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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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lechzte, aber wenigstens auch keine Abfuhr. Miles beobachtete seinen hochgewachsenen Cousin, der zum Haus zurückging. Er setzte sich auf den Brunnenrand, genau dort, wo Elizabeth gesessen hatte, als er aus dem Haus getreten war. Die Marmoreinfassung war nass, aber es kümmerte ihn nicht, dass seine Hose nass wurde.
    Er musste nachdenken.
    Die Vögel sangen noch immer, das Wasser rauschte und gurgelte melodisch, der Himmel spannte sich blau über seinen Kopf. Aber die Welt – seine Welt – fühlte sich anders an.
    Sie hatte sich verändert.
    Alles hatte sich verändert.
    Elizabeth sank aufs Bett. Ihre zitternden Hände verschränkte sie nervös, und sie versuchte vergeblich, Ordnung in das Gewirr ihrer Gedanken zu bringen. Der leichte Wind, den sie im Garten genossen hatte, bewegte die Spitzengardinen, ohne die Hitze ihres Gesichts zu kühlen.
    Du lieber Himmel, sie hatte Miles geküsst!
    Nein, falsch: Er hatte sie geküsst. Aber sie hatte seinen Kuss zweifellos erwidert.
    Der erste Kuss war nicht das, was sie erwartet hatte. Er war so viel intimer, faszinierender, so … Sie wusste nicht, wie sie es nennen sollte. Die Wirklichkeit war völlig anders als ihre Vorstellung. Nicht zu vergessen, dass Miles nicht die dunkle Gestalt war, die sie sich in ihren mädchenhaften Träumen immer ausgemalt hatte.
    Er hatte sie geschmeckt. Es gab keinen anderen Begriff für diese Erkundung durch seine Zunge. Sein Mund, der sich hitzig und besitzergreifend auf ihren presste. Er hatte sich hart und muskulös angefühlt, er hatte sie überwältigt, hatte sie immer enger an sich gezogen.
    Bestimmt dauerte es eine ganze Woche, ehe sie endlich nicht mehr rot war.
    Sie zupfte unablässig an der Tagesdecke. Der Aufruhr in ihrem Innern elektrisierte sie, und irgendwie musste sie sich bewegen, um diese Unruhe zu vertreiben. Luke hatte sie erwischt, was sie in größte Verlegenheit stürzte. Andererseits ersparte es ihr die Peinlichkeit, ihm zu erklären, dass etwas passiert war.
    War es eine Katastrophe oder eine Offenbarung?
    Sie war sich nicht sicher.

Kapitel 20
    Sie stießen in der Tür zusammen. Lord Fitch murmelte eine Entschuldigung. Luke jedoch hatte auf diese Gelegenheit gewartet, und er blickte sein Gegenüber mit unverhohlener Verachtung an. »Wir können die Angelegenheit hier besprechen, oder Ihr könnt mich diskret begleiten. Was ist Euch lieber?«
    Bath war so geschäftig und überfüllt wie immer. Die Elite der britischen Gesellschaft genoss die Sommerfrische auf dem Land, und Pulteney Bridge war an diesem schönen Morgen besonders voll. Sobald Seine Lordschaft sich von seinem Schrecken erholt hatte, räusperte er sich. Er spürte offenbar die Drohung, die in Lukes Stimme mitschwang. »Keine Zeit, fürchte ich. Guten Tag, Mylord.«
    »Unsere Angelegenheit«, stieß Luke zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und betonte jede Silbe, »ist Lord Brewers Tagebuch. Das Buch, das Ihr gestohlen oder heimlich erworben habt. Das Tagebuch, mit dem Ihr versucht, seine Frau zu erpressen.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht, Altea.« Er versuchte, sich an Luke vorbeizuschieben.
    Lukes Hand schoss vor und packte seinen Arm. Er umschloss ihn so unnachgiebig, dass klar war, er duldete keinen Widerspruch. »Ah, habt Ihr nicht? Am Ende der Straße gibt es ein kleines Gasthaus, aber wenn Ihr lieber irgendwohin geht, wo wir ungestörter sind …«
    »Nein.« Die Vorstellung, mit Luke allein zu sein, schien dem Earl nicht besonders zu gefallen. Seine Gesichtsfarbe hatte ziemlich plötzlich eine wenig schmeichelhafte grünliche Färbung angenommen, aber er versuchte noch immer, sich angemessen wütend zu gebärden. »Ich habe sicher nichts gegen einen gemeinsamen Brandy, wenn Ihr schon unbedingt mit mir sprechen wollt. Ich wusste nicht, dass Ihr Euch auch in Bath aufhaltet.«
    »Und ich wusste nicht, dass Ihr London verlassen habt«, erwiderte Luke mit einem schmalllippigen Lächeln. »Obwohl ich finde, das ist keine schlechte Entscheidung gewesen. Schließlich musste ich stundenlang anreisen, was mir die Entscheidung etwas erschwert hat. Aber dann fand ich, Ihr seid es nicht wert, von mir getötet zu werden. Nicht dass ich nicht eine große Zufriedenheit empfinden würde, wenn mir das vergönnt wäre«, fügte er hinzu. Sein Lächeln wurde grimmig. »Aber jemand, den ich sehr schätze, könnte zwischen Eurem vorzeitigen Dahinscheiden und meiner aktuellen Verärgerung die richtigen Schlüsse ziehen, was diese Person

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