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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Gedanken rasten. Was bedeutete die Existenz dieser Statuen? Welche Auswirkungen würde ihre Entdeckung haben? Und wie kamen diese Kriegerinnen ausgerechnet hierher, in den südamerikanischen Regenwald? Die Amazonen waren ein Mythos, nicht mehr. Angeblich waren sie ein Stamm von Kriegerinnen gewesen, die sich einmal im Jahr mit einem benachbarten Stamm von Kriegern paarten, um Nachkommen zu zeugen, und die im Trojanischen Krieg auf der Seite Trojas gekämpft hatten. Nie war auch nur der kleinste Beweis für ihre tatsächliche Existenz aufgetaucht, genauso wenig wie je der Beweis für die Existenz von Atlantis gefunden worden war. Beides waren Legenden, Mythen.
    Und trotzdem... Hier waren sie. An einem Ort, an dem es eigentlich keinen logischen Grund für ihre Existenz gab. Wie konnte die griechische Mythologie einen Weg hierhergefunden haben, wo es hier doch nach wie vor Stämme gab, die nie einen Weißen gesehen hatten oder mit der Zivilisation der Weißen in Berührung gekommen waren? Ließen sich diese Statuen überhaupt auf die griechische Mythologie zurückführen? Oder bestand lediglich eine Ähnlichkeit? Hatte es früher auf beiden Kontinenten Stämme weiblicher Krieger gegeben?
    Eine faszinierende Möglichkeit war, dass die griechischen Sagen irgendwie auf den Anzar beruhten. Wer weiß, wie lange die Anzar bereits existiert hatten? Vielleicht schon Tausende von Jahren, vielleicht hatte sich in der Antike ja einmal ein einsamer Wanderer hierherverirrt und war auf diesen Stamm weiblicher Krieger gestoßen, um dann nach seiner Rückkehr in seinem eigenen Land davon zu berichten? Das könnte der Samen der alten Legenden gewesen sein.
    »Oh mein Gott«, flüsterte sie.
    »Ja, ich weiß. So ähnlich ging’s mir auch, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe«, sagte Ben. »Das Grabmal ist ganz vorne, am anderen Ende.« Er wies mit dem Strahl der Taschenlampe in die entsprechende Richtung, aber die Halle war viel zu groß, als dass das Licht bis zum Sarkophag gereicht hätte.
    Die Gruppe machte sich auf den Weg, Zwerge in dieser riesigen Halle und ebenfalls im Vergleich zu ihren stummen Wächterinnen. Auch jetzt verständigte man sich nur im Flüsterton, als würde jeder Laut die Ruhe dieses Ortes stören.
    Dann erreichten sie das Grabmal, und das Licht aller Taschenlampen glitt über den Stein und über das Flachrelief. Jillian hielt den Atem an, als sie die männlichen Züge erkannte: ausgeprägte, raue, aber attraktive Züge, gelassen und selbstbewusst, selbst jetzt im ewigen Schlaf des Todes. Dies war ein Mann, der sein Leben ohne Zögern und ohne jeden Zweifel für die Frau, die er liebte, opfern würde. Dies war ein Mann, um den eine Frau ein Leben lang trauern konnte, um den sich Legenden rankten. Es gab keinen Hinweis darauf, wo sich das Grab der Königin befinden mochte, aber über dem Grabmal gab es eine Nische, und das war der Ort, wo sie ihr Herz zurückgelassen hatte, das Herz einer Kriegerin, das ewig über den Schlaf des Geliebten wachen sollte.
    Eine leere, staubige Nische.
    Jillian konnte nicht anders: Bebend vor Erleichterung vergrub sie das Gesicht an Bens Schulter, und seine starken Arme umfingen sie sofort. Gott sei Dank gab es keine Kaiserin, dachte sie, keinen riesigen roten Diamanten, dessen Wert ihrer aller Leben gefährden konnte. Kates hatte bestimmt kein Interesse an den Statuen, egal, welchen Wert sie für die Archäologie auch darstellen mochten. Sie waren aus Stein, und ihr rein materieller Wert war gleich null. Unschätzbar war, was sie darstellten, ihr Umfeld, ihre Herkunft. Jede wog mehrere Hundert Kilo, möglicherweise sogar eine halbe Tonne oder mehr, sie ließen sich also unmöglich transportieren, selbst wenn sie irgendeinen monetären Wert gehabt hätten. Später, wenn ihre Existenz einmal bekannt geworden wäre, dann wären sie, ähnlich wie die Mona Lisa, buchstäblich unbezahlbar, aber dieser Wert hing eben ausschließlich von ihrem Bekanntheitsgrad ab und auch davon, dass sie blieben, wo sie waren, am Originalplatz.
    Kates hatte mit der Taschenlampe den Boden abgeleuchtet und Bens Fußspuren verfolgt, die er zuvor zurückgelassen hatte. Er trat an das Grabmal heran und spähte dahinter.
    »Achtung, da könnten Schlangen sein«, warnte Ben in beiläufigem Ton.
    Kates zwängte sich hinter das Grab und leuchtete sorgfältig die Nische aus, in der der Stein gelegen hatte. Er fuhr mit dem Finger durch den Staub.
    »Anscheinend gab es tatsächlich einen Stein«, sagte Jillian, die

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