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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Umschlag ruhte in der Tasche seines maßgeschneiderten Jacketts. Michael zog ihn heraus und überreichte ihn Alex. »Sei so gut, und gib ihm einfach das hier.«
    »Natürlich.« Neugierig betrachtete Alex den Umschlag, aber er stellte keine Fragen. »Kannst du zum Essen bleiben? Amelia würde liebend gerne die Gastgeberin spielen. Im Moment hält sie allerdings ein kleines Nickerchen. Ich fürchte, die Schwangerschaft macht sie nachmittags immer so müde.«
    »Ich würde gerne bleiben.« Michael stand auf. »Aber darf ich die Einladung ein anderes Mal in Anspruch nehmen?«
    »Erwarten dich dringende Geschäfte?«
    »Das kann man wohl so sagen.«
    »Ich werde John den Brief möglichst schnell überbringen.« Alex tippte mit einem Zeigefinger auf den Umschlag, der vor ihm auf dem Tisch lag. Etwas Fragendes lag in seinem Blick. »Aber bevor du jetzt verschwindest, habe ich noch eine Frage. Du hast gesagt, es gebe zwei Gründe, weshalb du dich fragst, ob Lukes Affäre mit Madeline May so klug ist. Der erste ist nun klar, du vermutest mehr hinter dem Diebstahl des Tagebuchs. Aber was ist der zweite Grund?« Michael dachte einen Augenblick darüber nach, ehe er ruhig antwortete: »Er ist nicht frei.«
    »Wegen der Ereignisse in Spanien.« In Alex’ Augen lag ein besorgtes Funkeln.
    »Deswegen, ja.«
    »Ich wusste natürlich, dass er und Maria sich sehr nahe standen.«
    »Sie standen sich nahe? Oh ja. Er hat sie geheiratet.« Michaels Lächeln war leer.
    Alex war sichtlich schockiert. Michael erkannte es daran, wie sich seine Augen weiteten und er plötzlich erstarrte. »Er hat sie geheiratet ?«
    Sollte er Alex die ganze Geschichte erzählen? Michael wusste es nicht genau. Aber Michael dachte, obwohl Luke die Sache selbst offenbar nicht angesprochen hatte, würde es ihm sicher nichts ausmachen, wenn er Alex davon erzählte. »Sie fanden eine kleine Kirche und einen Priester, der die Trauung für sie vollzog, aber diese Kirche war gefährlich nah an den französischen Kampflinien. Auf ihrem Rückweg zum Kloster, wo sie Zuflucht gesucht hatte, liefen sie einer kleinen, französischen Patrouille direkt in die Arme. Maria wurde getötet und Luke so schwer verwundet, dass sie ihn zurückließen, weil sie glaubten, er sei ebenfalls tot. Die Froschfresser haben das Kloster anschließend bis auf die Grundmauern niedergebrannt.«
    »Du lieber Gott.« Alex lehnte sich zurück. Seine dunklen Augen waren leer. »An ihrem Hochzeitstag … Er hat mir nie davon erzählt.«
    »Mir auch nicht.« Michael hatte erst dank der geheimen Kanäle des Spionagenetzwerks davon erfahren. Luke hatte nie davon gesprochen, weshalb auch er kein Wort darüber verlor.
    »Ich wusste von ihrem Tod«, sagte Alex langsam. »Aber von der Hochzeit wusste ich nichts. Kein Wunder, wenn er jetzt so … verschlossen ist. Sie wurde am Tag ihrer Hochzeit getötet. Wie erholt sich ein Mann von diesem Verlust? Da ich meine Frau auch sehr liebe, habe ich in letzter Zeit manches vernachlässigt. Aber wie konnte mir sein Schicksal entgehen?«
    »Er will nicht darüber reden. Kannst du es ihm verdenken?«
    »Nein«, stimmte Alex leise zu. »Nein. Warum den Schmerz noch einmal durchleben? Ich wäre nicht fähig, es zu ertragen. Wie kommt er damit zurecht?«
    »Ich war nie verheiratet, weshalb ich dir keine genaue Antwort geben kann«, erwiderte Michael ergrimmt. »Aber wenn ich eine Vermutung anstellen sollte, würde ich behaupten, er erträgt es nicht. Vielleicht kann ja Lady Brewer ihm über den Verlust hinweghelfen.«
    »Ich dachte, wir gehen in die Oper?« Madeline spähte aus dem Kutschenfenster. Ihre in Schatten getauchten Gesichtszüge zeigten Überraschung, da sie schließlich erkannte, dass sie eine längere Fahrt angetreten hatten.
    Luke lächelte ausdruckslos. »Ich dachte, ich überrasche dich einmal mit etwas, das unterhaltsamer ist als dem Untergang geweihte Liebende mit einer ordentlichen Prise Pathos. Vielleicht klingt das jetzt alles andere als weltgewandt, aber ich habe mir noch nie besonders viel aus diesen italienischen Dramen gemacht. Die Geschichten verderben nur mein Vergnügen an der Musik, die oft außerordentlich gut ist.«
    »Was hast du dir stattdessen ausgedacht?« Sie klang ein bisschen argwöhnisch, und das sollte sie auch sein. An diesem Abend sah sie einfach atemberaubend aus in dem weißen Satinkleid mit einer dunkelgoldenen Bordüre am Ausschnitt und am Saum. Die Ärmel endeten auf Höhe der Ellbogen in einem Hauch aus Spitze. Ihr Fächer

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