Ein gefaehrlicher Liebhaber
Stimme. »Und ich wüsste nicht, wie ich das so arrangieren könnte, dass es mit deinen - zugegeben recht zahlreichen - Verfehlungen zusammenfällt.«
Ben musterte sie nun genauer. Jetzt fielen ihm die dunklen Ringe unter ihren Augen auf. Sie machte keine Witze. Verzweiflung keimte in ihm auf, wurde jedoch rasch von Besorgnis verdrängt. »Hast du irgendwas dagegen? Kann ich irgendwas für dich tun?«
Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an. Ein richtiges Lächeln, nicht dieses engelhafte, bei dem es ihm jedes Mal kalt den Rücken runterlief. »Ist schon in Ordnung. Ich bin nicht krank, bloß echt müde. Wenn du mich wirklich brauchst, dann weck mich. Morgen geht’s mir wieder besser, ich versprech’s.«
Er konnte nicht vom Steuer weg, nicht in diesem Teil des Flusses, sonst wäre er zu ihr gegangen, hätte sie in die Arme genommen und gehalten, während sie schlief. Ständig hatte er dieses eigenartige Bedürfnis, sie zu umsorgen, was lächerlich war, denn sie war eine der tüchtigsten und robustesten Personen, die ihm je untergekommen waren, egal ob Mann oder Frau.
Er fragte: »Wie lange dauert so was normalerweise?«
»Was? Meine Periode oder deine eigenartige Wahnvorstellung, dass alles, was ich tue, darauf abzielt, dich davon abzuhalten, so oft mit mir zu schlafen, wie du es für nötig hältst? Meine Periode dauert so vier, fünf Tage. Was deine Wahnvorstellungen betrifft - da ist kein Ende abzusehen.«
Er grinste. Gott, er liebte es, wenn sie Süßholz raspelte. »Weiß nicht, woher du die Vorstellung nimmst, dass man während der Periode keinen Sex haben kann.«
»Von der Tatsache, dass ich keine Lust habe, nicht will und dich auch nicht lasse.«
»Na, das wär’s dann wohl.«
Sie musste kichern, als sie hörte, wie bekümmert das klang. Dann kuschelte sie sich tiefer in die Hängematte. »Übrigens -ich hatte gar nicht vor, nicht mit dir zu >gehen<, aber es war so offensichtlich, dass du genau das erwartest, dass ich gar nicht anders konnte. Danke für die gute Idee. Ich persönlich wollte dir nur was unters Essen mischen.«
Einen Moment lang war es ganz still. Dann brach er in Ge-
lächter aus. »Nächstes Mal, Kleines, benutz deinen eigenen Verstand.«
»Hab ich ja«, sagte sie selbstgefällig und klappte die Augen wieder zu. »Ich bin durchaus in der Lage, eine bessere Idee zu erkennen, wenn sie mir über den Weg läuft.«
Er gluckste. »Schlaf schön, Kleines.«
»Danke, das werd ich.«
Ein paar Minuten später schaute er sich noch mal um und sah, wie sich ihre Brust gleichmäßig hob und senkte. Sie war eingeschlafen. Er lächelte.
Mit Jillian hatte er mehr Spaß als je zuvor im Leben, selbst wenn sie fies und kratzbürstig war. Er würde einen Weg finden, sie in Manaus zu behalten.
20
Diese Nacht verbrachte sie in seinen Armen. Sie hatte eigentlich erwartet, dass sie jetzt wieder in den Hängematten schlafen würden. Aber er entrollte die Schlafmatte und hängte ein Moskitonetz darüber, sodass sie wie unter einem kleinen Zelt geborgen waren. Er wusste, wie sehr sie es hasste, den Mücken nachts ungeschützt ausgeliefert zu sein. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, und sie schlief besser als seit Tagen. Nachdem sie wieder im Tiefland waren, herrschte auch wieder schlimmere Hitze. Sie hätten es zwar viel kühler gehabt, wenn sie getrennt geschlafen hätten, doch machte keiner einen entsprechenden Vorschlag oder wollte Abstand vom anderen halten. Ihr ging es weitaus besser, wenn sie ihn spüren konnte. Obwohl es ihr auch eine diebische Freude bereitete, ihn zu triezen und zu ärgern, war sie doch am zufriedensten, wenn sie sich an ihn kuscheln konnte.
Ihre gemeinsamen Tage waren nunmehr gezählt; etwa eine Woche, und sie würden Manaus erreichen. Sie hatte noch im Kopf, dass er auf der Hinfahrt gesagt hatte, die Rückfahrt würde schneller ablaufen, weil es stromabwärts ging. Sie wollte die kostbare Zeit des Alleinseins mit ihm so intensiv wie möglich genießen. Wenn sie erst in Manaus waren, würden sich die Dinge rasch ändern. Sie würde tun, was sie tun musste, und dann in die Staaten zurückkehren.
Aber jetzt... jetzt lag sie in seinen Armen.
Nachdem sie nun wieder auf dem Boot waren, war alles so viel leichter, dass sie sich in den folgenden Tagen fast wie im Urlaub vorkam. Das Toilettenhäuschen, das ihr zuvor so primitiv erschienen war, kam ihr fast wie purer Luxus vor. Und das Kochen auf dem Alkoholofen war das reinste Vergnügen. Selbst die recht beschränkte
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