Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
alle in Spanien, und der Name war nicht mehr als das: ein Name auf einem Stück Papier. Jetzt aber messe ich der Angelegenheit eine andere Bedeutung bei.«
    »Vor zwei Jahren? Weiß Luke davon?«
    »Ich habe es ihm gegenüber bisher nicht erwähnt, weil ich glaubte, es hätte keine Bedeutung.« Abwesend beobachtete Michael einen Schmetterling, der auf einem kleinen Busch landete, der mit winzigen, gelben Blüten übersät war. »Meine Theorie ist folgende: Das Tagebuch muss ihr gestohlen worden sein, weil man befürchtete, der Text enthalte belastende Details über Lord Brewers Cousin. Irgendetwas, was unseren Verdacht wecken oder ein Alibi ruinieren könnte. Oder etwas anderes, das uns beweist, dass diese Person Zugang zu bestimmten Informationen hatte. Jedes Szenario ist denkbar.«
    »Verdächtigst du etwa Lord Brewer, Teil einer Verschwörung zu sein?«
    Nein, das tat er nicht. Michael hatte lange darüber nachgedacht und war schließlich zu dem Schluss gelangt, Colin May sei unwissend in die Angelegenheit verwickelt, wenn überhaupt. Er schüttelte den Kopf. »Nein. In dem Tagebuch findet sich nichts, das auch nur annähernd verdächtig ist. Ich habe es mit Bedacht gelesen. Ich habe mich auch gefragt, ob er es vielleicht in einem geheimen Code verfasst hat, aber soweit ich es beurteilen kann, handelt es sich nur um Gedanken eines Mannes mit einem normalen Leben. Und er schien mit diesem Leben zufrieden zu sein.«
    »Du hast dieses schändliche Machwerk gelesen ?«
    »Natürlich!«
    Alex starrte ihn erst sprachlos an, dann schüttelte er lachend den Kopf. »Manchmal vergesse ich einfach, was genau es bedeutet, wenn du deine Arbeit machst. Du tust Dinge, die man nicht unbedingt tun sollte. Erzähl weiter.«
    »Die Passagen, in denen es um seine amourösen Begegnungen mit seiner schönen Frau ging, habe ich übersprungen. Ich sammle Geheimdienstinformationen, ja. Aber ich bin kein Voyeur.« Michael verschränkte lässig seine Füße. Er hatte ein Gewissen, so viel stand fest; doch er reservierte die damit verbundenen Vorwürfe für wirklich wichtige Momente im Leben. Er war nur deshalb in Lady Brewers Privatleben eingedrungen, weil er im Tagebuch ihres Mannes auf der Suche nach fragwürdigen Andeutungen gewesen war. Und das hätte er auf keinen Fall getan, wenn es nicht seine Pflicht gewesen wäre. Er war nicht wie Fitch. Das Tagebuch war sehr aufschlussreich gewesen, aber die erotischen Passagen hatte er ignoriert.
    Er fuhr mit einem ironischen Lächeln fort: »Im Übrigen weiß ich seit geraumer Zeit, wie der sexuelle Akt vollzogen wird. Und wie wir beide wissen, ist es weitaus befriedigender, selbst daran teilzuhaben, als bloß darüber zu lesen. Abgesehen von Lord Brewers unklugen, detaillierten Beschreibungen, wie sehr er die freigiebigen Reize seiner Frau genossen hat, fand ich in seinem Tagebuch nichts Belastendes. Ebenso erging es wohl demjenigen, der es ihm geklaut hat, denn der Schuldige hat es weggegeben oder an Fitch verkauft, vielleicht hat er es sogar an einen dritten, unbekannten Beteiligten übergeben, von dem wir noch nichts wissen. Irgendwann jedenfalls ist der lüsterne Earl in den Besitz des Buchs gelangt, aber er ist nicht die treibende Kraft oder auch nur darin verwickelt, wenn du mich fragst. Es geht hier nicht um das Tagebuch. Ich frage mich, welches Motiv der Täter hatte.«
    Alex runzelte seine Stirn. »Ich vermute, du hast recht, und ich verstehe dein Dilemma. Warum wurde das Tagebuch erst jetzt gestohlen?«
    »Wir wissen nicht, wann genau es gestohlen wurde. Nach dem, was Luke mir anvertraut hat, schaute Lady Brewer nicht nach, ob es noch an seinem Platz lag, bis einige von Fitchs Bemerkungen so detailliert wurden, dass sie sich fragte, wo er wohl seine Informationen herhatte. Erst da stellte sie fest, dass der fragliche Gegenstand aus einer verschlossenen Schublade verschwunden war. Insofern hast du recht. Die Frage ist vielmehr, warum es kürzlich wieder aufgetaucht ist.«
    »Warum fragst du nicht einfach Fitch, wie zum Teufel er in den Besitz des Tagebuchs gelangen konnte?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Einmal Soldat, immer Soldat, wie mir scheint. Du marschierst auf direktem Weg auf den Feind zu. Mein Vorgehen ist da doch etwas subtiler. Im Übrigen bin ich überzeugt, Seine Lordschaft wird einfach nur leugnen, je im Besitz des Tagebuchs gewesen zu sein. Und mir missfällt der Gedanke, er könne eine Verbindung zwischen mir und dem Verschwinden des Tagebuchs herstellen. Es macht

Weitere Kostenlose Bücher