Ein gefährlicher Plan
tief seine Wut saß. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Wenn er ihr nun nicht glaubte? Würde er gewalttätig werden? Wie konnte sie ihn beruhigen? Ihn dazu bringen, wieder zu verschwinden? Wie sollte sie aus dieser Situation herauskommen?
„Ich weiß nicht, wo die Negative sind, Tim. Wenn ja, würde ich sie dir geben."
„Einfach so?" Er schnaubte ungläubig.
Verzweifelt versuchte Brooke, sich in Alyssa hineinzuversetzen. Wie würde ihre Schwester mit ihm umgehen? Sie respektierte seine Arbeit und auch seine Kletterfähigkeiten, aber sie hatte auch ein paar beißende Bemerkungen über seine wenig positiven menschlichen Eigenschaften gemacht. Und vor ihr stand der Mensch, nicht der Journalist, nicht der Sportler.
„Warum nicht?" fragte Brooke und weihte ihn in Alyssas Pläne ein, um sich zu schützen.
„Ich habe keine Lust mehr, hierzubleiben. Ich will hier raus. Aber vorher mache ich reinen Tisch. Ich lasse keine schlechten Erinnerungen zurück. Ich hatte vor, alles wieder in Ordnung zu bringen."
„Wer's glaubt, wird selig."
„Es ist die Wahrheit."
„Mit der Wahrheit kenne ich mich aus – es ist mein Job. Ich erkenne sie, wenn ich sie sehe." Tim verzog verächtlich den Mund und schüttelte den Kopf. „Fantastereien sind etwas anderes. Du wirst niemals von hier fortgehen, weil du es einfach nicht bringst. Du brauchst Jack, um zu funktionieren, und die Anerkennung deines Vaters so sehr, dass du einem nur Leid tun kannst. Du wirst immer eine Provinzlerin bleiben. Du hast nicht den Mumm, aus deinen Talenten etwas zu machen."
Sie schluckte ihren Groll herunter. Alles andere würde die Situation nur verschlimmern.
„Worum machst du dir dann Sorgen? Wenn ich so feige bin, warum sollte ich dann diese verdammten Negative gegen dich einsetzen?"
„Aus Rache. In der letzten Zeit bist du eine regelrechte Hexe gewesen. Du sagst, du willst alles wieder in Ordnung bringen. Also, mir kommt es eher so vor, dass du darauf aus bist, alles und jeden kaputtzumachen, der dich je gemocht hat." Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. „Die Auszeichnungen, Alyssa. Diese Bilder dürfen nicht auftauchen, jetzt, wo sie so dicht bevorstehen. Sie würden alles ruinieren. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitarbeiter. Verstehst du das nicht? Sie haben so hart gearbeitet, und ich will nicht, dass ihre Anerkennung von etwas so Kleingeistigem wie der Veröffentlichung kompromittierender Fotos überschattet wird."
„Was genau tust du auf diesen Bildern?"
„Nichts", erwiderte er zu schnell und schaute zur Seite.
„Warum machst du dir dann solche Sorgen?"
Als er sie wieder anblickte, stand Traurigkeit in seinen Augen. „Weil ich gern hier lebe und nicht fortgehen möchte."
Sie überdachte seine Antwort, dann nickte sie. „Und wenn ich dir verspreche, keinen Gebrauch von den Negativen zu machen?"
Tim musterte sie eine Weile mit seinen blassblauen Augen. „Es fällt mir schwer, dir zu glauben. Aber mir bleibt wohl keine andere Wahl." Er hastete an ihr vorbei durch die immer noch offene Tür. Unten an der Treppe blieb er stehen. „Was immer du auch vorhast, Alyssa, bitte zeig diese Bilder nicht vor der Verleihung. Nicht meinetwegen, sondern um meiner Mitarbeiter willen."
„Ich verspreche es." Sie hielt sich an der Tür fest und hätte am liebsten geweint. Erpresste Alyssa ihren Freund wirklich mit diesen Negativen? Warum? Was versprach sie sich davon?
Es kam ihr vor wie ein grausames Spiel, und sie wollte daran nicht teilhaben.
Brooke hatte keine Mühe, Trishs Haus zu finden. Das kleine viktorianische Gebäude stand auf einem ausgedehnten Anwesen. Von drei Seiten war es durch Ahornbäume, Birken und Eichen von den Nachbargrundstücken abgeschirmt. Bevor sie losgefahren war, hatte sie noch bei Trish angerufen, aber niemand hatte abgenommen. Dennoch war sie erleichtert, als sie den silbernen Trooper nicht auf der Auffahrt stehen sah. Brooke fuhr zweimal um den Block und parkte dann um die Ecke an der Cemetery Street. Den Keksteller in der Hand, für den Fall der Fälle, klingelte sie an der Haustür. Als niemand öffnete, drehte sie den Knauf. Die Tür war unverschlossen. Sie holte tief Luft und ging hinein, als würde sie erwartet.
Alle Vorhänge waren vorgezogen, so dass im Wohnzimmer diffuses Dämmerlicht herrschte. In der Luft hing der Duft nach Äpfeln und Zimt, und doch roch es seltsam stickig.
Die Einrichtung bestand aus dänischen Teakmöbeln mit schlichten, klaren Linien. Der Teppich
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