Ein gefährliches Geschenk
den Menschen einen anständigen Platz zum Leben geben. Meine Tochter heiratet nämlich nächstes Frühjahr. Sie und ihr Freund haben sich schon für diese Wohneinheit hier gleich rechts vormerken lassen.«
Eve warf ihm einen verstohlenen Blick zu, gerade noch rechtzeitig, um seinen etwas verknautschten und rührseligen Gesichtsausdruck zu sehen. »Wird hübsch werden, denke ich. Und ich weiß, dass hier alles gut gebaut ist. Solide.« Er klopfte mit einer Hand an die Wand. »Nicht diese Zahnstocher-und-Klebstoff-Scheiße, die heute oft benutzt wird, wenn sie eins dieser alten Gebäude wieder zurechtbasteln. Steve hat noch Stolz.«
»Arbeiten Sie schon lange für ihn?«
»Siebzehn Jahre diesen Oktober. Er ist kein Windhund. Der kennt seine Gebäude. Arbeitet Seite an Seite neben einem, wenn’s draufankommt.«
Sie fand ein paar Tropfen Blut, zog es aber nicht Erwägung, wie schon in den anderen Räumen. Zu wenig. Außerdem brauchte man nur ein paar Leute mit ein paar Werkzeugen zusammenzubringen, und schon konnte ein wenig Blut fließen.
»Sind Sie hier schon lange dran?«
»O ja. Es ist die größte Baustelle, die wir je hatten. Hat sich den Arsch aufgerissen, um diesen Auftrag hier zu kriegen, und er ist auch jeden Tag hier.«
Er verließ mit ihr die Wohnung und ging einen Flur mit behauenen Wänden entlang.
»Und was ist mit seinem Sohn?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Arbeitet der auch mit?«
Hinkey schnaubte spöttisch, fing sich aber wieder. »Arbeitet im Büro.«
Eve hielt inne. »Sie mögen ihn nicht besonders.«
»Mir steht kein Urteil zu.« Hinkey zog seine massige Schulter hoch. »Ich denke nur, er gleicht seinem alten Herrn nicht sehr, jedenfalls nicht, soweit ich das sehe.«
»Dann kommt er also nicht hierher?«
»Er ist vielleicht ein- oder zweimal hier gewesen. Zeigt kein besonderes Interesse. Er ist der Anzug-und-Krawatte Typ, verstehen Sie?«
»Ja, tu ich.« Sie stieg über einen Stapel, der nach Holz ausah. »Könnte er die Zugangscodes haben?«
»Wüsste nicht, warum.«
»Als Sohn vom Boss.«
Hinkeys Achselzucken war die Antwort.
Ihr klangen die Ohren, und ihr Kopf dröhnte, als sie sich das dritte Stockwerk vornahmen. Wenn sie gewusst hätte, was sie hier erwartete, hätte sie sich Ohrschützer erbeten.
Sie hatte das Gefühl, dass die Werkzeuge hier auf Kreischniveau arbeiteten. Mit einigem Respekt betrachtete sie die große Säge, die von einem Mann bedient wurde, der höchstens gerade mal hundert Pfund auf die Waage brachte.
Sie machte einen großen Bogen herum und stellte den Scanner an.
Und traf dieHauptschlagader.
»Was zum Teufel ist das - Entschuldigung.«
»Das ist verdammt viel Blut, Hinkey.« Sie strich mit dem Scanner über den Fußboden und enthüllte ein hellblaues Muster, das sich über den Boden zog und an der Wand hochspritzte. »Hat sich einer Ihrer Männer hier mit der Säge ein Gliedmaß abgeschnitten?«
»Herr im Himmel, nein. Ich verstehe gar nicht, wieso das Blut sein kann, Lieutenant.«
Sie konnte es. Genauso wie sie die Schmierspur erkennen konnte, die hinaus auf den Flur führte. Wohin Tina Cobb zu kriechen versucht hatte.
Er war durchgelaufen, wie ihr auffiel, hatte sich wohl gebückt, um besser sehen zu können. Er hatte ein paar Abdrücke hinterlassen, war das nicht praktisch?
Cobb auch, wie sie entdeckte. Blutige Handabdrücke. Hat versucht, sich an der Wand hochzuziehen, hat sich daran abgestützt und ihre Hand hierhin und dorthin gedrückt.
Er hat sich Zeit gelassen mit ihr, dessen war Eve sich sicher. Er hat sie über den gesamten Flur des dritten Stockwerks kriechen, humpeln, stolpern lassen, eher er ihr den Todesstoß versetzte.
»Das kann kein Blut sein.« Hinkey starrte auf das Blau und schüttelte bedächtig seinen Kopf. »Wir hätten es doch sehen müssen. Jessas noch mal, das kann man doch gar nicht übersehen.«
»Dieser Bereich hier muss abgesperrt werden. Ich muss Sie bitten, Ihre Leute aus diesem Gebäude hier abzuziehen. Das ist ein Tatort.« Sie nahm ihr Sprechgerät.
»Peabody? Ich habe sie gefunden. Dritter Stock.«
»Ich muss. . ich muss dem Boss Bescheid sagen.«
»Tun Sie das, Hinkey. Sagen Sie ihm, er solle sich zur Verfügung halten, bei ihm zu Hause, in einer Stunde.« Eve wandte sich zu ihm um und wurde von einer Welle des Mitgefühls überrollt, als sie das Entsetzen in seinen Augen sah. »Ziehen Sie Ihre Leute aus diesem Gebäude ab, und informieren Sie Whittier. Ich möchte mit ihm reden.«
In weniger als
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