Ein gefährliches Geschenk
Menschen, die in exotischer Umgebung herumtollten, füllten die Wände und sollten wohl potenzielle Reisende davon überzeugen, dass sie genauso unerträglich gut aussahen, wenn sie halb nackt an einem tropischen Strand herumtobten.
Ein halbes Dutzend Reisekaufleute saß an seinen Arbeitsplätzen, die alle mit persönlichen Erinnerungsfotos dekoriert waren, kleinen Puppen oder witzigen Briefbeschwerern, Postern.
Es waren alles Frauen, und das ganze Büro roch nach Mädchen. Eve musste an Sex mit Zuckerglasur denken. Sie trugen alle modische Alltagskleidung - jedenfalls ging sie davon aus, dass es modisch war -, selbst die Frau, deren Schwangerschaftsbauch danach aussah, als würde sie drei gesunde Babys darin herumtragen.
Schon ihr Anblick machte Eve nervös.
Noch schlimmer waren jedoch die sechs von Tränen geschwollenen Augenpaare und das gelegentliche Schluchzen oder Schniefen.
Es pulsierte nur so vor Östrogen und Gefühl im Raum.
»Es ist so unglaublich schrecklich. Ganz fürchterlich.« Die Schwangere hievte sich irgendwie aus ihrem Stuhl. Sie trug ihr strähniges braunes Haar hinten zusammengebunden.
Ihr Vollmondgesicht hatte die Farbe von Milchschokolade. Sie legte ihre Hand auf die Schulter einer anderen, als diese zu weinen anfing.
»Es ist bestimmt einfacher, wenn wir in mein Büro gehen. Dies hier ist Andreas Arbeitsstation. Ich bin heute Morgen eingesprungen. Ich bin Cecily Newberry. Ich bin, na ja, der Boss.«
Sie ging voraus zu einem winzigen, ordentlichen Büro und schloss die Tür. »Die Mädchen sind - na ja, wir sind alle völlig durcheinander. Ich wollte Nara erst gar nicht glauben, als sie mich heute Morgen anrief und mir was von Andrea vorheulte und -brabbelte.
Dann habe ich den Nachrichtenkanal eingeschaltet und mir den Bericht angehört.
Entschuldigen Sie.« Sie legte eine Hand ins Kreuz und ließ sich auf einen Stuhl nieder.
»Ich muss mich setzen. Es ist ein Gefühl, als hätte ein großer Bus auf meiner Blase geparkt.«
»Wann ist es denn so weit, Ms. Newberry?«, erkundigte sich Peabody.
»Noch zehn Tage.« Sie tätschelte ihren Bauch. »Es ist mein Zweites. Ich weiß auch nicht, was ich mir bei dieser Zeitplanung gedacht habe, dass ich es ausgerechnet in der Sommerhitze austragen muss. Ich bin heute extra reingekommen - eigentlich hatte ich vor, mir die nächsten paar Wochen freizunehmen. Aber ich bin hereingekommen, weil...
nun, mir wäre sonst nichts eingefallen, was ich hätte tun können. Tun sollen. Andrea hat hier fast so lange gearbeitet, wie ich den Laden habe. Sie führte ihn gemeinsam mit mir und wäre meine Vertretung im Mutterschaftsurlaub gewesen.«
»Sie ist immerhin einige Tage schon nicht mehr zur Arbeit erschienen. Waren Sie da nicht in Sorge?«
»Sie hatte sich Urlaub genommen. Heute sollte sie wiederkommen, weil ich meinen geplant hatte. O Gott.« Sie rieb sich ihr Gesicht. »Normalerweise nutzt sie unsere Vorteile und fährt irgendwohin. Aber sie hatte sich entschlossen, für ihre Freundin das Haus zu hüten und ihr Apartment streichen zu lassen, Einkäufe zu erledigen, wie sie sagte, und ein paar Wellnessbäder und Schönheitssalons in der Stadt aufzusuchen. Ich hatte gestern oder vorgestern damit gerechnet, dass sie sich bei mir meldet - nur um alles zur Übernahme durchzugehen. Aber ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht, als ich nichts von ihr hörte. Offen gestanden habe ich mir gar nichts gedacht. Ich war so sehr mit diesem Baby, meiner kleinen Tochter zu Hause, dem Geschäft und dem Entschluss meiner Schwiegermutter, dass dies jetzt eine prima Zeit sei, um uns zu besuchen, beschäftigt, dass es mich von allem anderen ablenkte.«
»Wann haben Sie zum letzten Mal mit ihr gesprochen?«
»Vor ein paar Wochen. Ich mag - ich mochte Andrea wirklich sehr, und es war ein wunderbares Arbeiten mit ihr. Aber wir hatten unterschiedliche Lebensstile. Sie war allein und ging gern aus. Ich bin unerhört verheiratet und ziehe eine Dreijährige groß, kriege noch ein Kind und führe ein Geschäft. Also haben wir uns außerhalb der Arbeit kaum gesehen oder miteinander geredet, es sei denn, es ging um die Arbeit.«
»Ist jemand aufgetaucht und hat nach ihr gefragt - speziell nach ihr gefragt?«
»Sie hat ihren Kundenstamm. Den haben die meisten meiner Mädchen. Kunden, die nur von ihnen bedient werden wollen, wenn sie eine Reise planen.«
»Dann wird sie auch eine Kundenliste haben.«
»Natürlich. Wahrscheinlich müsste ich jetzt irgendeinen Rechtsweg
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