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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Spinner halten. Was gleichzeitig bedeutete, dass sie Rick nicht alles anvertrauen durfte.
    Sie wünschte, er hätte überhaupt nichts von der Sache mitgekriegt, aber leider war es anders gelaufen. Rick war hereingekommen, als ihr gerade klar geworden war, was sie da in Händen hielt. Wahrscheinlich wollte er überprüfen, dass sie nicht doch irgendwas Wertvolles klaute - und leider war sie nicht in der Lage gewesen, ihre Aufregung zu verbergen. Er hatte den Blick über die um sie verstreuten Papiere schweifen lassen, hatte die Landkarte entdeckt und war ausnahms-weise mal zum richtigen Schluss gekommen, obwohl er es eine »Schatzkarte« nannte.
    Tagelang lag er ihr in den Ohren, ihm die Koordinaten zu geben. Doch sie kannte ihren Bruder; er war das, was man früher einen Tunichtgut genannt hätte. Er hätte die Informationen garantiert, lediglich an seinen Profit denkend und keinesfalls an den Ruf des Professors, an den Meistbietenden verhökert. Eine sorgfältige Bearbeitung des Fundorts durch ausgebildete Archäologen sowie die behutsame Verwahrung etwaiger Fundstücke oder deren Übergabe an die brasilianische Regierung, wie es das Gesetz vorschrieb, wären ihm sicher ebenso wenig in den Sinn gekommen. Sie hatte sich dann um einen Sponsor bemüht, aber einfach keinen für dieses Unternehmen gefunden. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sie sich auch die nötigen Dokumente beschafft. Doch auf all ihre Erkundigungen und Anfragen hatte sie nur Spott und Herablassung geerntet. Ja, sie konnte sich sogar lebhaft ausmalen, was die Leute dachten: Jetzt hat es die Tochter des spinnerten Sherwood ebenfalls erwischt.
    Am Ende war es dann Rick gewesen, der Steven Kates ins Spiel brachte. Aus Gründen, die nur er kannte, war Kates bereit, das Projekt zu finanzieren. Jillian hatte darauf bestanden, dabei zu sein, um den Fund so weit wie möglich zu bewahren. Dennoch konnte sie sich eines Gefühls der Bitterkeit nicht erwehren, dass sie, nur wegen der Ignoranz ihrer lieben Kollegen, in eine solche Lage gebracht worden war. Hätte man ihr oder ihrem Vater nur ein Quäntchen Vertrauen geschenkt, dann wäre diese Expedition mit erfahrenen Archäologen und verlässlichen Führern bemannt worden, anstelle des skrupellosen Gesindels, das, wie sie befürchtete, Rick und Kates anschleppen würden. Hätte sie nur einen einzigen anderen Ausweg gesehen, sie hätte sich dafür entschieden. So, wie die Dinge lagen, musste sie es jedoch nehmen, wie’s kam. Ja, sie war Pragmatikerin, und zwar eine, die auf alles gefasst war. Sie hatte die genauen Koordinaten der steinernen Stadt auswendig gelernt, damit sie sie mitnehmen mussten. Und jetzt würde sie zusätzlich für eine Waffe sorgen.
    Eine logische Vorsichtsmaßnahme. Sie konnte mit einer Pistole umgehen, was in ihrem Berufszweig recht nützlich war. Schlangen und andere Gefahren gehörten zum Berufsrisiko. Diesmal, so fürchtete sie, würden die Schlangen wohl eher zur zweibeinigen Sorte gehören, aber das war ein Risiko, das sie eingehen musste. Sie hoffte nur, den Schaden in Grenzen halten zu können; sie würden sie ja wohl nicht gleich umbringen oder im Dschungel aussetzen, wo sie elendiglich zugrunde gehen würde. Zwar war Rick als Mann und Bruder eine herbe Enttäuschung, doch er war kein Mörder. Zumindest hoffte sie, dass er vor drastischeren Maßnahmen zurückschrecken würde. Was Steven Kates betraf, das blieb abzuwarten. Auf den ersten Blick zumindest machte er einen recht zivilen Eindruck. Falls das Gegenteil der Fall sein sollte, nun, sie wäre zumindest auf alles gefasst.
    In dieser Stadt eine Waffe aufzutreiben war nicht schwer, wobei Jillian vor dem Erwerb keinerlei Scheu oder Skrupel hatte. Sie hätte sich ja eine aus den Staaten mitgenommen, wenn sie sie unbemerkt durch den Zoll gebracht hätte. Eine Waffe zu schmuggeln war ihr allerdings zu riskant erschienen. Die Gefängnisse in Brasilien hatten nicht den Ruf von Erholungsheimen.
    Langsam lief sie an einer Reihe von Taxis vor einem Hotel vorbei und musterte dabei unauffällig die Fahrer. Sie suchte nach einem, der nicht ganz so wohlhabend aussah wie die anderen, obwohl es keinem allzu gut zu gehen schien. »Schäbig« war in diesem Zusammenhang wohl der richtige Ausdruck. Schließlich traf sie ihre Wahl. Sie fiel auf einen unrasierten Zeitgenossen mit blutunterlaufenen Augen, der noch schlampiger wirkte als der Rest. Sie trat lächelnd an den Wagen heran und bat in ihrem gebrochenen Portugiesisch, zum Hafen gebracht

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