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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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befreien.
    Sie streichelte seine Schultern und seinen Nacken, vergrub die Finger in seinem dichten schwarzen Haar. Einen Moment später stützte er sich auf die Ellenbogen. Seine blauen Augen waren nachtdunkel. Er bedeckte ihren Mund und Hals mit sanften, betörenden Küssen, und dann begann er sie mit fast schmerzlicher Behutsamkeit zu lieben.
    So verstrichen die heißen Stunden der Mittagshitze in exquisiter Intimität. All die bisherigen leidenschaftlichen Liebesstunden schienen nur auf diesen Moment hingeführt zu haben, auf diese langsame, zärtliche Ekstase, die sie ergriffen hatte und nun nicht mehr losließ. All ihre Sinne waren fast schmerzhaft sensibilisiert. Jedes Streicheln entrang ihr ein entzücktes Stöhnen; träge leckte er ihre Brustwarzen, und ihr wollüstiger, spitzer Schrei ließ die Vögel der Umgebung erschreckt aufflattern. Zeit war bedeutungslos. Sie wollte, dass dieser Moment nie endete.
    Aber natürlich tat er das; er war zu intensiv, um lange ertragen werden zu können. Danach lag er entspannt und schläfrig neben ihr und rieb abwesend ihren Bauch, als wäre sie, dachte sie trocken, ein Alligator, den es einzuschläfern galt.
    Sie wollte nicht reden, wollte nicht nach dem Warum fragen. Sie hatte Angst, weinen zu müssen, wenn sie es tat. Die Gefühle schnürten ihr die Brust zu, sodass sie kaum noch atmen konnte. Sie liebte ihn so sehr.
    Sie mussten eingeschlafen sein, eine jener Perioden tiefer Bewusstlosigkeit, aus denen man mit dem Gefühl erwachte, keine Zeit sei vergangen, obwohl sie wusste, dass die Uhr weitergearbeitet hatte. Die Sonne war gesunken und schien jetzt schräg und glühend unters Dach hinein. Ben regte und streckte sich, dann rollte er sich auf die Knie und zog sich die Hose hoch.
    Sie erwartete eine seiner frechen Bemerkungen oder zumindest eine gewisse Selbstzufriedenheit. Aber seine Gesichtszüge waren ruhig und ernst. Mit der verblüffenden Mühelosigkeit, die typisch für ihn war, half er ihr auf die Beine und hielt sie eine ganze Zeit lang fest in den Armen, die Wange auf ihren Kopf gesenkt. Dann gab er ihr einen harten, schnellen Kuss und sagte: »Komm, sehen wir zu, dass du ein paar Fetzen Stoff auf den Leib kriegst, bevor noch jemand vorbeikommt.«
    »Wir haben seit der letzten Hütte niemanden mehr gesehen, auch kein anderes Boot. Den ganzen Tag nicht.«
    Jetzt breitete sich das vertraute Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Wusste ich’s doch, dass du eine exhibitionistische Ader hast, so wie du vor den Yanomami rumstolziert bist.«
    Sie brach in Lachen aus. »Das war schließlich deine Idee.«
    »Ja, aber ich dachte, du würdest wenigstens dein Unterhemd anbehalten.«
    »Das musste auch gewaschen werden.«
    So neckten sie sich gegenseitig, während sie sich anzog. Danach stellten sie fest, dass sie Hunger hatten. Jillian rührte rasch einen Fischeintopf zusammen, indem sie den Inhalt von zwei Dosen in den Topf schüttete und erwärmte. Ihr Appetit war dieser Tage leicht gestillt, denn sie hatten sich an einfache, ärmliche Mahlzeiten gewöhnt. Wahrscheinlich würde ihnen von einem richtigen Essen in einem Restaurant inzwischen schlecht werden; auch ihre Mägen müssten sich wieder an die Zivilisation gewöhnen.
    Ben warf den Motor an und tuckerte vorsichtig rückwärts vom Ufer weg. Dann wendete er und begann aus der Bucht heraus- und in den Fluss zurückzulenken. Er sah ein anderes Boot den Fluss herunterkommen und drosselte den Motor, um dem anderen den Vortritt zu lassen.
    Jillian starrte, die Augen mit der Hand beschattend, dem anderen Boot entgegen. »Weißt du, das Boot sieht genauso aus wie unseres«, sagte sie. »Es sieht aus wie unser anderes Boot.« Mit verengten Augen versuchte sie den Mann am Steuer zu erkennen: breite Schultern, kleiner Kopf. »Dutra!«, keuchte sie erschrocken und fassungslos.
    Ben trat aufs Gas, der Motor heulte auf, und das Boot machte einen Satz nach vorn. Gleichzeitig schien Dutra erkannt zu haben, wer ihm da den Vortritt ließ, und drehte ebenfalls voll auf.
    »Runter mit dir«, befahl Ben automatisch. »Und reich mir meine Pistole.« Verdammt, immer hatte er sie in Griffnähe, wenn er auf dem Fluss war. Ausgerechnet jetzt nicht. Mit Inbrunst wünschte er sich ein Gewehr herbei.
    Dutra schoss, war aber noch zu weit weg, um genau zielen zu können, und die Kugel pfiff hoch über sie hinweg.
    Jillian fand Bens Pistole und kroch, den Kopf unterhalb der Relingkante, zu ihm hin und drückte sie ihm in die runtergestreckte Hand.

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