Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
weiter, als in Ruhe gelassen zu werden.
    Die Senhora rief ihm etwas von der Veranda aus zu. Sie trug ein langes weißes Nachthemd und hielt eine Machete in der Rechten.
    Er schaute zu Jillian hinunter. Sie hockte mit hängenden Schultern und hängendem Kopf da und ließ den Regen ungerührt auf sich herabtrommeln. Zögernd ließ er sie, wo sie war, und ging zur Senhora.
    »Haben Sie eine Erklärung für all das?«, knurrte sie mit ihrer tiefen Männerstimme. »Wer ist dieser Mann?«
    »Ich werde Ihnen alles erklären«, sagte er. »Wären Sie so nett und könnten eine Kanne Kaffee machen? Oder Tee. Jillian hat’s nötig.«
    Sie funkelte ihn an, als habe er angedeutet, ihre Gastfreundschaft ließe zu wünschen übrig. »Selbstverständlich. Ich bringe gleich ein paar Handtücher heraus.« Sie wandte den Kopf und musterte grimmig Dutras regungslosen Körper. »Der Tote muss beseitigt werden.« Praktisch jeder Dörfler stand mittlerweile draußen im Regen und starrte fasziniert die Leiche an. Sie schnauzte die Männer an: »Bringt diesen Fleischberg da in die Scheune.« Gehorsam traten mehrere Männer vor, ergriffen die dicken Arme und Beine und schleiften Dutra zur Scheune, wo er bis zum Morgen »zwischengelagert« werden sollte.
    Die Senhora war bereits im Haus verschwunden, und Ben kehrte zu Jillian zurück, ging neben ihr in die Hocke. »Komm, Kleines, die Senhora bringt uns Handtücher. Wir trocknen uns ab und trinken eine Tasse Kaffee. Na, wie klingt das?«
    Sie schaute zu ihm hoch. »Mondän«, antwortete sie spröde.
    Er brachte ein angespanntes Lächeln zustande. »Ist es auch. So was tut man, wenn man eine Krise bewältigt hat. Die mondänen Sachen helfen einem, wieder die rechte Perspektive zu kriegen.«
    »Also gut.« Sie seufzte und stand so wackelig auf, als würden ihre Muskeln noch nicht ganz einverstanden sein. Er schlang abermals den Arm um ihre Taille und führte sie zur Veranda zurück. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, und das Gewitter zog weiter. Als er zum Himmel aufsah, blitzten bereits einige Sterne durch die sich zerteilende Wolkenwand.
    Die Senhora kam mit ein paar Handtüchern zurück. Jillian nahm sich eins, wischte sich das Gesicht ab und begann dann, ihre Haare trocken zu rubbeln. Da sie nichts Trockenes zum Anziehen besaß, war das alles, was sie tun konnte.
    Doch die Senhora besann sich tatsächlich ihrer Gastfreundschaft. Sie betrachtete sie mit geschürzten Lippen und brummte: »Vielleicht finde ich ja was zum Anziehen für euch. Mein Mann war auch groß, so wie Sie, Senhor, Gott möge seine Seele verrotten lassen. Und für Sie habe ich eine Bluse und einen Rock, Sie armes Häschen.«
    Jillian fühlte sich auch wie ein armes Häschen. Sie war nass und voller Schlamm und restlos erschöpft. Die Senhora brachte die Sachen heraus, und Jillian ging mit Ben hinters Haus, wo sie sich auf der hinteren Veranda in relativer Ungestörtheit umzogen. Der Rock der Senhora war zu weit und zu lang, er reichte ihr bis zu den Knöcheln, aber die alte Lady hatte ihr eine bunte Stoffschärpe dazu spendiert, die Jillian nun um ihre Taille wickelte und mit einem Knoten festband. Sie hatte ihre schlammigen Stiefel ausgezogen, und Ben war ebenfalls barfuß.
    Doch die Senhora übertraf sich nun schier. Sie brachte ihnen zwei Paar alte Sandalen. Das kleinere Paar war Jillian zwar trotzdem noch zu groß, aber es gelang ihr immerhin, sie an den Füßen zu behalten.
    Schließlich setzten sie sich an den Tisch und tranken heißen, stark gesüßten Kaffee, dessen Wirkung das abrupte Absinken des Adrenalinspiegels ein wenig auffing. Jillian saß schweigend und mit bleichem Gesicht dabei, während Ben die Senhora mit den Grundzügen ihres Abenteuers vertraut machte. Er ließ das meiste aus, und natürlich erwähnte er nicht die Kaiserin, erklärte lediglich, Dutra hätte auf der Expedition Jillians Bruder umgebracht und sei nun hinter ihnen her gewesen, weil sie Zeugen des Mordes geworden waren. Es war keine allzu beeindruckende Erklärung, aber die Senhora gab sich damit zufrieden und bohrte nicht weiter nach.
    Stattdessen verkündete sie mit geradezu schockierender Lässigkeit: »Meine Leute werden die Leiche morgen ins Landesinnere schaffen. Hier können wir ihn nicht verscharren. Der Gestank, wissen Sie.«
    Ben war nicht sicher, ob Dutra tot schlimmer stinken konnte als lebend, behielt seinen Kommentar jedoch für sich. Niemand schlug vor, die Behörden zu informieren. Hier draußen war man es gewohnt,

Weitere Kostenlose Bücher