Ein gefaehrlicher Liebhaber
angeschaltet und beleuchtete schwächlich die Veranda. Der Lärm hatte die Senhora geweckt.
Das Angehen des Lichts löste auch etwas in Jillian, als wäre das eine mit dem anderen verbunden. Wut brodelte in ihr hoch, dass so etwas noch einmal passieren sollte, eine solch heiße Wut, dass sie förmlich spürte, wie es sie innerlich zu zerreißen drohte. Sie war sich nicht bewusst, einen Laut auszustoßen, aber ein leises, unmenschliches Heulen vibrierte in ihrer Kehle. Alles, was sie wahrnahm, war Dutra mit seinem hässlichen verformten Schädel. Die Umgebung wich zurück. Es war, als würde sie ihn durch ein Teleskop betrachten. Sie handelte, ohne zu denken, instinktiv. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie von der Veranda und hechtete auf die beiden zu.
Sie warf sich auf Dutras Rücken, krallte beide Hände in seine nassen, schmierigen Haare und riss mit einem brutalen Ruck daran. Er heulte auf, und die Muskeln in seinem Stiernacken traten hervor in dem Bemühen, sich gegen die grobe Kraft zu stemmen, die seinen Kopf in den Nacken zwingen wollte.
Sie hörte Ben etwas brüllen, keuchend, verstand ihn aber nicht. Sie stemmte die Füße gegen Dutras Rücken und warf sich nach hinten, die Fäuste nach wie vor in Dutras Haaren verkrallt. Dicke Haarklumpen in den Händen, von seiner Kopfhaut gerissen, stolperte sie nun in den Schlamm zurück.
Dutra kreischte auf, außer sich vor Wut und Qual. Er saß rittlings auf Ben, sein Gewicht drückte ihn in den Schlamm. Ben, der auf dem Rücken lag, war praktisch wehrlos; nur mit allergrößter Mühe hielt er den vor Schmerz nahezu tollwütigen Mann von sich ab. Dutra begann wie verrückt Bens Pistolenhand auf die Erde zu schlagen, um ihn dazu zu bringen, die Waffe loszulassen. Ben umklammerte sie mit der Kraft der Verzweiflung, denn die Waffe war seine einzige Hoffnung.
Jillian rappelte sich hoch. Hinter ihr brüllte die Senhora etwas. Die Menschen in den Hütten waren erwacht, standen im Regen um sie herum und beglotzten das Spektakel nun in stummer, entsetzter Neugier.
Dutra saß rittlings auf Ben, aber zu hoch, als dass Ben seine Knie hätte einsetzen können. Mit einem einzigen kristallklaren Gedanken im Kopf trat Jillian vor und holte mit der Präzision eines erfahrenen Fußballers aus, das Ziel fest vor Augen. Sie zögerte nicht, zielte lediglich mit dem Bein und der Spitze ihres Stiefels - und traf Dutra mit aller Macht zwischen den Beinen.
Dutra schrie, ein anhaltender Schrei, der schriller und schriller wurde, zuckte sich aufbäumend senkrecht und fiel zur Seite. Blitzartig richtete sich Ben auf und riss die Pistole hoch. Er schoss einmal, und seine Kugel traf Dutra in die Schläfe. Der vierschrötige Mann kippte um wie ein nasser Sack.
Mit letzter Kraft wälzte er Dutras Leiche von sich herunter und kam taumelnd auf die Füße. Jillian stand unweit von ihm, der Regen lief ihr übers Gesicht, und die Kleidung klebte ihr klitschnass am Leib. Ihr Blick hing noch immer wie festgesaugt an Dutra; ihre Hände waren zu Fäusten geballt, ihre Brust hob und senkte sich mühsam, als warte sie darauf, dass er sich noch einmal rührte.
»Jillian?« Er trat vorsichtig auf sie zu. »Er ist tot.«
Sie antwortete nicht. Er musste an das tiefe, entsetzliche Heulen denken, das sie ausgestoßen hatte, als sie wie eine Furie auf Dutras Rücken sprang, ein beinahe tierisches Fauchen. Äußerst behutsam berührte er ihren Arm, damit sie wieder zu sich kam. »Er ist tot, Kleines. Ich habe ihn erschossen.«
Sie zögerte und reagierte dann mit einem abgehackten Kopfnicken.
»Du hast mir das Leben gerettet«, fuhr er mit beruhigender Stimme fort. »Wie hast du das Wunder vollbracht? Es hat jedenfalls gewirkt.«
Sie blieb einen Moment stumm, dann schaute sie mit glasigen Augen zu ihm auf und sagte mit der höflichen, leisen Stimme eines Menschen, der unter Schock steht: »Ich habe ihm die Eier zermatscht.«
Ben zuckte automatisch zusammen. »Komm, Kleines, gehen wir rein ins Trockene.« Er schlang den Arm um ihre Taille.
Sie glitschte jedoch sofort aus seiner Umarmung und hockte sich wortlos mit einem Plumps in den Schlamm. Er stand da und hatte auf einmal nur noch Luft im Arm. Er bückte sich schon, um sie aufzuheben, doch etwas in ihrem Gesichtsausdruck hielt ihn davon ab. Er wusste, was in ihr vorging, weil er es selbst schon erlebt hatte. Sie hatte eine mörderische Wut empfunden; sie wäre zu allem fähig gewesen; jetzt musste sie sich erst wieder fassen. Sie wollte nichts
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