Ein gefährliches Geschenk
Sutherland.«
»Und nach Mitternacht?«
»Wie bitte?«
»Nach Mitternacht, Mr. Whittier, was haben Sie da gemacht?«
»Wir sind zu Bett gegangen. Meine Frau und ich sind zu Bett gegangen.« Er errötete, als er das sagte, ein Ausdruck, der sie an Feeneys Verlegenheit erinnerte, als diesem klar geworden war, was sie und Roarke in ihrer Erholungspause gemacht hatten.
Sie schloss daraus, dass Whittier und seine Frau vor dem Schlafen einer ähnlichen Erholung gefrönt hatten.
»Und am Abend des 19. August?«
»Ich verstehe das nicht.« Er sagte es murmelnd, sah aber in seinem Buch nach. »Ich habe keinen Termin drinstehen. Ein Donnerstag, ein Donnerstag«, sagte er und schloss die Augen. »Ich glaube, wir sind zu Hause gewesen, aber ich muss Pat fragen. Sie erinnert sich an solche Dinge besser als ich. Wir bleiben abends eigentlich meistens zu Hause. Es ist zu heiß, um auszugehen.«
Er war ein Lämmchen, dachte sie, unschuldig wie ein Lämmchen, genauso wie er es mit sieben gewesen war. Darauf würde sie die Bank verwetten. »Kennen Sie eine Tina Cobb?«
»Ich glaube nicht.. der Name ist mir ein wenig vertraut - etwas, wovon man glaubt, es schon mal gehört zu haben. Tut mir Leid. Lieutenant Dallas, können Sie mir bitte sagen, was hier vor sich geht, um was es sich genau...« Seine Stimme verlor sich.
Eve sah es, sah es auf seinem Gesicht, in seinen Augen, sobald der Name bei ihm klick machte. Und als sie es sah, wusste sie, dass sie mit ihrer Wette richtig gelegen hatte.
Dieser Mann war nicht daran beteiligt gewesen, das Blut des Mädchens zu verspritzen.
»Ach du lieber Himmel. Das Mädchen, das verbrannt wurde, ein paar Häuserblocks von der Baustelle entfernt verbrannt wurde. Sie sind seinetwegen hier.«
Eve griff in ihre Tasche, gerade, als es an der Tür klingelte. Roarke überlegte sie. Es war die richtige Entscheidung gewesen, ihn doch noch hinzuzuholen. Nicht, um ihr bei der Klärung zu helfen, ob Whittier verwickelt war, sondern damit jemand Vertrauter im Raum war, wenn sie ihn wegen seines Sohnes befragte.
»Meine Partnerin wird die Tür öffnen«, sagte sie und zog Tinas Foto aus der Tasche.
»Kennen Sie diese Frau, Mr. Whittier?«
»Mein Gott, ja. O Gott. Aus den Medienberichten. Ich sah sie in den Berichten. Sie war ja fast noch ein Kind. Sie glauben also, sie sei in meinem Gebäude umgebracht worden, aber das verstehe ich nicht. Man hat sie doch verbrannt aufgefunden, auf diesem Grundstück.«
»Sie ist nicht dort umgebracht worden.«
»Sie können doch von mir nicht erwarten, dass ich irgendeinem von meinen Leuten so etwas zutraue.« Er blickte auf, und man sah ihm seine Verwirrung an, als er sich erhob.
»Roarke?«
»Steve.«
»Roarke ist ein Zivilberater in dieser Ermittlung«, klärte Eve ihn auf. »Haben Sie irgendwelche Einwände dass er zugegen ist?«
»Nein. Ich -«
»Wer verfügt über die Sicherheitscodes zu Ihrem Gebäude an der Avenue B?«
»Ah. Mein Gott.« Steve drückte einen Moment lang eine Hand an seinen Kopf. »Ich habe sie, die Sicherheitsgesellschaft natürlich. Hinkey, ah... ich kann nicht klar denken.
Yule, Gainer. Das wär’s dann.«
»Ihre Frau?«
»Pat?« Er lächelte zaghaft. »Nein. Ausgeschlossen.«
»Ihr Sohn?«
»Nein.« Aber seine Augen wurden ausdruckslos. »Nein. Trevor arbeitet nicht auf Baustellen.«
»Aber er ist in diesem Gebäude gewesen?«
»Ja. Mir gefällt diese selbstverständliche Folgerung nicht, Lieutenant. Sie gefällt mir gar nicht.«
»Weiß Ihr Sohn denn, dass sein Großvater Alex Crew war?«
Auch die letzte Spur von Farbe wich aus Steves Wangen. »Ich glaube, ich ziehe jetzt doch einen Anwalt hinzu.«
»Das liegt bei Ihnen.« Er sieht sich als Schutzschild, ging es Eve durch den Kopf. Instinkt. Ein Vater, der seinen Sohn beschützt. »Es wird natürlich bedeutend schwieriger, die Medien aus dem Fall herauszuhalten, wenn erst mal ein Anwalt mit hinzugezogen wird. Dann wird es schwer sein, Ihre Verbindung zu Alex Crew und den Ereignissen, die sich vor fünfzig Jahren zugetragen haben, der Öffentlichkeit zu verschweigen. Ich gehe davon aus, dass gewisse Einzelheiten Ihrer Vergangenheit lieber privat bleiben sollten, Mr. Whittier.«
»Was hat das mit Alex Crew zu tun?«
»Was würden Sie tun, um Ihre Herkunft geheim zu halten, Mr. Whittier?«
»Fast alles. Fast. Die Tatsache dieser Vergangenheit und die Angst davor haben die Gesundheit meiner Mutter zerstört. Wenn dies öffentlich wird, könnte es sie
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