Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
ihm aufblicken. Doch er nahm ihren Ellbogen und geleitete sie zur Eingangstür. Kurz beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte: »Du kannst mir vertrauen.«
    Er meinte es genau so. Jedes der vier schlichten Worte.
    In diesem Fall jedoch war es nicht ganz so einfach.
    Im Innern der Schenke herrschte Stille, und ein köstlicher Essensduft hing in der Luft. Er hatte um das beste Hinterzimmer gebeten, um dort zu speisen. Sie wurden in einen kleinen Raum geleitet. Die Decke hing niedrig über ihren Köpfen, überall waren Kerzen platziert, und die Fenster zum kleinen, ummauerten Garten standen offen. Die Flammen bewegten sich in der Brise. Die einzelnen Gänge waren nach seinen Wünschen zubereitet worden: kalte Gurkensuppe, Seezunge, ein Entenconfit in Portweinsoße, Rindersteak und zum Nachtisch eine von seinem eigenen Konditor zubereitete Kombination aus Vanillesoße, Karamell und Sahne. Er hatte zudem eine Vielzahl unterschiedlicher Weine heranschaffen lassen, und nach dem letzten Gang servierte einer seiner eigenen Lakaien Champagner. Der junge Mann war der Enkelsohn des Butlers, der schon seit Jahrzehnten im Dienste der Familie Daudet stand. Sein Schweigen war gewiss, denn er war der Familie treu ergeben und erhielt eine fürstliche Entlohnung dafür, dass er ihnen an diesem Abend aufwartete.
    Es war ein Geniestreich, das komplette, heimelige Gasthaus für diese Nacht anzumieten, befand er, während er Madeline beobachtete. Sie leckte gedankenverloren ihren Löffel ab, nachdem sie das Dessert in vollen Zügen genossen hatte. Die Nachbarschaft der Schenke wurde von der höheren Gesellschaft nicht frequentiert, und der ältliche Besitzer legte keinen Wert darauf, mit der Anwesenheit zweier Adeliger hausieren zu gehen, nachdem Luke ihn fürstlich entlohnt hatte. Sie konnten hier endlich eine Nacht gemeinsam verbringen. Er hatte diesen Ausflug seit dem Tag geplant, als Madeline ihm gegenüber erwähnte, ihre Schwägerin werde Trevor mit seinen Cousins für ein paar Tage mit aufs Land nehmen. Sobald ihm die Idee gekommen war, ließ sie ihn nicht mehr los, bis er die Vorbereitungen anging.
    Perfekt. Er hätte nie von ihr verlangt, die wertvolle Zeit mit ihrem Sohn für ihn zu opfern. Aber der Aussicht, sie für eine Nacht ganz für sich allein zu haben, konnte er kaum widerstehen.
    Das ist das Problem, dachte er. Ich kann nicht widerstehen.
    » Außer uns ist niemand hier«, bemerkte sie und stellte ihr Glas auf den Tisch. »Ich weiß, in der Küche ist das Personal, aber ansonsten ist es hier so still …«
    »Die Wände sind dick.«
    »Gut zu wissen«, erwiderte Madeline trocken. »Wir sind die einzigen Gäste, nicht wahr? Warum betreibst du so viel Aufwand, wenn wir doch einfach in meinem Haus zusammen sein können?«
    »Ein Dinner ganz für uns allein ist unbezahlbar. Im Übrigen will ich nicht, dass du dir um den Sonnenaufgang Sorgen machen musst.«
    »Meine Zofe weiß es längst.« Ihre dunklen Augen wirkten im Kerzenlicht noch exotischer. »Sie hat nichts gesagt, aber sie hat mich zuletzt häufig verstohlen angelächelt.«
    »Aber sie hat mich bisher nicht in deinem Bett gesehen.« Er war in diesen Dingen besser bewandert und war mit den rasiermesserscharfen Zähnen des ton durchaus vertraut. »Es macht einen Unterschied, ob man es vermutet oder mit eigenen Augen gesehen hat. Stell dir nur den Skandal vor, wenn sie uns zusammen erwischt.«
    »Du bist so galant!«
    »Ich bin ein verdammter Narr«, sprach er laut aus, was er dachte. Er hatte es nicht sagen wollen, aber in diesem Augenblick, da er tief in ihre dunklen Augen blickte und einfach wusste , was sie erwartete, wenn sie mit ihm allein und seinen zärtlichen Händen ausgeliefert war, verlor er fast die Kontrolle über sich selbst. Er wollte sie, und es widerstrebte ihm, auf irgendetwas Rücksicht nehmen zu müssen. So absurd und einfach es auch klang, aber er hatte sich seit Tagen vorgestellt, wie es wohl war, neben ihr aufzuwachen.
    »Sind wir nicht beide Narren?« Madeline lachte. Ihr helles Lachen berührte ihn. Nicht seine Leidenschaft wurde dadurch entflammt, sondern sein Herz.
    Du lieber Himmel, sein Herz!
    Nein, so ging das nicht. Er hatte längst kein Herz mehr, er hatte es einst auf einem spanischen Hügel begraben. Als Maria starb, war er sicher gewesen, mit ihr gestorben zu sein.
    Vielleicht hast du dich geirrt.
    Gott stehe ihm bei, vielleicht hatte er sich geirrt.
    »Ja«, sagte er daher bloß. Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. »Wollen

Weitere Kostenlose Bücher