Ein gefaehrlicher Liebhaber
selber waschen. Kein Mann hier wäscht irgendwas selber. Es hätte verdammt blöd ausgesehen, wenn ich mich hingestellt und meine Klamotten geschrubbt hätte wie so ein Waschweib.«
»Weiß ich doch«, antwortete sie gütig.
»Echt?«
»Klar.«
Er holte tief Luft. »Aber du willst trotzdem nicht mit mir gehen?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
Sie lächelte, das süßeste Lächeln auf Gottes Erdboden. »Weil du ja vielleicht recht hast, aber ich die Hüterin der Pforte zum Paradies bin.«
Er raufte sich frustriert die Haare. »Du meinst, du tust das, obwohl ich recht hab?«
»Ja.«
»Um Gottes willen, wieso?« Seine Enttäuschung war so groß, dass es ihn fast zerreißen wollte.
»Eben darum.«
Er überlegte, ob er sie sich nicht kurzerhand über die Schulter werfen und wegtragen sollte; keine fünf Minuten, und er hätte sie so weit, dass sie ihn darum anflehte. Er streckte auch schon die Hand nach ihr aus, überlegte es sich in letzter Sekunde aber doch noch anders. Er könnte es tun, aber er würde ihre Gefühle damit verletzen. Sein Verhalten war nicht korrekt gewesen. Es ging nicht darum, dass er ihr seine Wäsche aufgehalst hatte, sondern, wie er es getan hatte. Und dafür musste er halt erst mal büßen. Mann, dieser Beziehungskrempel war außerordentlich kompliziert.
Er setzte mehrmals zum Sprechen an, doch es kam nichts dabei raus. Ihm fiel einfach kein Argument ein, mit dem er sie hätte umstimmen können. Schließlich trottete er wieder zu Datta zurück, der seine Betrübnis ziemlich komisch zu finden schien.
»Deine Frau wollte nicht mit dir gehen?«, erkundigte er sich scheinheilig.
»Sie sagt, sie kann nicht so bald schon wieder«, log Ben. Überflüssig, auch noch das Gesicht zu verlieren.
»Ah«, nickte Datta. »Ein Mann muss darauf achten, seiner Frau nicht wehzutun.«
Daraus schloss Ben, dass Datta dachte, er wäre zu grob mit Jillian umgegangen, als sie sich draußen im Dschungel geliebt hatten, und es ihm deshalb ganz recht geschah, dass sie ihm nicht folgen wollte. Einfach beschissen, das Ganze, egal, wie er’s betrachtete.
Abends hängte man Hängematten für sie in der Moloca auf, in der der ganze Stamm schlief. Jillian ließ sich dankbar hineinsinken. Sie war erstaunt, wie müde sie war, obwohl sie den halben Tag mir den Dörflern verbracht hatte, anstatt durch den Dschungel zu marschieren. Die enormen Strapazen waren fast vorbei; morgen würden sie den Fluss erreichen. Mit einer fast melancholischen Sehnsucht dachte sie an die langen, monotonen Tage auf dem Boot, ein Gefühl, das sie sich auf der Hinfahrt nicht hätte vorstellen können. Sie würde sich eine Hängematte aufhängen und ihre Tage damit zubringen, träge darin zu schaukeln und noch fauler zu sein als ein Faultier. Bis Manaus wäre sie dann richtig erholt.
Ben schwang sich in die Hängematte daneben. Er war den Rest des Tages mit einer derart trüben Miene herumgelaufen, dass Jillian sich nur mit Mühe vom Kichern hatte abhalten können. Sie hatte eigentlich vorgehabt, irgendwas Bitteres unter sein Essen zu mischen. Was er auch widerspruchslos gegessen hätte, schon aus Höflichkeit ihren Gastgebern gegenüber und weil er nicht so dumm war, sie zu beleidigen. Doch als er vorhin so offensichtlich erwartet hatte, dass sie ihm wegen seines Manövers mit der Wäsche den Sex verweigern würde, da war die Versuchung, genau das zu tun, einfach zu groß gewesen. Es war die schlimmste Rache, die er sich vorstellen konnte, also war er logischerweise zu dem Schluss gekommen, dass es auch die schlimmste war, die sie sich vorstellen konnte. In Wirklichkeit war ihr dieser Gedanke überhaupt nicht gekommen. Sie war nicht der Typ, der sich gern ins eigene Fleisch schnitt, nur um einem andern eins auszuwischen. Trotzdem - der Amüsierfaktor der Angelegenheit machte ihr Opfer mehr als wett.
Und es würde noch erheiternder werden, denn seit ein paar Stunden verspürte sie ein mildes, aber sehr vertrautes Krämpfen im Unterleib. Irgendwann morgen, da war sie sicher, würde Mutter Natur dafür sorgen, dass Ben noch mehr Unbill erleiden musste.
»Dieser Typ, mit dem du Sex in der Hängematte hattest«, brummte Ben leise in der Dunkelheit neben ihr. »Triffst du dich noch mit dem?«
Sie stieß ein zufriedenes Gähnen aus. »Ich hatte nie Sex in einer Hängematte.«
Totenstille. Ganze zehn Sekunden lang. Länger ließ seine wütende Reaktion nicht auf sich warten. Gerade, dass er sich noch so weit beherrschen konnte, nicht laut zu
Weitere Kostenlose Bücher