Ein gefährliches Geschenk
mal, eine ganze Woche kennen?«
»In bestimmten Situationen lernen sich Menschen schneller kennen. Und das ist bei uns der Fall.«
»Was ist denn deine liebste Kindheitserinnerung, bevor du zehn warst?«
»Schwere Frage.« Er überlegte ein paar Sekunden lang. »Als ich Fahrrad fahren gelernt habe. Mein Vater rannte grinsend nebenher, gleichzeitig stand ihm aber die Angst im Gesicht geschrieben, nur dass ich das damals nicht erkannt habe. Es fühlte sich großartig an, als ich merkte, dass ich ganz alleine Fahrrad fahren konnte. Und bei dir?«
»Ich habe auf einem großen Bett im Ritz Carlton in Seattle gesessen. Wir hatten dort eine Suite, weil wir damals wirklich Geld hatten. Dad hatte beim Zimmerservice Krabbencocktail und Brathühnchen - weil ich beides so gerne mochte - und Kaviar bestellt, der mir als Kind nicht geschmeckt hat. Außerdem gab es noch Pizza und Milchshakes. Ein richtiges Traumessen für eine Achtjährige. Mir ist davon fast übel geworden.«
Sie schwieg einen Moment. »Offenbar kommen wir nicht ganz aus der gleichen Welt, Max.«
»Aber jetzt sind wir in der gleichen.«
Sie blickte ihn an. Er wirkte selbstbewusst und klug mit seinen starken Händen auf dem Lenkrad, seinem von der Sonne gesträhnten Haar, das der Wind zerzaust hatte, seinen gefährlichen Katzenaugen hinter der Sonnenbrille.
Gut aussehend, beherrscht, selbstsicher. Das Pflaster an seiner Schläfe war eine Erinnerung daran, dass er nicht immer der Sieger war, aber er blieb auch nicht der Unterlegene.
Mann meiner Träume, dachte sie, was mache ich nur mit dir?
»Du bist schwer abzuschütteln.«
»Ich bin dir ja auch in die Arme gestolpert, meine Süße, als ich mich in dich verliebt habe.«
Sie warf lachend den Kopf zurück. »Das ist eine blöde Bemerkung, aber ich habe offensichtlich eine Schwäche für schlagfertige Männer.«
Er hielt vor ihrem Laden. »Ich hole dich ab, wenn du zumachst.« Dann beugte er sich vor und gab ihr einen Kuss. »Arbeite nicht zu viel.«
»Das ist alles so seltsam normal. Ein kleines bisschen Normalität in einem Riesenbündel mit Seltsamem.« Sie fuhr leicht mit den Fingerspitzen über seinen Verband. »Sei vorsichtig, ja? Alex Crew weiß jetzt, wer du bist.«
»Ich hoffe, wir begegnen einander bald. Ich muss mich noch revanchieren.«
Normal blieb es auch den Rest des Tages über. Laine bediente Kunden, verpackte Waren, die versandt werden sollten, packte Lieferungen aus, die sie bestellt hatte. Solche Tage liebte sie eigentlich - es gab zwar viel zu tun, aber sie musste nichts überstürzen. Sie schickte Dinge an Leute, denen sie so gut gefielen, dass sie dafür bezahlt hatten, und packte Waren aus, die ihr so gut gefallen hatten, dass sie sie für den Laden bestellt hatte.
Trotzdem zog sich der Tag hin.
Sie machte sich Sorgen um ihren Vater und fragte sich, was er in seiner Trauer wohl Unvernünftiges anstellen würde. Außerdem sorgte sie sich um Max und was ihm passieren konnte, wenn Crew ihn aufstöberte.
Um ihre Beziehung zu Max machte sie sich ebenfalls Gedanken, und sie zerlegte und analysierte sie so lange, bis sie es selber Leid war.
»Sieht so aus, als ob wir endlich allein wären«, sagte Jenny, als der letzte Kunde den Laden verlassen hatte.
»Warum machst du nicht einfach eine Pause? Leg für ein paar Minuten die Beine hoch.«
»Ja, gerne. Und du tust das auch.«
»Ich bin nicht schwanger. Ich muss noch Papierkram erledigen.«
»Aber ich bin schwanger, und ich setze mich erst hin, wenn du mir Gesellschaft dabei leistest. Wenn du dich also nicht hinsetzt, dann zwingst du eine schwangere Frau, weiter auf den Beinen zu sein - und die sind geschwollen.«
»Oh, Jenny. . deine Beine sind geschwollen?«
»Okay, noch nicht. Es könnte aber jederzeit passieren, und dann ist es deine Schuld. Also, komm, wir setzen uns hin.«
Sie zog Laine zu einem kleinen Sofa mit herzförmig geschwungener Rückenlehne. »Ich liebe dieses Möbel. Ich habe schon ein Dutzend Mal überlegt, ob ich es mir kaufen soll, aber ich habe absolut keinen Platz dafür.«
»Wenn du etwas wirklich liebst, findest du auch einen Platz dafür.«
»Das behauptest du ständig - aber dein Haus sieht gar nicht aus wie ein Antiquitätenlager.« Sie fuhr mit dem Finger über eine aufgedruckte Rose auf den Kissen. »Aber trotzdem, wenn es in einer Woche noch nicht verkauft ist, dann schlage ich zu.«
»Es würde toll in den kleinen Erker in deinem Wohnzimmer passen.«
»Ja, das stimmt, aber dann müsste ich
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