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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Ben vermutete, dass sie sich ziemlich genau auf dem Äquator befanden.
    Und sie näherten sich bergigeren Regionen. Das große Amazonasbecken war größtenteils flach, aber der Rio Negro entsprang in einem Gebirge, das sich bis nach Kolumbien und Venezuela hinein erstreckte. Grüne, geheimnisvolle und weitgehend unerforschte Berge. Dort hatte man auch vor nicht allzu langer Zeit die Yanomami entdeckt, einen Stamm, der jahrhundertelang ungestört unter Steinzeitbedingungen gelebt hatte.
    Jillian wandte die Augen nicht vom Dschungel ab. »Der Fluss verzweigt sich doch bald noch mal, oder?«
    Er lachte. »Laut Satellitenkarte, ja. Ich selbst bin noch nie so weit raufgekommen, Süße. Hier gibt’s nichts, außer ein Paar isoliert lebenden Indianerstämmen, die vielleicht schon einen Weißen gesehen haben, vielleicht aber auch nicht, und die Kopfjäger sein könnten oder auch nicht.«
    Sie ignorierte seine letzte Bemerkung. »Dann nimm den linken Flussarm.«
    »Zu Befehl, Ma’am. Und dann?«
    »Das sage ich dir, wenn’s so weit ist.«
    Während er über die Route nachdachte, fiel ihm auf, dass sie sogar ihm gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen war, als sie ihm auf der Karte gezeigt hatte, in welche ungefähre Region ihre Reise gehen würde, das misstrauische Weib. Aber gerissen war sie, das musste er ihr lassen. Aufgrund dieser Informationen hatte er nämlich genügend Vorräte dabei, um dorthin gelangen zu können, wo sie nun tatsächlich hinwollten.
    Eine Stunde später erreichten sie die Flussgabelung, und Ben lenkte in den linken Arm. Das Steuern der Boote wurde jetzt zunehmend kniffliger, da der Fluss hier seichter und enger wurde. Er drosselte mehrmals den Motor, bis sie schließlich nur noch im Kriechtempo vorankamen. Jillian stand weit vorgebeugt im Bug und suchte konzentriert nach der Landmarke. Ben warnte scharf: »Nicht so weit rauslehnen. Du fällst raus, wenn wir an einer Schlingpflanze hängen bleiben.«
    Gehorsam richtete sie sich wieder auf, aber es fiel ihr schwer, ihre Nervosität und Erregung zu zügeln. Sie hatte Angst, das Zeichen zu übersehen, Angst, dass sie die Notizen des Professors falsch gelesen hatte, obwohl sie sie mehrmals und bei verschiedensten Gelegenheiten überprüft hatte.
    Ben tauchte neben ihr auf. Sie schaute sich um und merkte, dass Pepe jetzt am Ruder stand. Sofort riss sie den Kopf wieder herum. Was, wenn sie die Marke in dem Moment übersehen hatte, in dem sie sich nach Pepe umgedreht hatte?
    »Jetzt verrat mir eins«, meinte Ben gedehnt. »Wenn Carvajal wirklich den Amazonas raufgefahren ist und die Anzar entdeckt hat, wie kommt es dann, dass wir den Rio Negro raufschippern? Allmählich wird mir klar, dass du mir so gut wie in jeder Beziehung die Wahrheit verschwiegen hast. Aber jetzt kannst du doch damit rausrücken, oder?«
    »Ich habe dir nur nicht alles über Carvajals Tagebuch verraten. Orellana und die Männer auf seiner Expedition hatten ein kurzes Scharmützel mit den Tapua-Indianern, und die Indianerfrauen kämpften an der Seite ihrer Männer. Carvajal nannte sie Amazonen.«
    »Dann hast du das mit den Anzar also bloß erfunden?«
    »Nein. Carvajal ist nicht die einzige Quelle. Da gibt’s den Vorfall mit den Tapua, und man glaubt, dass der Name von daher stammt. Aber es existieren noch andere Quellen, andere Geschichten über einen isoliert lebenden Stamm weiblicher Krieger tief im Innern des Regenwalds. Die Anzar. Anzar und Amazonas, das klingt ähnlich. Man kann sich also leicht vorstellen, warum die Geschichten über die Anzar ins Reich der Mythen verbannt wurden.«
    »Ja, und das fällt mir immer noch leicht«, brummte er.
    Sie lächelte, den Blick unverwandt auf den Horizont gerichtet. »Aber verstehst du denn nicht? Es spielt keine Rolle. Das einzig Wichtige ist, dass wir die steinerne Stadt finden. Dann habe ich Vaters Theorien bewiesen. Es ist egal, ob der Stamm aus Kriegerinnen bestand oder aus ganz normalen Frauen und Männern. Die verschollene Stadt und die verschollene Kultur sind der Dreh- und Angelpunkt.«
    »Also hätte dort auch ’ne Bande einäugiger Banditen leben können, und dir wär’s piepe?«
    »Genau, obwohl sich einem in diesem Zusammenhang die alten Mythen über Zyklopen aufdrängen.«
    »Ich glaube, mir reicht’s vorläufig mit alten Mythen. Vergiss die einäugigen Banditen.«
    Sie richtete sich abrupt auf. »Hier!«, triumphierte sie laut.
    »Hier?«
    »Ja, hier!« Sie fuhr aufgeregt zu ihm herum. »Hier, verdammt noch mal!«
    Er

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