Ein gefährlicher Gentleman
wir nach oben gehen? Die Überraschung hat soeben erst begonnen.«
Kapitel 18
Es war eine Szene wie aus einem Märchen, wenngleich es sich um eines handelte, in dem die Helden ärmlich lebten. Auf dem Kaminsims standen brennende Kerzen, es gab ein gemütliches Himmelbett, das einen Großteil des Raums einnahm. Durch die längs unterteilten Fenster, die offen standen, wehte ein lauer Nachtwind ins Zimmer, und jemand hatte Rosenblütenblätter verstreut. Sie waren nahezu überall: auf dem Bettlaken, dem Fußboden und sogar auf den Fensterbänken. Der Duft der Blütenblätter, die teilweise zerdrückt waren, hing schwer in der Luft.
Madeline musste ein Lachen unterdrücken, als sie Lukes Miene bemerkte. Er murmelte: »Ich glaube, ich sagte, ich will es romantisch . Mir war ja nicht klar, dass sie es als Aufforderung nehmen würden, unschuldige Blumen zu massakrieren.«
Romantisch. Allein dieses Wort barg schon genug Verheißung für sie. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass sein hochgewachsener Körper in dieser engen Kammer ihrem so nah war. Die Decke hing so niedrig, sein Kopf berührte fast die dunklen Deckenbalken. Sein eleganter Abendanzug betonte die klassischen, feinknochigen Züge seines Gesichts.
»Für den ganzen Aufwand, den du betrieben hast, verdienst du eine Belohnung, finde ich.« Madeline hörte den heiseren Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang. Sie wusste, einem Mann, der so weltgewandt war wie er, entging das nicht. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, streckte die Hand nach ihm aus und fuhr mit einem Finger vorsichtig über die Linie seiner Unterlippe. »Gibt es etwas, das du besonders gerne tun würdest?«
»Mir käme da das eine oder andere in den Sinn.« Lukes Arme umschlossen sie. Er senkte den Kopf, sein Mund fand ihren und bedrängte sie behutsam, während seine Hände ihre schlanke Taille umschlossen.
Vielleicht ist es wirklich eine großartige Idee, dachte sie und genoss das Gefühl, seinem Körper so nahe zu sein. Die hitzige Leidenschaft seines Kusses umschmeichelte sie. Es fühlte sich anders an, es war nicht mehr so überhastet, geheimniskrämerisch und verboten …
»Wollen wir uns ausziehen?«, flüsterte Luke an ihrem Mund. »Dann können wir es uns gemütlich machen und überlegen, was wir mit dem Rest dieses Abends anfangen.«
Sie hatte sich hilflos gefühlt – wie immer, wenn Trevor mit Marta und seinen ungestümen Cousins die Stadt verließ und aufs Land fuhr. Aber sie liebte ihre Schwägerin und vertraute ihr. Außerdem verdiente Colins Familie es, im Leben ihres Sohns eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Normalerweise ertrug sie tapfer die Stille im Haus und die Leere, die er in ihrem Leben hinterließ, selbst wenn es nur für kurze Zeit war, und sie fragte sich jetzt, ob sie sich schuldig fühlen musste, weil sie von innen heraus vor Glück erstrahlte. Einem Glück, das sie der gemeinsamen Zeit mit Luke verdankte.
Nein, beschloss sie einen Augenblick später. Ihr Leben war schließlich auch wichtig. Sie würde ihr Leben für das ihres Sohnes opfern und seine Bedürfnisse ohne Zögern über ihre stellen, doch sie liebte ihn nicht weniger, nur weil sie nun auch einen anderen liebte.
Liebe. Obwohl es vermutlich auf dem Weg, den sie eingeschlagen hatte, nicht die beste Lektion in Selbsterhaltung war, fürchtete sie, es könnte tatsächlich Liebe sein. Ihre Gefühle gingen weit über eine frische Verliebtheit hinaus, das hatte sie schon die ganze Zeit gewusst. Wenn sie ehrlich zu sich gewesen wäre, hätte sie es sich viel eher eingestehen können. Warum hatte kein Anderer sie je gereizt? Sah man von seiner Attraktivität ab, glaubte sie, in Luke eine verwandte Seele gefunden zu haben. Er war ein Mann, den sie für das mochte, was er war. Nicht bloß ihr Liebhaber, sondern jemand, der für sie ebenso gut ein Freund sein konnte, ein Partner, ein lebenslanger Gefährte.
Es war nicht gerade vernünftig oder klug, sich in den unerreichbaren Lord Altea zu verlieben. Aber in seiner Gegenwart hatte sie oft genug bewiesen, weder klug noch vernünftig zu sein. Vermutlich hatte sie es schon vor einem Jahr gewusst, als es ihnen zum ersten Mal passiert war; sonst wäre sie nie in seine Arme zurückgelaufen. Wenn man also diesen Abend in dem ganzen Zusammenhang sah, überlegte sie, während Luke sie an den Schultern umfasste und umdrehte, um ihr Kleid zu öffnen, dann verdienten sie diese gemeinsame Zeit.
Sie brauchte diese Zeit mit ihm, und irgendwie bemächtigte sich
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