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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Lieutenant.«
    »Tatsächlich?«

28
    W ährend sie schlief, spielte sich alles in ihrem Kopf ab. Vom Vater zum Sohn, Mord und Gier, Blut auf glitzernden Steinen. Es gab Hinterlassenschaften, denen man nicht entfliehen konnte, egal, wie schnell oder wie weit man rannte.
    Sie sah sich selbst, ein Kind ohne Mutter, die Angst um es hatte und es beschützte.
    Niemanden, der sie versteckte oder ihr als Schutzschild diente. Sie sah sich - sie konnte diese Bilder zu jeder Zeit abrufen - allein in einem eiskalten Raum, der in rotes Licht getaucht war, weil am gegenüberliegenden Gebäude ständig ein Schild blinkte, blinkte, blinkte.
    Sie konnte ihre Angst schmecken, wenn er hereinkam, diesen grellen, metallischen Geschmack. Als hätte sie bereits Blut in ihrer Kehle. Heißes Blut gegen die Kälte.
    Kinder sollten vor ihren Vätern keine Angst haben. Das wusste sie jetzt. In einem Teil ihres rastlosen Gehirns wusste sie das. Aber das Kind kannte nur die Angst.
    Es gab keinen, der ihn aufgehalten hätte, keinen, der für sie gekämpft hätte, wenn seine Hand wie eine Schlange auf sie zuschoss. Keinen, um sie zu schützen, wenn er an ihr zerrte, über sie herfiel. Es gab keinen, der ihre Schreie gehört hätte, ihn gebeten hätte aufzuhören.
    Nicht schon wieder, nicht wieder. Bitte, bitte, nicht wieder.
    Sie hatte keinen, zu dem sie hätte flüchten können, als der Knochen in ihrem Arm entzweigebrochen war, wie ein Zweig unter einem achtlosen Fuß. Sie hatte nur sich und das Messer.
    Sie konnte spüren, wie das Blut über ihre Hände, ihr Gesicht floss, spüren, wie sein Körper zuckte, als sie die Schneide in sein Fleisch rammte. Sie konnte sich sehen, blutverschmiert und voll davon, triefend wie ein Tier beim Töten. Und selbst im Schlaf wusste sie um den Wahnsinn dieses Tiers, dem völligen Fehlen alles Menschlichen.
    Die Geräusche, die sie machte, waren widerlich. Selbst nachdem er tot war, waren die Geräusche, die sie machte, widerlich.
    Sie kämpfte und stach zu, stach zu, stach zu.
    »Komm zurück. O mein Gott, Baby, komm zurück.«
    Angst und Schutz. Jemand, der sie hörte, der half. Durch den Wahnsinn des Erinnerns hörte sie Roarkes Stimmme, roch ihn und rollte sich fest zusammen in den Armen, die er um sie geschlungen hatte.
    »Ich kann nicht.« Sie konnte es nicht abschütteln. Da war so viel Blut.
    »Wir sind hier. Wir sind beide hier. Ich habe dich.« Er drückte seine Lippen auf ihre Haare, ihre Wangen. »Lass es gut sein, Eve. Lass es gut sein.«
    »Mir ist kalt. Mir ist so kalt.«
    Er rieb mit den Händen über ihren Rücken, ihre Arme, zu ängstlich, um sie allein zu lassen, und sei es auch nur, um eine Decke zu holen. »Halt mich fest.«
    Er hob sie auf seinen Schoß und wiegte sie, wie er das auch bei einem Kind getan hätte.
    Und die Schauder, die sie durchzuckten, wurden nach und nach leichter. Ihr Atem beruhigte sich.
    »Ich bin okay.« Sie ließ ihren Kopf schlaff auf seine Schulter sacken. »Es tut mir Leid.«
    Aber da er sie weiterhin festhielt und wiegte, schloss sie die Augen und versuchte sich der Tröstung hinzugeben, die er genauso nötig hatte wie sie.
    Doch nach wie vor sah sie, was sie gewesen war, was sie getan hatte. Was aus ihr in jenem Schreckensraum in Dallas geworden war. Roarke konnte es sehen. Er durchlebte es mit ihr in ihren Albträumen.
    In ihn vergraben, starrte sie ins Dunkel und fragte sich, ob sie die Schande ertrüge, wenn ein anderer Einblick bekäme, wie Eve Dallas die geworden war, die sie ist.
    Peabody liebte Besprechungen in Eves Privatbüro. Egal, wie ernst die Thematik auch war, wenn Essen mit ins Spiel kam, wurde die Atmosphäre sofort zwangloser. Eine Frühstücksbesprechung bedeutete nicht nur echten Kaffee, sondern auch echte Eier, echtes Fleisch und alle möglichen Sorten klebriger süßer Backwaren.
    Außerdem konnte sie die zusätzlichen Kalorien rechtfertigen, denn es waren arbeitsrelevante Nährstoffe. Ihrer Meinung nach hatte die momentane Situation keine Kehrseite.
    Sie waren alle versammelt - Feeney, McNab, Trueheart, Baxter, Dallas, sogar Roarke.
    Und Junge, Junge, ein Blick auf Roarke am Morgen brachte den Kreislauf genauso angenehm in Schwung wie der starke schwarze Kaffee, gesüßt mit waschechtem Zucker.
    Kein Wunder, dass der Lieutenant so schlank war. Sie musste ja schon Kalorien verbrennen, wenn sie ihn nur ansah. Unter Berücksichtigung dessen angelte sich Peabody noch ein paar Scheiben Schinken und stellte Berechnungen an, dass sie während

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