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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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einer Besorgnis, die Ben ihm keine Sekunde abkaufte.
    Er bedachte ihn mit einem ungläubigen Blick. »Weil ich einen Flusspiraten angeschossen habe? Das ist nicht das erste Mal, dass so was passiert - und auch nicht das letzte Mal.« Gereizt wandte er sich ab. »Das Frühstück ist fast fertig. Also los.«
    Kates kicherte auf dem Rückweg zum zweiten Boot voller Genugtuung. »Der Scheißkerl hat Angst«, sagte er leise zu Sherwood, »und er will nicht, dass wir’s merken. Deshalb ist er heute früh so schlecht gelaunt. Wahrscheinlich hat er den Mann umgebracht, Flusspirat hin oder her.«
    Rick blieb stehen und spähte zum Führungsboot, wo Ben am Bug stand und den Fluss studierte. »Das glaube ich nicht. Joaquim hat gestern Abend gesagt, dass Lewis berühmt dafür ist, wie er mit solchen Problemen fertigwird, und dass die Behörden ihm deshalb immer wieder Klienten zukommen lassen, weil sie wissen, dass er gut auf sie aufpasst. Klingt nicht so, als würde er deswegen Ärger kriegen.«
    Kates’ kalte Augen huschten über Ricks Gesicht. »Sie verbringen zu viel Zeit mit den Trägern«, fauchte er. »Die reden Ihnen allen möglichen Blödsinn ein.« Mit diesen Worten stakste er aufs Boot, und sein Blondhaar leuchtete dabei in der sanften Morgensonne. Er konnte es nicht ertragen, wenn ein Idiot wie Sherwood ihm widersprach.
    Bald ging es wieder weiter den Fluss hinauf. Ben war sauer, was Jillian gar nichts ausmachte. Im Gegenteil: Es geschah ihm ganz recht. Wer weiß, wie peinlich die Sache geworden wäre, wenn sie nicht so beherzt ein- beziehungsweise zugegriffen hätte.
    Tatsächlich war er derart gekränkt, dass sie seine »Geste der Bewunderung« zurückgewiesen hatte, dass er in den nächsten Tagen kaum ein Wort mit ihr sprach. Ben, so entschied sie, war eindeutig der Typ beleidigte Leberwurst. Sobald sie sich an ihn ranschmeicheln und ihm zu verstehen geben würde, wie sexy er doch war, wäre er sofort wieder versöhnt. Aber im Moment benahm er sich, als hätte er ihr
    sein Lieblingsspielzeug angeboten - was er, wenn sie’s recht überlegte, auch getan hatte - und sie hätte es einfach verschmäht. Sie musste sich so oft auf die Lippe beißen, um nicht in einen Kicheranfall auszubrechen, dass sie schon ganz wund war.
    Aber beleidigt oder nicht, er spielte weiterhin den Beschützer. Das tat er sicher zum Teil Kates’ wegen. Der war zwar nicht ständig da, aber garantiert unterhielten sich die Männer bei jedem Halt. Daher war anzunehmen, dass sie wussten, wie scharf Ben sie im Auge behielt. Lange bevor sie in irgendwelche gefährlichen Strömungen gerieten, befahl er ihr, von der Reling zurückzutreten. Nachts schlief er zwischen ihr und den anderen Männern, und tagsüber sorgte er dafür, dass sie unbehelligt blieb, wenn sie sich zum Waschen oder für andere Bedürfnisse ins Toilettenzelt zurückzog.
    Sie wusste, welche Schlüsse die anderen aus seinem Verhalten zogen, aber ihre eigene Interpretation war sachlicher. Sie war die Einzige, die den Weg zur steinernen Stadt kannte; allein aus diesem Grund würde Ben sehr, sehr gut auf sie auf-
    passen.
    Zehn Tage waren seit ihrem Aufbruch vergangen, und Jillian begann nun, dem Dschungel und dem Verlauf des Flusses mehr und mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Von Zeit zu Zeit setzte sie sich in irgendeine stille Ecke, holte ein paar Papiere hervor und arbeitete konzentriert an ihren verschlüsselten Notizen. Es konnte jetzt nicht mehr weit sein bis zu der Stelle, an der sie an Land gehen mussten. Vielleicht noch zwei bis vier Tage, aber es war besser, schon jetzt aufzupassen, denn sie wollte nicht, dass sie die Stelle etwa wegen einer Unaufmerksamkeit ihrerseits übersahen.
    »Sag mir Bescheid, wenn ich langsamer fahren soll, damit

    du dir ein bestimmtes Stück genauer ansehen kannst«, sagte Ben, dem die Veränderung in ihrem Verhalten, nun, da sie so weit flussaufwärts gekommen waren, nicht entgangen war und der es deshalb sogar vorübergehend aufgab, seine gekränkte männliche Eitelkeit durch fortgesetztes Schmollen zu hätscheln. Offenbar näherten sie sich der Stelle, an der sie die Boote zurücklassen und zu Fuß weitergehen würden. Die letzte Siedlung hatten sie vor zwei Tagen passiert und waren in dieser Zeit nur einem einzigen anderen Boot begegnet. Der Regenwald rückte ihnen mehr und mehr auf die Pelle, da der Fluss zunehmend schmaler wurde. Auch die Luft war, falls möglich, noch heißer und noch feuchter. Um die Mittagszeit konnte man kaum mehr atmen.

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