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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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warf einen raschen, ungläubigen Blick auf das undurchdringliche Uferdickicht und sagte: »Ganz meine Meinung.« Dann drehte er sich um und rief Pepe etwas zu, der sofort beidrehte.
    Es war kein idealer Platz, um die Boote zurückzulassen, aber Ben verbarg sie, so gut er konnte, in einer kleinen Bucht, wo er sie mit Ketten an dicken Bäumen vertäute. Trotzdem war ihm klar, dass die Chance, die Boote nach ihrer Rückkehr noch dort zu finden, fifty-fifty stand. Doch auch für dieses eventuelle Problem hatte er vorgesorgt, und so zerrten sie zwei große Schlauchboote etwa fünfzig Meter weit landeinwärts und versteckten sie.
    Der Pflanzenbewuchs war an den Uferbänken, wo es mehr Sonnenlicht gab, immer am dichtesten; sie mussten sich einen Weg von den Booten hacken, aber sobald sie sich im Zwielicht der hohen Bäume des Regenwalds befanden, stellten sie fest, dass man dort viel leichter vorankam. Pflanzen konnten sich am Dschungelboden kaum halten, nur was nach oben, zur Sonne strebte, überlebte. Es war eine völlig andere Welt unter dem dichten grünen Blätterdach, eine Welt der Kletterorchideen und einer feuchten, dampfigen Luft, in der sich kein Windhauch regte. Riesige Wurzeln stützten wie Strebepfeiler von Kathedralen hoch aufragende Bäume, deren Kronen sich im fernen grünen Meer verloren. Selbst zur Mittagszeit, wenn die Sonne senkrecht am Himmel stand, herrschte hier ein Zwielicht, in dem ausschließlich die Vegetation regierte: dicke Lianen, die manchmal leicht schwankten, wenn sich oben ein Affe, vor den Blicken verborgen, von Baum zu Baum schwang. Gelegentlich drang ein Sonnenstrahl durch und zauberte Lichtflecken auf die Blätter. Alle Geräusche waren gedämpft. Man hörte zwar das Zwitschern und Schnattern der Regenwaldbewohner, aber alles klang wattig, wie aus weiter Ferne. Es war, als befände man sich in einer hohen grünen Kathedrale.
    Jillian half den Männern beim Entladen der Boote. Jeder würde einen Rucksack mit einem Leichtgewichtszelt, einer Isomatte, den persönlichen Habseligkeiten und einem Anteil an den allgemeinen Vorräten tragen müssen. Der Rest der Vorräte würde auf vier Zwei-Mann-Tragen geschnallt und von den acht Trägern transportiert werden. Ben ließ außerdem genügend Vorräte für ihre Rückkehr nach Manaus bei den Schlauchbooten zurück.
    Das Entladen der Boote und die Aufteilung der Vorräte nahmen fast den ganzen Nachmittag in Anspruch, deshalb beschloss Ben, gleich hier zu lagern, anstatt in der kurzen Zeit, die noch an Tageslicht verblieb, abzumarschieren. Also wurden die Zelte aufgestellt und ein Lagerfeuer entfacht. Die Alkoholöfen wollte man wegen ihres Gewichts zurücklassen. Die Zubereitung der Mahlzeiten würde also künftig über dem offenen Feuer erfolgen.
    Spät am Nachmittag verließ Kates das Camp, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen. Keine zwei Minuten später hörten sie seinen heiseren Schrei. Ben packte seine Flinte und stürzte in die Richtung, aus der die Schreie kamen, die anderen hinterdrein.
    Die Vegetation war so dicht, dass Kates nicht weit gekommen war. Jillian hörte Ben deutlich sagen: »Sie ist nicht giftig.«
    »Verfluchte Scheiße, sagen Sie mir nicht, dass sie nicht giftig ist!«, kreischte Kates gerade, als sie alle bei ihm ankamen. »Das ist ’ne Korallenschlange!«
    »Nein, keine richtige«, korrigierte ihn Ben geduldig. »Das ist eine Flussschlange. Die ist nur gefährlich für den, der klein genug ist, um in ihr Maul zu passen. Regen Sie sich ab, und nehmen Sie in Zukunft einen Stock zum Pinkeln mit.«
    Die Brasilianer machten sich mit unterdrücktem Grinsen auf den Rückweg. Jillian wandte sich ebenfalls zum Gehen, stieß jedoch überraschend mit Dutra zusammen.
    Wie von der Tarantel gestochen, sprang sie zurück. Es drehte ihr fast den Magen um, ihm so nahe gekommen zu sein. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er so dicht hinter ihr gestanden hatte, obwohl ihr das jetzt, wo ihr sein widerlich ranziger Geruch in die Nase stieg, unerklärlich war. Er sagte nichts, grinste sie nur mit gefletschten Eckzähnen an. Beim Anblick dieser Reißzähne lief es ihr kalt über den Rücken. Seine kleinen, fiesen Augen waren auf ihre Brüste gerichtet. Jillian hatte das entsetzliche Gefühl, dass er am liebsten reingebissen hätte.
    Sie wollte sich schon auf den Rückweg ins Lager machen, als ihr einfiel, dass die Zelte zwar nur zwanzig Meter weit weg waren, dazwischen aber undurchdringlicher Dschungel lag. Mit Dutra direkt vor der Nase

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