Ein gefährliches Geschenk
Und ihr Urgroßvater - mütterlicherseits - war einer aus dem Team, das sie gestohlen hat.«
»Tatsächlich.« Sie lehnte sich zurück und dachte nach. »Wir gingen nicht in alle Einzelheiten.«
»Es steht im Buch. Sie hat diese Verbindung nicht verheimlicht. Die Verbindungen, diese zwei sich gegenüberstehenden Seiten, fördern den Verkauf sogar beträchtlich.«
»Fass mal die Höhepunkte zusammen.«
»Man wusste von vier Männern, die an dem Raubüberfall beteiligt waren. Einer war ein Insider, der hat die Weichen gestellt. Die anderen fungierten als Kunden oder Mitglieder des Ermittlungsteams, nachdem das Fehlen der Diamanten entdeckt worden war. Jeder von ihnen vereinbarte mit einem der Designer oder Großhändler oben ein Treffen. Jeder nahm eine Nippessache mit, die der Brancheninsider platziert hatte. Ein Gipshund, eine Flickenpuppe und so weiter.«
»Noch mal. Eine Puppe?«
»Versteckt, wo jeder sie sehen konnte«, erklärte er. »Ganz harmlos. In jedem Versteck befand sich ein Viertel Anteil des Raubs. Sie gingen am helllichten Tag hinein und wieder hinaus. Es heißt - und Samantha Gannon bestätigt das in ihrem Buch -, dass die beiden mit ihrem Anteil am Leib einen Block weit weg Mittagessen waren.«
»Sie gingen einfach raus.«
»Wirklich brillant in seiner Einfachheit. Es gibt einen Einzelhandelsbereich im Erdgeschoss. Fast ein Basar. Und damals - aber auch heute noch hin und wieder - liefen die Juweliere von Laden zu Laden, von Geschäft zu Geschäft und trugen ein Vermögen in Edelsteinen mit sich herum, die sie in Briefchen genannten Papierbechern verwahrten.
Mit genügend Mumm, Kenntnissen und Insiderbeistand ist es leichter als du denkst, mit Klunkern im Tageslicht abzuhauen. Bei weitem leichter als ein Bruch nach Arbeitsschluss.
Möchtest du Kaffee?«
»Schaffst du das?«
»Bestimmt.« Er stand auf, um in die Küche zu gehen. »Sie wären nie damit durchgekommen«, rief er zurück. »Über solche Steine wird akribisch Buch geführt. Es hätte schon sehr großer Geduld bedurft, so lange zu warten, bis genügend Zeit ins Land gegangen war, um sie in Geld zu verwandeln, sowie sorgfältige Recherche und eine gute Menschenkenntnis, um den richtigen Partner für diese Liquidation zu finden. Mensch bleibt eben Mensch. Und wer versucht nicht, sich was unter den Nagel zu reißen?«
»Sie sind mit dem Batzen abgehauen?«
»Nicht ganz.« Er kam mit einer Kanne und zwei Tassen zurück.
»Es ging eigentlich von Anfang an schief. Es begann mit unehrenhaftem Verhalten unter Dieben - wie das unweigerlich passiert. Einer der Bande - er hieß Crew - wollte sich nicht mit einem Viertel zufrieden geben, wenn er doch das Ganze haben konnte. Er war von ganz anderem Kaliber als O’Hara - das ist der Großvater - und die anderen. Die hätten es besser wissen müssen, als mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Er lockte den Insider in die Falle - wahrscheinlich mit dem Versprechen auf ein besseres Geschäft. Er gab ihm zwei Kugeln ins Gehirn. Damals kamen mit alarmierender Regelmäßigkeit Kugeln zum Einsatz. Er nahm den Anteil seines Partners und hatte nun die Hälfte.«
»Und heftete sich an die Fersen der anderen.«
»Genau. Aber es sickerte durch, und sie tauchten unter, ehe er sie erwischen konnte.
Und so kam am Ende O’Haras Tochter ins Spiel. Es wurde unschön, wie du feststellen wirst, wenn du das Buch liest. Ein weiterer von ihnen kam zu Tode. Sowohl Crew als auch der Versicherungsbulle kamen ihm auf die Spur. Der Bulle und die Tochter des Diebs verliebten sich jedoch glücklicherweise ineinander, und sie half ihm bei der Wiedererlangung der Hälfte, auf die O’Hara Zugriff hatte. Obwohl sie nach einigen Verwicklungen und Heldentaten auch Crew hochnahmen, wurde dieser noch nicht einmal drei Jahre nach Beginn seiner Haftstrafe im Gefängnis umgebracht. Seinen eigentlichen Anteil fanden sie in einem Sicherheitsdepot hier in der Stadt, zu dem sie durch einen Schlüssel geführt wurden, den er während seiner Haftzeit am Körper getragen hatte. Aber er hat nie preisgegeben, wo sich der andere Teil der Diamanten befand.«
»Das ist mehr als fünfzig Jahre her. Die könnten inzwischen doch längst verschwunden sein. Irgendwo in einer Schmuckschatulle in Form von Ringen, Armreifen, was auch immer.«
»Gewiss. Aber es macht doch mehr Spaß, sie sich in einer Gipskatze versteckt vorzustellen, die irgendwo in einem Trödelladen im Regal verstaubt, oder?«
Das mit dem Spaß konnte sie nicht
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