Ein gefährlicher Plan
uns hier mitten in der Einöde. Die Touristen kommen her, weil sie Urlaub machen, Spaß und Freude haben wollen. Manchmal kann Alyssa ein wenig dreist sein, trotzdem mögen sie alle.
Ich dachte, sie wollte nur Aufmerksamkeit."
„Hat sie so etwas früher schon einmal gemacht?"
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Weiches Haar, wie sie sich erinnerte. „Das ist schwer zu erklären. Alyssa konnte nie um etwas bitten. Zumindest nicht direkt. Wenn sie nicht allein sein wollte, lud sie einen zum Essen ein. Brauchte sie Hilfe, dann bat sie auf Umwegen darum. Hatte sie Angst, machte sie Witze darüber."
„Aber an dem Abend nicht?"
„Sie war ungewöhnlich mürrisch." Er runzelte die Stirn. „Wenn ich es im Nachhinein betrachte, wollte sie mir wohl indirekt etwas deutlich machen. Ich begriff es nur nicht. Ich dachte, sie wäre ein wenig gestresst und brauchte ein paar Tage Urlaub. Euer Vater hatte ihr ziemlich zugesetzt. Das macht er oft am Anfang der Saison."
Jack blätterte die restlichen Seiten des Tagebuchs durch. Sie waren alle unbeschrieben, bis auf ein zweifach gefaltetes Stück Computerpapier, das zwischen die letzte Seite und den Buchdeckel geklebt war. Vorsichtig legte er das Tagebuch auf den Fußboden und faltete das Blatt auseinander.
Brooke hielt unwillkürlich die Luft an, als sie genauer hinschaute. Es sah aus, als hätte jemand die Zeilen, die darauf standen, mit Blut geschrieben.
Ernte, was du gesät hast,
bezahl, was du schuldest.
Stöcke und Steine werden dir die Knochen brechen,
und wenn du stirbst,
kann ich nicht traurig sein.
Denk an mich, meine Freundin,
ich werde lächeln, wenn dein Ende kommt.
9. KARITEL
Jack fluchte, klappte das Tagebuch über dem bitterbösen Gedicht zusammen und schoss so schnell hoch, dass er gegen einen der Dachbalken stieß. Er zog den Kopf ein, rieb sich die schmerzende Stelle und wanderte auf und ab. Davon also hatte Alyssa vor dem Aufstieg gesprochen...
Stöcke und Steine werden mir die Knochen brechen.
Es wird alles gut gehen, Alyssa. Wie immer.
Diesmal nicht.
Der seltsame Dialog fiel ihm in aller Deutlichkeit wieder ein.
Warum hatte sie sich ihm nicht anvertraut? Hatte sie angenommen, er könnte derjenige sein, der es auf sie abgesehen hatte? Aber warum hatte sie dann darauf bestanden, mit ihm zusammen in die Wand zu steigen?
Jack freigeben.
Sie hatte sich gerade in ihrer freiheitsliebenden Phase befunden. Hatte sie ernsthaft daran gedacht, sich von ihm zu lösen, und ihn deshalb nicht ins Vertrauen gezogen? Alyssa, Alyssa, was hattest du nur vor? dachte er. Wer hat dir das angetan? Warum hast du mich dir nicht helfen lassen?
„Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wer dies hier geschrieben hat?" fragte Brooke vom Fußboden her.
Sie wirkte wie ein kleines Mädchen, weich und verletzlich, so wie Alyssa eigentlich all die Jahre tief in ihrem Inneren gewesen war. Nur die Zehenspitzen lugten unter Brookes weitem hellblauen T-Shirt hervor.
Da sie es über die Knie gezogen hatte, verbarg es all die aufregenden Rundungen, deren Anblick ihn verlockt hatte, als er auf den Dachboden gestiegen war. Die festen Brüste, der bezaubernde Schwung ihrer Taille. Wie sehr sehnte er sich danach, sie mit den Händen zu erforschen, sie mit den Lippen zu kosten.
Die unterschwellig ständig vorhandene Erregung machte ihn unruhig wie einen Silberlöwen, den es durch die Berge trieb. Er musste sich abreagieren. Ihm fehlte körperliche Bewegung. Und nicht Brooke Snowdens verlockender Körper.
„Ich schicke das Blatt an das Polizeilabor in Concord. Aber ich kann nicht garantieren, dass sie es schnell untersuchen. Und es kann gut sein, dass nicht viel dabei herauskommt.
Dieses Papier erhält man in jedem Schreibwarengeschäft. Die rote Tinte kann aus jedem Tintenstrahldrucker stammen. Wenn derjenige, der das geschrieben hat, auch nur einen Funken Verstand besitzt, wird er Handschuhe ge tragen haben. Und die sind ebenfalls überall erhältlich – selbst in Comfort."
„Trish hat jeden Tag mit Computern zu tun."
„Tim, Cullen und Stephanie auch."
„Stimmt." Brooke runzelte die Stirn. „Irgendjemand wollte wirklich, dass Alyssa stirbt."
Er sah, wie sie erschauerte, und hätte sie am liebsten in die Arme gezogen, sie festgehalten und ihre Sorgen fortgeküsst. Stattdessen ging er in die Hocke, öffnete das Tagebuch und betrachtete noch einmal das Gedicht.
Dass er nicht einmal ahnte, wer es war, nagte heftig an ihm. Die, die er verdächtigte, hatten in den
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