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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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gehen! Ich kann ausgezeichnet laufen. Ich muss nicht herumgezerrt werden.«
    »Nur, bis wir draußen im Garten sind.« Er wollte sie draußen haben und zwar schnell, also legte er die weiße Schachtel auf ihren Schoß und peilte mit ihrem Stuhl die Tür an.
    »Heute ist es draußen nicht zu heiß, es ist schön und sonnig. Du kannst sicher etwas frische Luft vertragen.«
    Trotz all der Sauberkeit des Ortes und der Geldflut, mit der diese gewährleistet wurde, roch Trevor nur den Verfall von Alter und Krankheit. Es drehte ihm den Magen um.
    »Ich habe meine Punkte noch nicht gezählt.«
    »Ist schon gut, Großmama. Warum machst du nicht dein Geschenk auf?«
    »Ich bin für einen Spaziergang im Park jetzt nicht eingeplant«, sagte sie sehr präzise.
    »Es steht nicht in meinem Terminplan. Ich begreife diese Änderung nicht.« Aber als er auf den Aufzug zusteuerte, rissen ihre Finger schon am Deckel der Schachtel.
    »Oh, sind die aber schön! Rosen. Im Garten hatte ich mit Rosen nie viel Glück. Wo immer wir auch waren, ich pflanzte mindestens einen Rosenstrauch. Erinnerst du dich, mein Schatz? Ich musste es versuchen. Meine Mutter hatte so einen wunderschönen Rosengarten.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Trevor interesselos.
    »Du hast ihn auch mal gesehen.« Sie war jetzt sehr lebhaft, und es schimmerte ein wenig ihrer früheren Schönheit durch. Trevor hatte zwar den Rosengarten nicht gesehen, aber er sah die Perlenstecker in ihren Ohren, die teuren Schuhe aus weichem cremefarbenen Leder. Und dachte an all die Vergeudung.
    Sie behielt ihr Lächeln bei und strich sanft über die rosa Blütenblätter. Wer sie vorbeikommen sah, nahm die Freude einer zerbrechlichen alten Dame an Blumen wahr und den gut aussehenden, gut gekleideten jungen Mann, der sie schob.
    »Wie alt warst du wohl damals, Kleines? Vier, denke ich.« Strahlend nahm sie eine der langstieligen Schönheiten aus der Schachtel, um daran zu riechen. »Du wirst dich nicht daran erinnern, aber ich mich schon. Ganz deutlich. Warum nur kann ich mich nicht an gestern erinnern?«
    »Weil gestern nicht wichtig ist.«
    »Ich habe mir meine Haare richten lassen.« Sie plusterte sie auf und drehte ihren Kopf von der einen zur anderen Seite, um ihre rostroten Locken zu zeigen. »Gefällt es dir, Kleiner?«
    »Es sieht hübsch aus.« Selbst millionenschwere Diamanten würden ihn nicht dazu verführen können, das alte Haar zu berühren. Wie alt war dieser Knochensack eigentlich? Er rechnete, nur um seinen Geist zu beschäftigen, und war überrascht, als er herausfand, dass sie jünger war als das Miststück am Kartentisch.
    Wirkte älter, befand er. Wirkte älter, weil sie verrückt war.
    »Wir gingen zurück, dieses eine Mal kehrten wir zurück.« Sie nickte entschlossen mit dem Kopf. »Nur für ein paar Stunden. Ich vermisste meine Mutter so sehr, dass es mir fast das Herz brach. Aber es war Winter, und die Rosen blühten nicht. Deshalb hast du sie nicht wiedergesehen.«
    Sie drückte eine Rosenknospe an ihre Wange und schloss die Augen. »Jedes Mal, wohin wir auch gingen, habe ich einen Garten, einen Blumengarten gepflanzt. Ich musste es versuchen. Oh, ist das hell!« Ihre Stimme bebte, als er ihren Stuhl nach draußen schob. »Es ist so schrecklich hell hier draußen.«
    »Wir sind gleich wieder im Schatten. Weißt du denn, wer ich bin, Großmama?«
    »Ich wusste immer, wer du warst. Es war schwer, so schwer für dich, dich ständig verändern zu müssen, aber ich wusste immer, wer du warst, Kleiner. Wir gaben einander Sicherheit, nicht wahr?« Sie griff nach hinten und tätschelte seine Hand.
    »Gewiss.« Wenn sie ihn für seinen Vater halten wollte, umso besser. Ihre Beziehung war mit keiner anderen zu vergleichen. »Wir gaben einander Sicherheit.«
    »Manchmal kann ich mich kaum erinnern. Es geht rein und raus, wie ein Traum. Aber dich kann ich immer sehen, Westley. Nein, Matthew. Nein, nein, Steven.« Sie atmete erleichtert aus, als sie den Namen getroffen hatte. »Jetzt Steven, schon so lange Zeit. Der wolltest du immer sein, also bist du es jetzt auch. Ich bin so stolz auf meinen Jungen.«
    »Erinnerst du dich an das letzte Mal, als er uns gefunden hat? Mein Vater? Erinnerst du dich an jenes letzte Mal, als du ihn sahst?«
    »Ich möchte nicht darüber reden. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.« Ihr Kopf wackelte hin und her, als er sie den Pfad hinunterrollte, weg von den anderen. »Ist es gut hier? Sind wir hier sicher?«
    »Absolut sicher. Er ist weg. Er ist

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