Ein gefährlicher Plan
Pinsel, Klebstoff, Make-up und Kollodium legte sie eine Wunde an, die so echt wirkte, dass Brooke sie ungläubig mit dem Finger berührte.
Meg schnalzte missbilligend. „Erst trocknen lassen, Honey." Dann lächelte sie. „Nicht schlecht, was?"
„Jack hat Sie eine Zauberkünstlerin genannt. Sie sind wirklich eine."
Meg wurde rot. „Danke."
„Und es geht beim Duschen nicht wieder ab?"
„Also, schrubben sollten Sie sie nicht, aber wenn Sie sie sanft waschen, bleibt sie dran."
Sie runzelte die Stirn. „Ach, was diese Schrammen betrifft ... Es gibt nur ein Mittel, um sie glaubwürdig und länger andauernd herzustellen."
„Wie denn?"
Meg wirbelte ihren Stuhl zu sich herum und sah Brooke ernst an. „Mit Schleifpapier."
„Nein!" Jack sprang auf. „Das kannst du nicht tun."
„Da stimme ich dir zu. Es ist ziemlich drastisch. Eine solch wunderschöne Haut möchte ich wirklich nicht beschädigen. Das bedeutet allerdings, Sie müssten jeden Tag herkommen, damit die Schrammen so aussehen, als würden sie heilen..." Meg zuckte mit der Schulter.
„Wenn es sein muss, muss es eben sein." Brooke fühlte förmlich schon den Schmerz, das Blut auf ihrer Wange.
„Nein!" erklärte Jack autoritär. „Das lasse ich nicht zu."
Meg schaute von einem zum anderen. „Okay. Das war wohl mein Stichwort, mich zu verdünnisieren. Besprecht es unter euch, und dann komme ich zurück."
„Sind Sie verrückt?" schimpfte Jack los, sobald die Tür hinter Meg ins Schloss gefallen war. Er hatte beide Sessellehnen gepackt und beugte sich vor.
Brooke war gefangen, und wenn sie ihm auch nur das leiseste Anzeichen von Furcht zeigte, würde sie gleich wieder auf dem Weg nach Boston sein. Und dort bleiben müssen. Sie musste dies hier durchstehen. Also drückte sie den Rücken durch, nahm ihren Mut zusammen.
„Sie haben gehört, was Meg gesagt hat. Es ist am besten so."
„Und wenn Narben zurückbleiben?" Jacks Finger schwebte dicht über ihrer Wange.
Brooke hielt den Atem an.
„Vitamin-E-Öl wird sie glätten." Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen. Sie wünschte sich, er würde noch näher kommen – oder aber zurücktreten.
Er schüttelte den Kopf. „Falsche Tatsachen vorzuspiegeln ist eine Sache, Verstümmelung eine ganz andere."
„Wir können nicht jeden Tag hierher kommen." Sie beugte sich vor und schaute ihm direkt in die Augen. Als sie sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen fuhr, blitzte etwas in seinen Augen auf, verschwand aber sofort wieder. „Und was ist, wenn uns jemand hierher folgt? Die Sache würde sofort auffliegen, Jack."
„Ich kann nicht..."
„Es ist meine Entscheidung. Ich muss es einfach tun, Jack. Machen Sie es mir nicht noch schwerer."
„Warum?" Das kam gepresst heraus.
„Weil ich hier bin und Alyssa nicht. Und wenn Sie es tun könnten, würden Sie es auch tun."
Er fuhr leicht zurück, als hätte sie mitten ins Schwarze getroffen. Vielleicht war er doch nicht so kontrolliert, so gefühlsarm, wie er sich nach außen hin darstellte.
Bevor Jack antworten konnte, steckte Meg ihren roten Schopf zur Tür herein.
„Also, wie habt ihr euch entschieden?"
Es war so still im Raum, dass die Geräusche der Aktivitäten draußen deutlich zu hören waren.
Brooke drehte sich mit dem Stuhl zum Spiegel zurück. Jack musste wohl oder übel die Hände von den Lehnen nehmen. „W ir machen das, was Sie vorgeschlagen haben."
Jack fluchte unterdrückt und wandte sich halb ab.
Brooke griff nach seiner Hand, ihre Blicke begegneten sich. Seiner sprach Bände. In einer fremden Sprache jedoch, nicht so einfach zu entziffern wie die zwischen Alyssa und ihr früher. Sie war sich nicht sicher, was sie las, aber plötzlich war ihr nach Weinen zu Mute.
Natürlich, es fiel ihm schwer, ihre Entscheidung zu akzeptieren. Ich verstehe das, wollte sie ihm sagen, doch die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Stattdessen drückte sie seine Finger.
„Jack?"
Er sagte nichts. Sie zog die Hand wieder zurück, empfand eine leichte Enttäuschung.
Brooke stählte sich insgeheim. Was hatte sie denn erwartet? Ermunterung? Dank?
Verständnis?
Nichts. Erwarte nichts, und du wirst nicht enttäuscht werden. Warum nur vergaß sie diese Lektion ständig? Weil es ihr bei den widersprüchlichen Gefühlen, die in ihr tobten, so schwer fiel, ruhig und gelassen zu bleiben.
Die Frauen blickten sich an. Meg ging zu einem Spind auf der anderen Seite des Raums und nahm etwas Kleingeld aus ihrer Börse. Sie drückte es Jack in
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