Ein gefährliches Geschenk
nachvollziehen, das Motiv jedoch schon. »Sie erzählt in ihrem Buch von der Verbindung der Familie zu den vermissten Diamanten.
Klingt sexy. Da wird wohl jemand beschlossen haben, dass sie sie haben muss oder weiß, wo sie sind.«
»Im Buch steht natürlich ein Dementi. Aber dennoch werden sich einige fragen, ob sie oder jemand aus der Familie sie hat. Wenn sie nach wie vor da draußen und außerdem noch ungefasst sind, ist ihr Wert heute weitaus höher als am Anfang des Jahrhunderts.
Allein schon die Legendenbildung treibt den Wert nach oben.«
»Wie viel?«
»Bescheiden geschätzt, fünfzehn Millionen.«
»An fünfzehn Millionen ist nichts Bescheidenes. Diese Summe könnte jede Menge Leute zur Schatzsuche treiben. Was, unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, den möglichen Täterkreis auf, sagen wir ein paar Millionen einengt?«
»Ich denke, es sind mehr, nach ihrer Lesereise bestimmt. Selbst diejenigen, die das Buch nicht gekauft oder gelesen haben, könnten die grundlegende Geschichte in einem ihrer Interviews mitbekommen haben.«
»Nun, was wäre das Leben ohne Herausforderungen? Hast du je danach gesucht? Nach den Forty-Seventh-Street-Diamanten?«
»Nein. Aber es war oft sehr unterhaltsam, mit Freunden bei einem Glas Bier darüber zu spekulieren. Ich erinnere mich, dass man in meiner Jugend stolz war, dass Jack O’Hara - der lebend davonkam - Ire war. Manchen gefiel die Vorstellung, er habe den Rest sich doch noch geschnappt und seine Tage dann in Saus und Braus von den Erträgen gelebt.«
»Aber du glaubst das nicht.«
»Ich weiß nicht. Wäre ihm das gelungen, hätte Crew sich seiner so schnell entledigt wie ein Hund, der sich auf den Rücken dreht, um einen lästigen Floh loszuwerden. Crew war der Kaltblütige und derjenige, der das Versteck mit in die Hölle nahm. Vielleicht aus Boshaftigkeit, aber eher, denke ich, weil es dadurch seine waren. Seine blieben.«
»Dann war er wohl besessen?«
»Im Buch wird er so geschildert, und soweit ich herausfinden konnte, lag es Samantha Gannon sehr am Herzen, in ihrer Erzählung so wahrheitsgetreu wie möglich zu sein.«
»Also gut, dann werfen wir mal einen Blick auf unsere Darstellerliste.« Sie ging hinüber an den Computer auf ihrem Schreibtisch. »Das medizinische Gutachten und die forensischen Berichte bekomme ich frühestens morgen. Aber Gannon behauptete, das Haus sei abgeschlossen und mit der Alarmanlage gesichert gewesen, als sie zurückkam. Ich habe es mir genau angesehen, da hat sich keiner gewaltsam Zugang verschafft. Entweder kam er mit Jacobs rein oder auf eigene Faust. Ich tendiere zu Letzterem, was allerdings eine gewisse Erfahrung mit Sicherheitssystemen oder die Kenntnis des Codes voraussetzt.«
»Der Ex?«
»Gannon sagt, sie habe die Codes nach der Trennung verändert. Was aber nicht bedeuteten muss, dass er diese Veränderungen nicht herausgefunden hat. Während ich ihn mal kurz durchleuchte, könntest du mir alles heraussuchen, was du über die Diamanten und die beteiligten Personen finden kannst.«
»Höchst unterhaltsam.« Er schenkte sich Kaffee nach und nahm ihn mit in sein Arbeitszimmer, das sich an das von Eve anschloss.
Sie gab eine Standardsuche nach Chad Dix ein und brütete über ihrem Kaffee, während der Computer die Daten zusammensuchte. Kalt, aufwändig, sinnlos - das fiel ihr zum Mord an Andrea Jacobs ein. Es war kein in Panik begangener Mord. Dazu war die Wunde zu glatt, die Methode selbst zu überlegt. Wenn er schon von hinten kam, wäre es genauso leicht, genauso wirksam gewesen, sie bewusstlos zu schlagen. Ihr Tod hatte gar nichts gebracht.
Sie verwarf jede realistische Möglichkeit, dass ein Profi dahinter steckte. Der Zustand des Hauses rückte dies in den unteren Wahrscheinlichkeitsbereich. Ein verpfuschter Einbruch war zwar ein recht anständiges Cover für einen gezielten Mord, aber kein Profi würde den Pfusch so gründlich verpfuschen und so viele leicht zu transportierende Wertgegenstände zurücklassen.
Dix, Chad, begann ihr Computer. Wohnt in Nummer fünf der 41 East Seventy-Ninth Street, New York, New York. Geburtsdatum: 28. März 2027. Eltern: Mitchell Dix, Gracia Long Dix Unger. Geschieden. Geschwister: ein Bruder, Wheaton. Eine Halbschwester, Maylee Unger Brooks.
Seine Ausbildung überflog sie, konzentrierte sich auf die Liste seiner Arbeitsverhältnisse. Finanzplaner für Tarbo, Chassie und Dix. Ein Geldmensch also. Sie ging davon aus, dass Typen, die gern mit anderer Leute Geld jonglierten,
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