu, nur über ihre Arbeit nachzudenken und alle Menschen um sich herum auszublenden. »Gutsherrenton? Willst du etwa andeuten, ich sei gelegentlich arrogant?« Er gab sich Mühe, den warmen Sommersprühregen zu ignorieren, der sich auf Haar und Jacke legte.
    »Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?« Sie lachte leichtherzig und melodiös. »Ich habe gedacht, ich könne dich damit gut beschreiben. Vielleicht klingst du wirklich eher wie unser Vater, wenn er von meinen unaufhörlichen Fragen genervt war.« Sie schwieg kurz, ehe sie hinzufügte: »Ich vermisse ihn.«
    Man musste seinem Vater zugutehalten, dass er Regina, obwohl sie eine illegitime Tochter war, immer wie seine Erstgeborene behandelt und sie in den Kreis der Familie integriert hatte. Und das trotz ihrer streitbaren und bisweilen allen Konventionen widersprechenden Unabhängigkeit. Sie hatte ein hübsches Erbe erhalten, und weil sie jede Form der Abhängigkeit verabscheute, hatte sie rundheraus erklärt, sie sei nicht daran interessiert, dieses kleine Vermögen mit einem selbstherrlichen Mann zu teilen.
    Fast schien es ihm, als verhalte er sich gerade wie so ein Mann.
    »Ich vermisse ihn auch.« Luke meinte es so. Wenn er von seiner Zuneigung zum eigenen Vater absah, war für ihn das Erbe als Viscount mit vielen Nachteilen verbunden. Er war nicht mehr nur für sein eigenes Handeln verantwortlich, sondern auch für das Leben vieler Menschen.
    »Ist es wohl möglich, dass du dich unter Umständen mit der gewinnenden Lady Brewer auf ein langfristiges Arrangement einlässt und den nächsten Viscount Altea in die Welt setzt? Das würde ihm gefallen. Ich habe gehört, sie ist in gesellschaftlicher Hinsicht durchaus annehmbar.«
    »Nein.«
    »Nein?« Regina sprach das Wort nachdenklich aus. »Wie meinst du das? Nein, sie ist nicht annehmbar? Oder nein, du bist an keinem langfristigen Arrangement interessiert?«
    »Letzteres.«
    »Warum nicht?«
    »Befrage ich dich etwa zu deinen Plänen für die Zukunft?«
    »Würde ich sie mögen?« Regina lächelte gelassen und ignorierte seinen gereizten Tonfall.
    Würde sie?

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