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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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dachte gar nicht daran, ihn entsprechend aufzuklären, denn das hätte ihn nur in Verlegenheit gebracht, und ihr war es egal. Es kam öfter vor, dass man sie eher für Ricks Frau als für seine Schwester hielt, denn sie sahen sich, bis auf die Tatsache, dass sie beide braune Haare hatten, überhaupt nicht ähnlich. Der Hotelmanager war ein netter Kerl, und sie hätte ihm am liebsten tröstend die Hand getätschelt. »Ich verstehe ja Ihre Sorge«, sagte sie, »und ich teile sie. Glauben Sie mir, ich nehme den Dschungel nicht auf die leichte Schulter. Aber ich bin Archäologin und durchaus an raue Bedingungen gewöhnt. Ich habe in meinem Leben wahrscheinlich schon mehr Nächte in einem Zelt verbracht als im Bett. Seien Sie versichert, ich werde extrem vorsichtig sein.«
    »Das hoffe ich sehr, Senhora«, entgegnete er mit unglücklichem Gesichtsausdruck. »Ich selbst würde nicht gehen.«
    »Aber ich muss, und ich verspreche Ihnen, wirklich aufzupassen.«
    Was die Wahrheit war. Sie kannte die Gefahren, in die sie sich begab, auch wenn sie bisher hauptsächlich in trockenen, heißen Landstrichen gearbeitet hatte. Hier konnten sich sowohl Flora als auch Fauna als tödlich erweisen. Sie hatte alle nötigen Impfungen vornehmen lassen, besaß einen großen Vorrat an Antibiotika und Insektenschutzmitteln, dazu einen mehr als ausreichend bestückten Erste-Hilfe-Kasten. Sie hatte Erfahrung in der Versorgung von alltäglichen Wunden und schützte sich außerdem mit einer Dreimonatspackung Anti-
    Baby-Pillen, die sie als Antihistamin getarnt in ihrem Erste-Hilfe-Kasten ins Land geschmuggelt hatte.
    Sie versuchte nicht, sich vorzugaukeln, dass sie mit allem locker fertigwurde, was ihnen der Regenwald an Gefahren in den Weg legen würde. Sie würde wachsam sein, aber Unfälle konnte es immer geben, ebenso wie Verletzungen oder Krankheiten. Schlangenbisse zum Beispiel waren eine der Variationen. Sie hatte zwar entsprechende Medikamente dabei, aber nicht gegen jedes Schlangengift gab es ein Gegenmittel. Gefahren drohten ebenfalls von feindlichen Indianerstämmen, denn sie würden ein Gebiet betreten, das unerforscht und niemals kartografiert worden war. Nein, es war unmöglich vorauszusagen, was ihnen alles passieren konnte.
    Rasch beendete sie ihre Angelegenheiten mit dem Hotelmanager und verließ das Hotel. Sie hatte ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen: Sie wollte sich eine gute Waffe besorgen. Manaus, mit seinen breiten Alleen und dem europäischen Ambiente, war schließlich ein Freihafen, da dürfte es nicht allzu schwer werden. Hier gab es so gut wie alles zu kaufen.
    Da sie an Los Angeles gewöhnt war, fiel es ihr sicher leichter, die feuchte Hitze zu ertragen, als beispielsweise jemandem aus Seattle; trotzdem, die Dampfhitze setzte einem zu. Dabei war jetzt die beste Jahreszeit - die Wintermonate Juni, Juli und August -, die trockenste Zeit des Jahres also und die Temperaturen daher vergleichsweise relativ erträglich. Nun, »trocken« hieß hier wahrscheinlich, dass es nur etwa einmal am Tag regnete, wenn man Pech hatte, auch zweimal oder gar dreimal. Sie hoffte zwar auf Ersteres, war aber auf Letzteres gefasst.
    Sie schlenderte eine Zeit lang durch die Gegend, ohne sich jedoch allzu weit vom Hotel zu entfernen. Und sie hielt die Augen offen. Nach nur zweihundert Metern hatte sie schon sieben verschiedene Sprachen aufgeschnappt. Manaus war eine faszinierende Stadt, mit einem Seehafen, obwohl es zwölfhundert Meilen weit im Landesinneren lag. Die weltmännische Atmosphäre, die so ein großer Hafen mit sich brachte, den selbst Luxusliner frequentierten, gefiel ihr. Vermutlich waren es die Besatzungen und Eigner dieser Schiffe, die für die Sprachenvielfalt verantwortlich zeichneten. Der majestätische Amazonas war ein Gesetz für sich; an manchen Stellen war er so tief, dass noch cirka 15 Meter Wasser unter den Kielen der Luxusliner lagen.
    Rick war stark vergrätzt, weil sie darauf bestanden hatte, die Karte für sich zu behalten. Er sprach kaum ein Wort mit ihr, außer wenn er ihr irgendwelche Anweisungen zuknurrte. Aber davon ließ sie sich nicht beirren. Sie war auch und vor allem ihres Vaters wegen zu dieser Expedition aufgebrochen, nicht nur um ihrer selbst willen. Eigentlich sogar mehr seinetwegen. Sie war ein starker Mensch, der für sich selbst eintreten konnte - und für den Ruf ihres Vaters. Wenn es ihr nicht gelang zu beweisen, dass die Legende um die Anzar wahr war, würde man ihn für alle Ewigkeit für einen

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