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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Elgin Marbles.«
    Er musterte sie erstaunt. »Marbles? Murmeln? Da hat irgend so ein alter Knacker Murmeln gesammelt?«
    Sie stieß ein leises Lachen aus. »Nicht Murmeln, Marmor. Marmorstatuen.«
    »Das leuchtet mir eher ein.« Er grinste, völlig unbeeindruckt.
    »Senhor! Senhor, schauen Sie.«
    Der dringende Ruf kam von Jorge, der seine Finger in einen Felsspalt geschoben hatte und mit aller Kraft zog. »Senhor, ich glaube, da ist eine Tür.«
    Jillian klopfte das Herz bis zum Hals, als sie alle zu Jorge hinübereilten. Es sah tatsächlich aus wie die Umrisse einer bogenförmigen Tür. Aber sosehr sie auch daran zogen, sie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Versucht es mal mit Drücken«, schlug sie vor.
    Ben stemmte gehorsam beide Hände auf die rechte Seite der Tür und drückte. Nichts geschah. Er trat nach links und drückte dort. Die Felstür knirschte. Er warf ihr einen Blick zu, der »Wird aber auch Zeit!« zu besagen schien und warf sich mit aller Kraft dagegen. Langsam und knirschend öffnete sich die dicke Steintafel, und kühle Luft strömte zu ihnen herein.
    »Es ist ein Tunnel«, sagte Ben und leuchtete mit der Taschenlampe in die vor ihm liegende Dunkelheit. »Also hatten sie doch noch einen Ausgang.«
    »Sollen wir reingehen und schauen, wo er hinführt?«, erkundigte sie sich.
    »Nicht jetzt. Wir haben nicht mehr genug Zeit. Machen wir rasch noch die restlichen Fotos, damit wir vor dem Dunkelwerden wieder im Lager sind.«
    Es war bereits Sonnenuntergang, als die Gruppe den Tempel verließ. Es überraschte Jillian, dass Rick bei ihnen geblieben war, aber er hatte sich erstaunlich interessiert gezeigt. Nun schloss er zu ihr auf.
    »Das wollte Vater also finden, als er umkam?«, fragte er nach ein paar Minuten des Schweigens.
    »Ja, den Beweis für die Existenz der Anzar.«
    »Dann war er also kein Spinner?«
    »Nein. Er hatte den Kopf ja eventuell in den Wolken, aber seine Füße standen fest auf dem Boden.«
    »Und was wirst du jetzt machen?«
    »Ich lasse die Fotos drucken, dann benachrichtige ich die brasilianische Regierung. Das wird Vaters Namen reinwaschen. Hier wird’s bald nur so wimmeln von Archäologen, und alles nur wegen Vater und seiner Arbeit.«
    Er schwieg eine Weile. »Dann bin ich froh, dass du’s gefunden hast, selbst wenn’s hier keine Schätze oder so was gibt.«
    »Doch, es gibt sie«, entgegnete sie sanft. »Bloß nicht von der Art, die du erwartet hast.«
    »Ja, kann sein.« Rick ließ sich wieder zurückfallen; offenbar hatte er alles gesagt, was er sagen wollte. Seit sie ihr Leben riskiert hatte, um das seine zu retten, war seine Feindseligkeit ihr gegenüber verschwunden. Dennoch fühlte er sich in ihrer Gegenwart merklich unwohl, als wären sie zwei Fremde, die gezwungen waren, miteinander zu sprechen. Sie war zwar froh, dass er sie nicht mehr so verabscheute, ja hasste. Doch ihr war ebenso klar, dass sie einander wohl nie besonders nahestehen würden. Dafür waren sie zu unterschiedlich, nicht einmal gemeinsame Kindheitserinnerungen konnten sie zusammenschweißen. Rick war der neuerlichen Heirat seines Vaters derart ablehnend begegnet, dass er sich praktisch von der Familie isoliert und nur den allernötigsten
    Kontakt mit seiner Stiefmutter und später ebenso mit ihr zugelassen hatte. Als sie schließlich alt genug war, um die Dinge besser begreifen zu können, war er längst von zu Hause ausgezogen.
    Sobald sie das Lager erreicht hatten, fiel Rick mit der Geschichte von dem neuen Tunnel über Kates her, doch dieser schien keinerlei Interesse zu haben. Er knurrte Rick an, er solle die Klappe halten, und verzog sich in sein Zelt. Rick schloss sich daraufhin schulterzuckend den anderen an, die sich soeben zu einem Kartenspiel hinsetzten.
    Jillian kritzelte total versunken in ihr Notizbuch. Ihr Grübeln galt den unterschiedlichen Theorien, die diese Statuen erklären mochten. Die Tragweite dieser Entdeckung war derart enorm, dass sie sie noch nicht richtig erfassen konnte. Hier eröffneten sich geradezu absurde, völlig irreale Möglichkeiten. Aber die Statuen waren real; sie hatte sie gesehen, hatte sie auf Film. Vielleicht käme ja mehr über das Leben der Anzar ans Licht, wenn die Umgebung einmal sorgfältig abgesucht wäre; vielleicht würde man dann ihre Geschichte erkennen können. Sie hätte nur zu gerne gewusst, was mit ihnen geschehen war. Was hatte sie dazu bewegt, von hier fortzuziehen, und wohin waren sie gegangen? Hatte der Stamm nur aus Frauen bestanden, oder

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